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Der Fadista aus der Mouraria
Zum Tode von Fernando Maurício

Von Helge Dankwarth

Aus einem Brief unseres Freundes Ingmar Regner aus dem Jahre 1999: "Fernando Maurício ist im Rahmenprogramm der ‚Grande Noite do Fado Lisboa 1998' aufgetreten. In meinen kurzen Aufzeichnungen, die ich während der Veranstaltung machte, habe ich zu Fernando Maurício notiert: ‚Boa noite, solidão' stehender Applaus!' Ich meine auch zu erinnern, daß ihm anlässlich dieser Veranstaltung besonders gedankt wurde für die vielen Jahre, die er die Lissabonner mit seinem Fado erfreut habe."

Die Kenner des Stadtteils Mouraria wussten schon lange um die Dankbarkeit der Lisboeter und deren Stadtverwaltung. Denn über der Tür des Hauses Rua do Capelão 1 b - es liegt genau gegenüber dem Geburtshaus der Maria Severa - hängt eine Marmortafel:

FERNANDO MAURÍCIO
NASCEU NESTA CASA EM 21-11-1933
HOMENAGEM DA JUNTA DE FREGUESIA DO SOCORRO EXPRESSANDO
O QUERER E SENTIR DA POPULAÇÃO DA MOURARIA.
A UM DOS MAIORES INTERPRETES DO "FADO".
LISBOA 3-8-89.

Es begann schon im Alter von 13 Jahren, da gelingt es ihm, einen 3. Platz bei dem bedeutenden Fadowettbewerb "João Maria dos Anjos" zu belegen. Wegen seiner so jungen Jahre erteilt ihm die Aufsichtsbehörde eine Sondergenehmigung für Auftritte. Diese braucht er jedoch nicht, als er bei der Marcha infantil da Mouraria den Conde de Vimioso verkörpert. Diese ehrenvolle Berufung "seiner" Mouraria verstärkt seine Liebe zu diesem Stadtteil noch mehr, in dem er bis zu seinem Tode wohnen wird.

Es folgen Jahre mit unterschiedlichem Erfolg. Jedoch als seine Karriere gerade ein Tal zu durchwandern scheint, gelingt ihm im Jahre 1954 der ganze große Wurf: er kommt zu regelmäßigen Auftritten im "Café Luso" und er macht dieses zu einer "Kathedrale des Fado", wie ein Zeitgenosse schreibt. Jetzt wird er aufgrund seiner immer authentischen Interpretationen auch zu einem gefragten Fadista der Schallplattenindustrie. So hinterlässt er uns im Laufe der Jahre eine Reihe unvergesslicher Alben, welche es heute, teilweise technisch aufgefrischt, auf wunderbaren CDs gibt und die sein wahres Vermächtnis sind. So aufrichtig kann man nur singen, wenn man selbst durch Leid gegangen ist.

Im Jahre 2001 erfolgt ein schöner Beweis der Wertschätzung: die Republik Portugal zeichnet ihn mit dem Orden Comenda da Ordem de Mérito aus. Da beginnt sein Leben sich schon zu runden. Weiterer Beweise darüber hinaus bedarf es nicht. Überliefert ist noch eine überaus fröhliche Feier anlässlich seines 69. Geburtstages in einem Lokal an der Ribeira, wo seine liebe Freundin Mariza für ihn und mit ihm im Duett singt. Da treffen sich zwei Generationen Fadistas und man braucht keine Angst um den Fado zu haben. Am 15. Juli 2003 verstirbt Fernando Maurício an einer Thrombose im Hospital de Santo António dos Capuchos und wir wissen nicht einmal, ob er von dort seine geliebte Mouraria noch sehen konnte. Für uns bleibt er ein ganz Großer. Sein Ehrentitel ist ein ganz einfacher Satz. Er ist "der Fadista aus der Mouraria".


Für ihre Hilfe beim Zusammentragen der Lebensumstände und Daten danke ich vielmals den PHG-Mitgliedern Christel Lauritzen, Ingmar Regner und Dr. Werner Hansmann.





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Portugal-Post Nr. 25 / 2004