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Fundsachen (1)
Lisa von Lübeck

Von Maralde Meyer-Minnemann

Heute morgen schlage ich die Zeitung auf und mein Blick fällt auf das Foto eines hölzernen Schiffsrumpfs ohne Masten, der mir sehr bekannt vorkommt. Keine Frage, das war eine Karavelle, hatte ich mich doch bei meiner Arbeit an As Naus von António Lobo Antunes mit den Schiffen der portugiesischen und spanischen Seefahrer beschäftigt. Dass der Name caravela aus dem spätlateinischen carabus, geflochtener Kahn, kommen soll, hatte mir damals nicht recht eingeleuchtet. Aber ich bin ja keine Sprachwissenschaftlerin...

Nun liegt da also genau so ein Schiff nicht etwa an einem Kai in Lissabon, wo ich so eines einmal gesehen zu haben glaube, sondern auf einem Kai in Lübeck, trägt den Namen Lisa von Lübeck und ist der Nachbau eines Hanse-Schiffes aus dem 15. Jahrhundert, aber wohlgemerkt kein Nachbau einer Kogge. Die Lisa von Lübeck ist ein Kraweel. Wie würde, frage ich mich, ein Portugiese dieses Wort aussprechen? Er würde einen Stützvokal zwischen K und R einfügen und das Wort mit einer Endung versehen, mit einem A, wenn es sich um ein weibliches Wort handelt - und Schiffe sind weiblich! Das Ergebnis: Karaweela.

Ich bin, wie gesagt, keine Sprachwissenschaftlerin. Aber Heinrich der Seefahrer hat, als er die Karavelle im 15. Jahrhundert auf der Basis der Hansekoggen und der arabischen Dau entwickeln ließ, holländische Schiffbauer nach Portugal geholt. Kraweel bedeutet auf mittelniederdeutsch "glatt". Die Kraweelbauweise besagt, dass die Planken des Rumpfes nicht wie früher bei der Hansekogge in der überlappenden Klinkerbauweise aneinandergefügt wurden, sondern aufeinanderstoßen. Dadurch wird der Rumpf kraweel, ganz glatt. Diese Bauweise stammt aus dem Mittelmeerraum und wurde schon von den Römern angewandt. Sollte da nicht doch ein Wort von Norden nach Süden gewandert sein?





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Portugal-Post Nr. 27 / 2004