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Editorial

Liebe Portugalfreunde,

Vasco da Gama - ein Grund zum Feiern?

Die zweite Ausgabe der Portugal-Post hat Vasco da Gama und die 500jährige Wiederkehr seiner ersten Seereise nach Indien zum Thema. Wir wissen, dass dieses historische Ereignis durchaus dazu angetan ist, gemischte Gefühle zu erwecken und dass vielen Nationen und Völkern, ähnlich wie bei den Kolumbusfeierlichkeiten vor 6 Jahren, nicht zum Feiern zumute ist.

Es hilft auch wenig, darauf zu verweisen, dass es den portugiesischen "Entdeckern" - im Gegensatz zu den spanischen Konquistadoren - nicht um Plünderung, Landnahme und Völkermord ging, sondern um die Errichtung eines überseeischen Handelsimperiums. Dies ging jedoch nicht ohne Grausamkeiten ab, wenn der jeweilige Handelspartner nicht willens war oder wenn es darum ging, in das bereits bestehende, von den Arabern dominierte Handelsimperium einzudringen.

Dass die maritime Expansion der Portugiesen in Afrika und Asien auf der Überlegenheit ihrer Feuerwaffen beruht, die sie - so der deutsch-portugiesische Waffenspezialist und -sammler Rainer Daenhardt - wiederum den deutschen Waffenschmieden verdanken, macht die Angelegenheit für deutsche Portugalfreunde nicht gerade einfacher.

Selbst von offizieller portugiesischer Seite hält sich der Jubel sehr in Grenzen. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass die Heldentaten der portugiesischen Seefahrer, der Heróis do Mar, während der Salazardiktatur einseitig glorifizierend für das von den Machthabern der damaligen Zeit propagierte Quinto Império, das Fünfte Weltreich, ausgenutzt wurden.

Dabei gibt es in der portugiesischen Literatur ein frühes großartiges Werk, das ein realistisches Bild der portugiesischen "Entdecker" zeichnet: die Peregrinação von Fernão Mendes Pinto (Lissabon 1614, deutsche Übersetzung im Thienemann Verlag). Fernão Mendes Pinto war selbst von 1537 - 1558 auf Asienfahrt und schildert mit schonungsloser Offenheit die Habgier seiner Landsleute, ihr rüdes, sich auf christlicher Anmaßung und Intoleranz gründendes Auftreten.

Bei aller political correctness bleibt jedoch festzuhalten: Vasco da Gamas erste Seereise nach Indien, deren Ankunft sich am 22. Mai zum 500. Mal jährt, stellt eine maritime Hochleistung dar und gehört zu den "Reisen, die die Welt veränderten" (so auch der Titel unseres Vasco da Gama - Themenabends im Museum für Völkerkunde am 4. Juni). Sie hat zudem den Handel und die Wirtschaft der Hansestadt Hamburg nachhaltig belebt, deren traditionelle und durch die Präsenz der Sefarden noch intensivierten Handelsbeziehungen zu Lissabon sich nun auszahlten. Durch den Seeweg nach Indien stieg Lissabon zur Drehscheibe des europäischen Handels, insbesondere mit den Gewürzen, und Hamburg profitierte direkt davon.

Ob man dies nun "feiern" oder dessen nur "gedenken" soll, muss jedem selbst überlassen bleiben. Die Hamburger Kaufleute, die vor hundert Jahren die Speicherstadt errichten ließen, hatten jedenfalls keine Probleme, ihrer Dankbarkeit für Vasco da Gama Ausdruck zu verleihen, indem sie ihm an der Kornhausbrücke ein Denkmal errichteten (es ist übrigens das einzige Vasco da Gama - Denkmal außerhalb der lusophonen Welt!). Wir von der PHG möchten mit dieser Ausgabe, aber auch mit den Veranstaltungen auf der "Rickmer Rickmers" und im Museum für Völkerkunde unseren bescheidenen Beitrag dazu leisten, auf das wichtige Ereignis aufmerksam zu machen und zum Nachdenken darüber anzuregen, was es bewirkt hat.

Ihr Redaktionsteam





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Portugal-Post Nr. 2 / 1998

































Zwischenzeitlich entdeckten wir im Wiener Stadtkern am Naturhistorischen Museum eine Statue von Vasco da Gama. Somit muss es nun heißen: "es ist übrigens das einzige freistehende Vasco da Gama - Denkmal außerhalb der lusophonen Welt!"

Interessanterweise steht auf der linken Seite eine Statue von Columbus - wer hatte die Idee nun zuerst: der Gestalter der Kornhausbrücke oder der Architekt des Naturhistorischen Museums in Wien?

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