Im Portugiesischen gibt es ein Sprichwort – für
das es in anderen Sprachen sicher eine Entsprechung gibt – wonach
„im Haus, wo es kein Brot gibt, sich alle zanken und keiner Recht
hat“. Im Falle der Politik stellen diese gegenseitigen Anschuldigungen
das unvermeidliche täglich Brot dar, wenn es einen Regierungswechsel
gibt, weil die unpopulären Maßnahmen, die man treffen muss, immer als
Folge der schlechten Amtsführung der scheidenden Regierung betrachtet
werden.
Dies geschieht gerade in Portugal, umso mehr als
Europa – und die Welt – sich in einer ziemlich schwierigen
wirtschaftlichen Krise befinden, die nicht nur durch die Ereignisse des
11. September (ein ausgezeichneter „Sündenbock“ für viele Dinge)
hervorgerufen ist, sondern auch dadurch, dass im Laufe der letzten
Jahrzehnte die durch die sogenannte „Globalisierung“ oder weltweit
gelenkte „Wirtschaft“ begünstigten finanziellen und
wirtschaftlichen Anpassungen den Graben zwischen Arm und Reich erheblich
verbreitert haben. Das Schwerwiegende daran ist, dass wenn dieses Phänomen
bis vor kurzem weitgehend auf einem persönlichen Niveau existierte, es
sich nunmehr auf Länderebene
abspielt mit all den Konsequenzen unerwünschter Bevormundungen und
Einmischungen.
Die Einführung des Euro, auf der Ebene des täglichen
Lebens begeistert begrüßt, hat jedoch mit sich gebracht, dass die
wirtschaftspolitischen Maßnahmen fremdbestimmt sind, immer von
jemandem, der den Besonderheiten nicht Rechnung trägt. Das ist übrigens
das Schlechte – oder das Gute – an der Globalisierung: dass wir auf
das abhaben, was insgesamt den Unterschied ausmacht. Ein Gemälde darf
nicht einfarbig sein. Und dieses müssten die Regierungen verstehen.
Wenn wir uns auf den konkreten Fall Portugal beschränken,
ist das Bild mit dem der anderen westeuropäischen Länder identisch:
die Arbeitslosigkeit nimmt sehenden Auges zu, weil viele Firmen – sei
es wegen schlechter Geschäftsführung oder eher wegen Führungsmaßnahmen,
die ihnen von den großen Wirtschaftshaien auferlegt wurden – Konkurs
anmelden oder kurz davor stehen, und die ermüdeten Führungskader sich
beeilen, ihre Pensionierung einzureichen.
Die Konjunktur, unter der die Sozialdemokraten die
Macht antraten, als die sozialistische Regierung (Sie erinnern sich)
ganz offensichtlich aus Unfähigkeit, die von ihr verursachte Krise zu
meistern, zurücktrat, war der schlimmsten eine. Deshalb war es
notwendig – wie es immer in Krisenzeiten geschieht – eine
„gewichtige“ Person für das Finanzministerium auszusuchen. Die gewählte
Finanzministerin, Manuela Ferreira Leite, hat den Ruf einer Frau, die
nie lacht und trocken an Leib und Seele ist. Und natürlich musste der
von ihr vorgelegte Haushaltsplan notgedrungenermaßen von großer
Sparsamkeit sein. In anderen Worten: unpopulär und eine leichte Beute
der Opposition. Wir werden sehen.
Es beschäftigt uns jedoch der Umstand, dass bei
solcher Gelegenheit – und dieser unausweichlich scheinende Fehler wird
immer wieder gemacht – die einschneidendsten Kürzungen auf den
Gebieten vorgenommen werden, welche die Regierungen (im allgemeinen überwiegend
aus „Technokraten“ bestehend, mit der ganzen realen und
psychologischen Bedeutungsschwere, die der Begriff beinhaltet) für
weniger wichtig halten: die Kultur und die Bildung. Dabei wird leicht
vergessen, dass man hier eigentlich ansetzen muss. Eine Person ohne
Bildung verschwendet Wasser, verschwendet Energie, ist zügellos in der
häuslichen Wirtschaft. Der gebildete Bürger kann sich besser im Leben
orientieren, im vollen Bewusstsein, Teil eines Ganzen zu sein, in einem
Boot zu sitzen, von dem er möchte, dass es in den richtigen Hafen einläuft.
Die Szene in Portugal – z.B. an den Universitäten
– ist augenblicklich durch drohende Konflikte geprägt, denn die
vorgesehenen Haushaltsmittel wurden nicht nur nicht erhöht, sondern
sogar gesenkt. Es ist also heftiger Widerstand vonseiten der
Studentenschaft zu erwarten, dem sich diesmal leicht die Dozenten,
einschließlich der Rektoren, anschließen werden. Die Beschränkung bei
der Einstellung von Personal behindert die Forschung und Lehre, und so
öffnet sich ein Teufelskreis, weil sich Armut breit macht und, wie man
zu sagen pflegt, der Abgrund nach Abgrund ruft.
Wir wollen hoffen, dass die Vernunft siegt und dass
die Strenge der Handlungsträger, die nur
Zahlen sehen und nicht den Menschen, mit der Zeit nachlässt.
Sollte dies nicht der Fall sein, verheißen die Sterne nichts Gutes. Und
was daran so schwerwiegend ist, ist dass mit der sogenannten
„Globalisierung“ eine Bewegung hier vor Ort unausweichlich eine
Kettenreaktion auslöst.