Liberal-konservative PSD verfehlt aber absolute Mehrheit.
Bündnis mit national-konservativer Volkspartei erwartet
Lissabon - Den sicheren Sieg bei den vorgezogenen portugiesischen
Parlamentswahlen hätte dem Juristen José Manuel Durão Barroso beinahe das trübe
Atlantiktief verregnet. Nicht einmal die Hälfte der 8,6 Millionen
wahlberechtigten Portugiesen - in politischen Fragen ohnehin eher lethargisch -
war bis zum Sonntagnachmittag in die Wahllokale gegangen. Schließlich reichte
es der konservativen Sozialdemokratischen Partei (PSD) dennoch für den
Machtwechsel: Mit 40,1 Prozent der Stimmen gegenüber 37,8 Prozent setzte sich
Durão Barrosos Partei klar gegen die seit sechs Jahren regierenden Sozialisten
(PS) unter Bauminister Eduardo Ferro Rodrigues durch.
Die Gewichtsverlagerung nach rechts setzte sich bei den kleineren
Parteien fort. Hier konnte die national-konservative Volkspartei (PP) mit 8,7
Prozent einen deutlichen Vorsprung gegenüber dem Bündnis von Kommunisten und
Grünen (CDU) erringen. Der alternative Linksblock (BE) errang 2,8 Prozent der
Stimmen und wird drei Abgeordnete stellen.
Dass Durão Barroso die hart umkämpfte absolute Mehrheit
verfehlte, hat er sich selbst zuzuschreiben. Nach den Skandalen der
PS-Regierung, dem klaffenden Haushaltsloch - zwischen 2,2 und 5 Prozent - und
dem "blauen Brief" der EU-Kommission erteilten die Portugiesen seiner
Gegnerpartei schon bei den Kommunalwahlen im Dezember einen Denkzettel. Premier
Antonio Guterres trat umgehend zurück. Doch Durão Barroso machte im Wahlkampf
unpopuläre Steuerversprechen an die Unternehmer, gefährdete durch einseitige
Baustopps seiner neuen Bürgermeister die ersehnte Fußball-Europameisterschaft
2004 und verstieg sich zu Formeln wie "kein neuer Flughafen ohne sichere
Rente". Dabei sind die Infrastrukturleistungen zum großen Teil
EU-finanziert.
Nun muss die PSD einen Koalitionspartner suchen, will sie nicht
als Minderheitsregierung Gefahr laufen, dass ihre Reformen vom Parlament
blockiert werden und neuerliche vorgezogene Wahlen folgen. Durão Barroso plant
einen rigorosen Sparkurs und den Abbau von Subventionen und Vergünstigungen.
Als einziger Partner für die Mehrheit der 230 Parlamentssitze kommt die PP
infrage. Doch deren Parteichef Paolo Portas kokettierte stets mit einer
Verweigerungshaltung, stellte seinerzeit die Euro-Teilnahme infrage und trat bei
früheren Wahlen mit Slogans wie "Portugal zuerst" an.
Entsprechend hüllt sich Durão Barroso über
Koalitionsverhandlungen in Schweigen. Er werde jedoch "alles tun, um eine
stabile Regierung zu bilden", und binnen zwei Wochen ein neues Kabinett
vorstellen. Zunächst stehen Beratungen mit Staatspräsident Jorge Sampaio (PS)
an, der eine Mittlerrolle übernimmt und laut Verfassung den Wahlsieger mit der
Regierungsbildung beauftragt.
Unterdessen kündigten die Sozialisten eine ungemütliche
Oppositionspolitik an. "Wir werden eine starke linke Alternative
bilden", sagte Ferro Rodrigues. "Denn wir sind es, die die Arbeiter,
die Armen, die soziale Gerechtigkeit und die Chancengleichheit
verteidigen." Von einer inneren Reform der PS war bislang keine Rede
Quelle: Die Welt
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