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ESSA NOSSA DITOSA LÍNGUA III
Portugiesisch für Kurzentschlossene

Von Peter Koj

Sie möchten Ihren nächsten Urlaub in Portugal zu verbringen. Sie haben ein schönes Quartier gefunden, der Flugpreis ist auch sehr günstig. Doch da ist noch diese vermaledeite Sprache Portugiesisch. Über ein "bom dia", "obrigado" und vielleicht noch "vinho verde" sind Sie bisher nicht hinausgekommen. Doch das soll dieses Jahr anders werden.

Filipa Baades Sprachkurs können Sie leider nicht in Anspruch nehmen, weil Sie donnerstags abends nie Zeit haben. Also greifen Sie zu einem Hilfsmittel, das in den letzten Jahren einen immer größeren Markt erobert hat: einen Sprachreiseführer. Ich möchte Ihnen bei der Wahl ein wenig helfen, indem ich Ihnen die wichtigsten Lehrwerke kurz vorstelle.

Früher war die Sache sehr einfach: man kaufte sich einen Polyglott von Langenscheidt, ein schmales Heftchen von ca. 30 Seiten, wo auf gedrängtem Raum das Wichtigste über die Aussprache und die Grammatik zusammengetragen war. Anschließend gab es ein paar Redewendungen und Vokabeln zu einzelnen Sachgebieten (z.B. Im Hotel. Im Laden. Körper- und Kleiderpflege, etc), immer dreispaltig angeordnet: 1. Spalte: deutsch, 2. Spalte: portugiesisch, 3. Spalte: Aussprache.

Nur: das Ganze wirkte etwas trist und machte wenig Lust auf Sprachlernen, geschweige denn auf Reisen. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Selbst wenn das oben angegebene Schema den meisten Sprachreiseführern nach wie vor zugrunde liegt, so sind diese doch sehr viel ansprechender vom Layout und Bildmaterial gestaltet. Auch spielen landeskundliche Informationen, die auf das Gastland neugierig machen, eine immer größere Rolle.

Den guten alten Polyglott gibt es immer noch, jedoch in neuem Gewand. Aus den ursprünglich 30 Seiten sind inzwischen fast 100 geworden. Trotzdem liegt er mit DM 9.80 preislich an der unteren Grenze. Etwas anspruchsvoller gestaltet ist der vom selben Verlag herausgegebene Langenscheidts Sprachführer (Kostenpunkt: DM 19,80). Trotz seines Umfangs (fast 300 Seiten) ist er handlich und robust, in jede Tasche zu stecken. Ein Standardwerk mit ein paar Schönheitsfehlern: brasilianische Rechtschreibung, die aber nur teilweise durchgehalten wird (Wegfall des c oder p vor Konsonant, z.B. receção, fatura); außerdem ist pingo (S.104) lediglich der in Porto übliche Ausdruck für garoto (= kleiner Milchkaffee).

Ähnlich umfangreich, insgesamt noch übersichtlicher und informativer ist das Pons Reisewörterbuch von Klett (Kostenpunkt: DM 21,80). Es ist ein wenig großformatiger, aber immer noch leicht in einer Tasche unterzubringen. Es bietet zusätzliches Kartenmaterial und hat geschickterweise den deutsch-portugiesischen Teil des Wörterbuchs vom portugiesisch-deutschen Teil getrennt am Anfang bzw. am Ende des Buches untergebracht. Wem dieses Werk zu umfangreich ist, kann sich seine Miniausgabe zulegen. Sie heißt bezeichnenderweise Last Minute, kostet DM 9,80 und passt in die kleinste Jackentasche.

Für Leute, die schon etwas Portugiesisch können, möchte ich das Pons Praxiswörterbuch empfehlen (Preis: DM 14,80). Es reduziert die Grammatik und den Sprachführer mit den wichtigsten Redearten auf ein Minimum und bietet dafür ein ausführliches Wörterbuch (portugusiesisch-deutsch und deutsch-portugiesisch).

Für all diejenigen, die sich nicht erst in letzter Minute für Portugal entscheiden und noch Zeit haben, zu Hause mit einem Reise-Sprachkurs inklusive Cassetten ein wenig zu üben, bieten sich ebenfalls eine Reihe von Lehrwerken an. Bei Langenscheidt gibt es einen Reise-Sprachkurs schnell und leicht für DM 27,50 und ein Reise-Set Portugiesisch für DM 36,80. Polyglott bietet einen Last Minute (!) Sprachset für DM 19,80 an.

Ich selbst schätze - trotz des irreführenden Titels - das bei rororo Sprachen herausgegebene Werk Portugiesisch in letzter Minute. Um all die darin enthaltenen sinnvollen Übungen zu absolvieren und die gut ausgewählten Wörter und Redewendungen zu lernen, braucht auch ein Superhirn ein wenig mehr als eine Minute, und selbst der berühmte minuto português reicht hier nicht aus. Besonders gelungen die teilweise recht umfangreichen landeskundlichen Exkurse, die sehr viel intimere Information liefern als manch dickleibiger Reiseführer. Kein Wunder: die Verfasserin, Elisabeth Völpel, ist seit einigen Jahren Dozentin des Goethe-Instituts in Porto und kennt sich in Portugal bestens aus.

Ganz aus dem Rahmen der üblichen Reisesprachführer und -lehrwerke fällt Jürg Ottingers Portugiesisch Wort für Wort (Kauderwelsch Bd 11), erschienen im Reise Know-How Verlag für DM 14,80. Es folgt nicht thematischen Kategorien, sondern lernpsychologischen Prinzipien, indem es allmählich vom Leichten zum Schweren führt. Sicher ein interessanter Weg, sich dem komplizierten Portugiesisch anzunähern. Doch leider finden sich auch eine Reihe von Schnitzern, die man bei der nächsten Auflage (es wäre bereits die 7.!) ausbügeln sollte. So z.B. die umständliche Betonungsregel auf S.12 oder die falsche Aussprache von bairro auf derselben Seite.

Insgesamt bietet sich also eine reiche Palette für den kurzentschlossenen Portugalreisenden. Ich frage mich nur, wieweit diese Werke ihren Zweck erfüllen, d.h. es wirklich zu einem sprachlichen Austausch mit der portugiesisch sprechenden Bevölkerung kommt. Es fängt schon mal mit der Aussprache und dem komplizierten Klang der portugiesischen Sprache an (dies war Thema der letzten Folge von Essa nossa ditosa língua). Die kleinste Unebenheiten in der portugiesischen Lautbildung führt unweigerlich zur Blockade auf portugiesischer Seite.

Und wenn es dem Portugalreisenden nun gelingt, einen dieser schönen Sätze aus seinem Sprachführer so zum Klingen zu bringen, dass sein Gegenüber ihn versteht (z.B. O autocarro circula aos domingos dentro do mesmo horário?)? Dies dürfte doch eher die Wirkung haben, dass sein portugiesischer Gesprächspartner, animiert durch solch perfektes Portugiesisch, erst recht loslegt und der deutsche Tourist so schlau ist wie zuvor.

Will heißen: Reisesprachführer sind sicher eine wertvolle Hilfe, um sich der Sprache des Gastlandes wenigstens ein wenig anzunähern. Sie können aber den Touristen nicht dazu befähigen, in eine sprachliche Kommunikation mit der einheimischen Bevölkerung einzutreten. Dazu bedarf es eines gezielten Sprachunterrichts, am besten bei einem native speaker. Also doch auf zu D. Filipa Baade! Man kann dieses sogar mit dem Urlaub verbinden, wenn man wie unser Mitglied Ingmar Regner an einem Sprachkurs in Portugal teilnimmt (siehe seinen Bericht auf S. 20-22 dieser Ausgabe).

Ob man dort auch Portinglês oder Portinhol lernt? Was das genau ist, verraten wir in unserer nächsten Folge von Essa nossa ditosa língua.





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Portugal-Post Nr. 2 / 1998