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Gewalt gegen Landarbeiter
Ein Hilferuf aus Paraná

Hört auf, unsere Kinder zu töten! Die Stimme der Mutter Erde hallt wider im Schrei der Mütter von Guairaçá, einem kleinen Bezirk im Nordwesten des Bundesstaates Paraná, einem der Schauplätze der Gewalt und der Unterdrückung, ausgelöst von der Regierung des Gouverneus Jaime Lerner gegen die Landarbeiter ohne Land. Die Frauen, die früher um ihre Männer weinten, weinen jetzt um sich selbst und um ihre Kinder. Unzählig sind die Mütter, die in ihren Armen ihre verletzten Kinder tragen, die das Blut der Unschuldigen vergießen. Gewehrkolbenschläge, Bombensplitter, von Gummigeschossen verursachte Verwundungen, Fußtritte, Fausthiebe ...

Die eintausend Militärpolizisten, die in der Morgendämmerung des 25. Februar 2000 das Landarbeiterlager auf der Fazenda Figueira überfielen, scheinen das Gefühl für Menschlichkeit verloren zu haben. Ausgebildet, um die Landlosen und ihre Führer zu massakrieren, und damit anscheinend nicht zufrieden, greifen sie jetzt Kinder und Frauen an wie ein fünfmonatiges Baby, das in ernstem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert wurde, weil es mit einer Tränengasbombe vergiftet wurde, die in die Baracke, wo es schlief, geschleudert wurde.

Ein anderes Kind von zwei Jahren wurde mit Bombensplittern in den Augen und Unterleibverletzungen eingeliefert. Getrennt von den Eltern (41 von ihnen wurden verhaftet), in die Autobusse gezwungen, die von der UDR (União Democrática Ruralista)1, dem Syndikat des Todes, gemietet wurden, sind diese Kinder das tragischste Zeugnis der Barbarei und der Grausamkeit dieser Regierung.

„Meinem vierjährigen Sohn wurde ins Bein geschossen. Sie kamen und schossen auf alles, was sich bewegte. Es spielte keine Rolle, ob es ein Erwachsener oder Kind war. Obwohl die Mehrheit der Polizisten Gesichtsmasken benutzten, konnte man erkennen, dass sie Vergnügen hatten bei dem, was sie taten. Ich fühlte einen starken Schlag im Gesicht, und als ich anfing, meinem jüngsten Sohn Adriano (4 Jahre), dem ins Bein geschossen worden war, zu Hife zu eilen, bekam ich einen Kolbenschlag auf den Kopf. Von da an sah ich nichts mehr, fiel in Ohnmacht“. (Salete Pelissari, 31 Jahre, Bäurin. Der anderen Tochter, Claudimara, 7 Jahre, wurde auch in den Arm geschossen.) ...

Es waren insgesamt fast 500 Kinder am 25. Februar 2000 auf den drei geräumten Latifundien (Fazenda Figueira, Fazenda Santa Filomena und Fazenda Eloá)! Mädchen und Jungen, die auf dem Lande die einzige Chance für eine bessere Zukunft haben. In den Tränen dieser Kinder und ihrer Mütter weint das brasilianische Volk, das an Hunger, Arbeitslosigkeit, Elend stirbt ... Entweder wir schreien jetzt gegen diese Barbarei, oder es wird zu spät sein, wenn sie an unsere Tür schlagen. Schreien wir jetzt, wenn wir die Landschaften unseres Vaterlandes mit mehr Würde schauen und hoffen wollen, dass eines Tages alles anders sei, mit Agrarreform und Gerechtigkeit auf dem Land.

CPT (Comissão Pastoral da Terra) und MST (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) klagen noch einmal die Barbarei an, ausgelöst durch den Gouverneur Jaime Lerner gegen die Landarbeiter, die um das Land kämpfen, wo sie leben und arbeiten. Allein in diesen ersten zwei Monaten des Jahres 2000 hatten wir schon in Paraná zwölf gewaltsame Räumungen mit insgesamt 96 Gefangenen und 46 Verwundeten. Die Gewalt spitzte sich zu: zuerst verfolgten sie die Landarbeiter ohne Land, danach gingen sie dazu über, Führungskräfte, Anwälte, Journalisten, Priester zu verfolgen, zu bedrohen und anzugreifen. Als Vollendung ihrer Grausamkeit verletzen sie jetzt Frauen und Kinder, schwache Ziele des in den letzten Jahren in Paraná ausgeübten Massakers, das schon Tausende von Familien obdachlos, Männer und Frauen verletzt, verstümmelt, tot zurückließ.

    Curitiba (Paraná), Brasilien, 28. 02. 2000
    Comissão Pastoral da Terra
    Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra
    Übersetzung: Hans Blume (Freiburg)


1 Militanter Großgrundbesitzerverband, der eine Privattruppe unterhält und einsetzt.




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Portugal-Post Nr. 10 / 2000