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Luditives Spiel mit einem gehörigem Schuss Saudade

Von Peter Unkart

Es hätte nicht spannender und… trauriger (nicht enttäuschender, denn nicht enttäuscht haben uns die Figos, sondern berauscht) sein können, was uns die Fußball-EM, die gerade mal eben unsere Gänsehaut sich hat wieder glätten lassen, so an sehens – und erlebenswertem bot.

Ach ja, als hätte man das Schicksal gegen sich, dachten wohl all jene irgendwie im tragischen Xavier-Moment, denen Camões, Pessoa, die Entdecker schlechthin und all das in irgendeiner Weise am Herzen liegt, was sich so zwischen Trás-os-Montes und Algarve abspielte, abspielt und abspielen wird.

Fußball ist nur ein Spiel. Und das ist richtig und wird von den Mannen um Figo wahrlich für bare Münze genommen, der Beweis wurde bei der EM erbracht. Das Luditive, mit dem die portugiesische National-Elf sich in Szene setzte und als eines der wenigen Teams während des niederländisch-belgischen Fußballspektakels ein anderes Zeichen setzte als eben nur Härte – schließlich geht es um nicht unbeträchtliche Summen bei einem solchen Ereignis -, Lustlosigkeit gepaart mit Unvermögen – wir wissen schon, wer gemeint ist – oder eher langweilige Einzeldarstellungen der Akteure, die nun einmal sozusagen das persönliche vor das Kollektive stellen. – Nein, unser Respekt und unsere Hoffnung auf weitere solche Vorstellungen, bei denen den bedächtig, aber bravourös aufspielenden Portugiesen schon jetzt volle Ränge garantiert sind, gilt denen, die sich in unser Herz gespielt haben durch die Kunst, uns stets vor Augen zu halten, dass Spieler, sei es im Fußball oder anderswo, in erster Linie spielen und in zweiter an die vollen Taschen denken, die ohnehin in dieser Klasse selbst nach einer einzigen Spielsaison zu platzen drohen.

Dabei sei dahingestellt, ob das nun richtig ist oder nicht mit den Millionenverdiensten, während andere sich doch abschuften für einen Hungerlohn, möchte man dagegen fast ins Feld führen. Diese Frage steht aber auf einem anderen Papier, klar ist wohl aber, dass es offenbar einige Profis gibt, denen zweiteres gewichtiger zu Buche schlägt, wenn sie denn Buch führen über ihre Riesengehälter und diese nicht gleich in den Wind schießen… Es ist fast müßig darüber zu spekulieren, ob man Milliönchen und Abermilliönchen überhaupt in der Lage sein kann, noch auszugeben.

Die „Goldene Generation“ steht noch vor großen Zielen, die es auf den Fußballfeldern der Welt – 2002 schon ist die nächste WM und 2004, na ja, dann endlich die EM in Portugal selbst - zu erreichen gilt, so wie auch Portugal an sich noch wichtige Etappen nehmen kann und wird, die den sozio-ökonomischen Aufschwung der letzten Jahre verstärken und in ein Kontinuum stellen werden und ihm somit nicht nur auf sportlichem, sondern ebenso auf vielen anderen Gebieten eine noch beachtlichere internationale Stellung einbringen wird.

Wenn auch ein Sieg per se schon eine feine Sache sein mag, zumal einen Titel bei einer EM oder WM, so sind doch - außer der protestgeladenen Szene nach dem Elfer gegen Frankreich, für die der portugiesische Verband recht tief in die Kasse greifen mußte, um der erzürnten Behörde ihren Tribut zu hinterlegen – die Protagonisten der Coelho-Elf in Sachen Einstellung und Verhalten auf dem Feld mindestens Anwärter auf ein Treppchen geworden. An das Podest müssen sie sich wohl auch gewöhnen, denn nicht immer ist ein Schiri so mutig und selbstsicher, um in einer solchen spezifischen Situation einen Strafstoß zu geben.

Wie auch immer, zum Spiel gehört Glück, und dazu hilft nur Daumen drücken, aber feste bitte!





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Portugal-Post Nr. 11 / 2000