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Fragen an Josef Torres

Ein Interview

Angeregt durch die Portugal-Post 8, in der unser Mitglied Josef Torres vorgestellt wird und sich mit einem eigenen Beitrag ("Fomos os primeiros") zu Wort meldet, haben die Germanistikstudenten der Turma Alemão IV der Universidade de Trás-os-Montes e Alto Douro (UTAD) ihm einige Fragen gestellt.

   UTAD: Warum sind Sie nach Deutschland gefahren?
   JT: Um freier zu leben, eine bessere Verdienstmöglichkeit zu haben und meinen Kindern eine Zukunft zu bieten. Dieses war mir bei der faschistischen Diktatur in Portugal nicht möglich. Ich war gegen dieses Staatssystem, darum habe ich den Arbeitsvertrag bei den Howaldtswerken in Hamburg angenommen.

   UTAD: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie in Deutschland angekommen sind?
   JT: In dem Moment, als ich am Hamburger Hauptbahnhof aus dem Zug stieg, fühlte ich mich frei. Ein Vertreter der Howaldtswerke nahm uns in Empfang.

   UTAD: Wie viele Leute sind mit Ihnen nach Deutschland gefahren?
   JT: Ich bin mit 8 weiteren Personen angekommen.

   UTAD: Möchten Sie nach Portugal zurückkehren?
   JT: Da ich Rentner bin, möchte ich monatelang in Portugal leben. Zurückkehren nein, da ich hier meine Nachkommen habe.

   UTAD: Warum waren die Emigranten so wichtig für Deutschland?
   JT: Nach dem Krieg war Deutschland sehr kaputt und weil deutsche Arbeitskräfte fehlten, forderte man Fremdarbeiter an.

   UTAD: Welche Schwierigkeiten haben Sie mit der deutschen Sprache gehabt?
   JT: Ein Erwachsener hat Schwierigkeiten, eine fremde Sprache zu lernen, wenn er als Kind in der Geburtsstadt die Schule besucht hat und mit der Muttersprache groß geworden ist. Ich habe mir durch die Morgenpost und die Bild-Zeitung mein Wissen geholt.

   UTAD: Was waren die größten Schwierigkeiten, als Sie in Deutschland angekommen sind?
   JT: Ja, es war kälter als in Portugal, die Sprache war fremd und die Essgewohnheiten waren anders (deutsche Küche). Ansonsten hatte ich keine Schwierigkeiten. Da ich helle Haut und blaue Augen habe, wurde ich überall aufgenommen. Im Laufe von Gesprächen glaubte man, ich sei ein Fremder aus dem Norden.

   UTAD: Warum haben Sie Hamburg gewählt?
   JT: Siehe Frage 1; es war der Arbeitsvertrag mit den Howaldtswerken Hamburg.

   UTAD: Was denken Sie heute über Hamburg?
   JT: Es ist eine schöne Stadt, sie hat viele Parks, sehr viel Grün. Die Verkehrsverbindungen sind sehr gut und es gibt viele Vergnügungsstätten. Die Menschen sind aufgeschlossen und gebildet. Hamburg ist von viel Wasser umgeben. (Wo Wasser ist, sind auch viele Portugiesen!)

   UTAD: Sind Sie allein nach Deutschland gefahren?
   JT: Ja. Ich habe meine Familie später nachgeholt (1963 und 1965)

   UTAD: Wie viel Geld haben Sie am Anfang verdient?
   JT: Stundenlohn DM 2,70, nach 3 Monaten DM 3,30.

   UTAD: Haben Sie in Hamburg mehr Stunden als in Portugal gearbeitet?
   JT: Ja. Wöchentlich 42,5 Stunden. Viele Monate über 60 Stunden. Überstunden wurden ausbezahlt.

   UTAD: Was bedeutet für Sie heute "Heimat"?
   JT: Schwer zu sagen. In Lissabon, wo ich geboren bin und in Hamburg, wo ich lebe. Beide Städte sind mir gleich lieb. Sie sind für mich die schönsten Städte dieser Welt.

   UTAD: Danke e obrigado!!!





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Portugal-Post Nr. 21 / 2003


Josef Torres