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Und nun sind die Tore geschlossen

Peter Koj

Am 8. Februar gab der noch amtierende Premierminister António Guterres das Zeichen, die Schleusentore des Staudamms  von Alqueva zu schließen. Er setzte damit den Schlusspunkt unter ein weiteres dieser „Sankt-Nimmerleins-Bauvorhaben“, das der „Bewässerungsplan für den Alentejo“ des Diktators Salazar von 1957 schon beinhaltete. Nach mehreren Jahrzehnten der Studien und der Unsicherheiten wurde es 1994 endgültig ernst unter dem damaligen Premierminister Cavaco Silva. Aber der Bau der eigentlichen Staumauer wurde erst in der Regierungszeit von António Guterres in die Tat umgesetzt. Vor 1.500 geladenen Gästen hob Guterres hervor, dass die Verwirklichung des Projektes „eine Verpflichtung gegenüber den Bewohnern des Alentejo ist, damit sie die Zukunft in die eigenen Hände nehmen können und mit Erfolg den Problemen begegnen können, die aus der Isolierung herrühren und dem wirtschaftlichen Rückschritt, zu dem die Region schicksalhaft verdammt schien“.

 

Doch während sich allmählich der größte künstliche See Europas bildet, erheben sich mehr und mehr kritische Stimmen, welche solch hehre Ziele des scheidenden Premierministers in Frage stellen. Da ist zuerst der sogenannte „Krieg der Quoten“. Verschiedene außerparlamentarische Umweltorganisationen (ONGA) haben sich zur Bewegung „Quote 139“ zusammengeschlossen. Sie stellen die von der Regierung und der Betreiberfirma EDIA vorgesehene Stauhöhe von 152m in Frage, welche die Überflutung einer Fläche von 125.000 Hektar bedeuten würde. Die ONGA vertreten dagegen eine Höhe von 139m, was die geflutete Fläche um die Hälfte reduzieren würde (siehe Abbildung) und das Überleben verschiedener bedrohter Pflanzen- und Tierarten sichern würde.

 

Eine andere nicht weniger lebhafte Kritik bezieht sich auf die landwirtschaftliche Nutzung des Stausees. Die Bauern des Alentejo sind seit Jahrhunderten an den Trockenanbau gewöhnt und in keinster Weise auf eine Bewässerungslandwirtschaft vorbereitet. Es ist zu befürchten, dass viele inVersuchung geraten werden, ihre Ländereien an touristische Unternehmer zu verkaufen, die bereits von satten Gewinnen träumen. Um deren Habgier zu bremsen, wurde ein „Regionalplan zur Ordnung des Gebietes um Alqueva“ (OROEZA) entworfen, der fünf „Gebiete vorzugsweiser Besiedlung“ (außerhalb eines Uferstreifens von 500m) in Juromenha, Nova Aldeia da Luz (das alte Dorf Luz wird geflutet), den Dörfern Alqueva, Amieira und Granja und vier „Gebiete auf Wasserhöhe“ (in einem 500m breiten Streifen gerechnet vom Höchststand des Wassers und jenseits der 100m-Wassergrenze) in Araieiros, Atalaia das Ferrarias, Aldeia da Estrela und in der Nähe des Staumauerzentrums.

 

Es im Augenblick außer Frage steht (drücken  wir die Daumen!) jede Art von Häuserbau auf den Inseln, die sich allmählich bilden. Was jedoch die umstrittene Anlage von Golfplätzen angeht, so geht der PROEZA von der Möglichkeit aus, dass wenigstens vier solcher Anlagen gebaut werden, obwohl der Staatssekretär für die Regionalplanung, Pedro Silva Pereira neun für möglich hält, wenn auch mit „geringer Wahrscheinlichkeit“. Wir werden sehen! Auf jeden Fall müssen wir uns nach dem schlechten Beispiel, welches uns der Algarve und andere Regionen Portugals vorgegeben haben darauf einstellen, dass ein weiteres Naturparadies verloren geht im Namen der Spekulation und des raschen Profits von einigen Wenigen.





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Portugal-Post Nr. 18 / 2002


Pulo do Lobo