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Sons Pintados

Von Renate Petriconi *

 Ein Leben mit der Natur, Musik und Malerei –

in Claus von Oertzens Malerei fließt alles zusammen.
 

ESA Nach den erfolgreichen Ausstellungen in Óbidos, 
Vila Nova de Gaia, Hamburg und Bremen werden im 
Centro Cultural in Lagos ab 7.September 2002 Ihre „Sons Pintados“  
(gemalten Klänge) zu sehen sein. 
Woher nehmen Sie die Inspiration zu Ihren Arbeiten?

C.v.O. Während ich male, spreche ich mit dem Bild, das heißt, 
ich befinde mich während der Arbeitsphase in einem Dialog. 
Natürlich sind es meine eignen Inspirationen, die dadurch zum 
Ausdruck kommen. Aber es ist, als wenn mir das Bild Arbeits-
anweisungen erteilt, geprägt durch die Musik, empfinde ich 
meine abstrakte Malerei klanglich.

ESA Liegt Ihren Anregungen die Empfindungswelt eines bestimmten 
Komponisten zu Grunde?

C.v.O. Als Liedinterpret liegen mir natürlich die Romantiker, wie Schubert, 
Schumann, Brahms und Strauss, um hier nur einige zu nennen, besonders 
am Herzen. Als Norddeutscher würde ich jedoch das Zentrum meiner 
musikalischen Ambitionen bei Johannes Brahms ansiedeln. 
Zum besseren Verständnis meiner Arbeiten ist es sicherlich gut zu wissen, 
dass ich die Klänge auch als Farben und umgekehrt Farben als Klänge empfinde. 
Das ist an sich nichts Neues; auch zum Beispiel Arnold Schönberg und Oliver 
Messiaen haben beim Komponieren ihre Wahrnehmungen synästhetisch empfunden.

ESA Spielt der Klangraum dabei eine Rolle?

C.v.O. Musik generell benötigt für ihre Entfaltung einen bestimmten Klangraum, 
dabei spielt die Akustik eine wesentliche Rolle. Das gleiche empfinde ich beim Malen. 
Bestimmend für meine Arbeit ist, durch Klang- und Farbräume Tiefe in meinen 
Bildern zu schaffen.

ESA Fühlen Sie sich als Maler einer lyrischen Abstraktion?

C.v.O. Verbunden mit einer größtmöglichen Farbspannung liegt eine 
weitere Intention in der Schaffung eines Gestus', der meinen Bildern Bewegung verleiht.

ESA Im Gegensatz zu vielen modernen Gemälden sind einige Ihre Bilder 
mit einem Titel versehen. Engt dies den Betrachter in seiner Fantasie nicht ein?

C.v.O. Obwohl vielen Gemälden ein Titel zugrunde liegt, soll dieser dem Betrachter
lediglich eine Richtung aufweisen. Das Publikum bringt sich selbst mit ein und wird 
zum Bestandteil des Kunstwerkes.

ESA Wenn ich Sie richtig verstehe, fordern Sie Ihren Betrachter und beziehen ihn, 
wie bei dem Maler Gotthard Graubner, besitzergreifend in den malerischen Raum mit ein?

C.v.O. Meine Bilder sollen die Fantasie anregen. Eine subjektive Betrachtungsweise 
ist also ausdrücklich gewünscht.

ESA Herr von Oertzen, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Dabei fing alles eigentlich ganz anders an. Claus von Oertzen 1936 in Rostock geboren, 
verlebte seine frühe Kindheit auf dem elterlichen Gut in Mecklenburg und die Porträts zweiundzwanzig gestrenger Ahnen wachten über seine Erziehung. Wie viele verließ auch 
die Familie von Oertzen ihr Anwesen und Vermögen und flüchtete 1945 vor den nahenden russischen Truppen nach Hamburg. Dies und die folgende Trennung der Eltern prägten den Elfjährigen nachhaltig. Der Familientradition entsprechend wurde er nach der Schule Landwirt. Aber schon damals zeigte sich seine musikalische Begabung. So studierte er an den Musikhochschulen Hamburg, Detmold und Lugano Gesang und finanzierte  diese Ausbildung 
mit der Pflege von Privatgärten. Während seiner anschließenden Tätigkeit als Konzertsänger 
und Gesangspädagoge beschäftigte ihn immer wieder die besondere Liebe zur Natur und ein Bedürfnis mit der Natur zu gestalten. Es folgte eine Weiterbildung zum Landschaftsgestalter 
und 1971 gründet er ein Unternehmen für die Planung und den Bau von Gartenanlagen. 
Jedoch ließen sich der unternehmerische Erfolg mit der Konzerttätigkeit nicht dauerhaft 
in Einklang bringen.

Die erste Ehe scheitert und von Oertzen bewältigt den Haushalt mit seinen beiden kleinen Töchtern zeitweise als alleinerziehender Vater.

Erst 1988 trat die Musik mit der Heirat der portugiesischen Pianistin Helena Rocha wieder 
in seinen Lebensmittelpunkt. Es folgen gemeinsame Konzertauftritte und sie versuchten, 
weniger bekannte Stücke, wie z.B. die Biblischen Lieder von Antonin Dvorák (CD-Einspielung) 
dem Gesangsliebhaber zugänglich zu machen.

Angeregt durch die vielschichtigen Farbraum-Gestaltungen Gerhard Richters und Gotthard Graubners entdeckte Claus von Oertzen für sich erst relativ spät die Malerei. 1996 wagte 
er den Schritt und stieg aus seiner in der Zwischenzeit auf über 30 Mitarbeiter angewachsene Firma aus. "Seit früher Jugend habe ich mich für die bildende Kunst interessiert. 
Nun, da ich selber male, ist es für mich wie eine späte Bündelung all meiner Anlagen mit der künstlerischen und menschlichen Erfahrung eines bewegten Lebens."

Claus von Oertzen lebt in Elmshorn bei Hamburg und in Vila do Bispo. In seinen jüngsten 
Arbeiten gestaltet er mit einer zurückgenommenen Farbpalette zu Gunsten einer abgestuften Ton-in-Ton-Malerei.

Ich wünsche ihm weiterhin viel Erfolg.

Ausstellung:

7.9. (Eröffnung) bis 6.10.2002

Centro Cultural Lagos

Claus von Oertzen

Rua dos Moinhos, 14

8650 Vila do Bispo

Tel.: 965825604


* Der Artikel erschien in der September-Ausgabe der Zeitschrift „Entdecken Sie Algarve“ (ESA) und wurde mit freundlicher Genehmigung der Herausgeberin nachgedruckt




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Portugal-Post Nr. 20 / 2002