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Editorial

Liebe Portugalfreunde,

es ist zu Recht gesagt worden, dass Portugal nicht mehr zu den klassischen Auswandererländern gehört und die Einwanderung nach Portugal heutzutage eine sehr viel größere Rolle spielt (dazu die Grafik am Ende dieser Seite). In den letzten drei Ausgaben unserer Zeitung haben wir uns mit der Einwanderung nach Portugal beschäftigt, die uns am nächsten steht, nämlich die der Deutschen, wobei der Hamburger Künstler Hein Semke eine besonders herausragende Figur der neueren deutschen Einwanderung darstellt.

In dieser Ausgabe berichten nun zwei unserer Mitglieder über die Erfahrungen, die sie bei ihrer Niederlassung in Portugal gemacht haben. Während Karin Miedeck, unsere ehemalige Sozialreferentin, uns einen eher lustigen Bericht aus der Sicht ihres Hundes Egon (der keineswegs ein Hundeleben führen muss) liefert, verheimlicht Lothar Lind, Ehemann von Cornelia ("Connie") Lind, der Amtsvorgängerin von Karin Miedeck, nicht die Schwierigkeiten, auf die sie in Portugal gestoßen sind, insbesondere aufgrund der Brandkatastrophen, die dieses Land in letzter Zeit heimgesucht haben. Connies Brief, den wir in der letzten Portugal-Post veröffentlicht haben, spiegelt diese Schwierigkeiten wider. Gleichzeitig offenbart er etwas, was man normalerweise eher bei Portugiesen erwartet: saudade. Doch, wie man sieht, ergreift auch Hamburger dieses Gefühl, das auch Thema des zweiten Teils von Peter Kojs Artikel ist, in dem er über die saudade und die Rolle spricht, die dieser Begriff im heutigen Portugal spielt.

Ein packendes Kapitel der Immigration in der Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Geschichte des Konsuls in Bordeaux, Aristides de Sousa Mendes, die uns von Luise Albers und Felix Jarck erzählt wird. Dank seines unerlaubten Einsatzes gelang es 30.000 europäischen Immigranten, sich vor dem Nazi-Regime nach Portugal zu retten. Wer in letzter Zeit durch Portugal gekommen ist, wird festgestellt haben, dass neben den "klassischen" Einwanderern wie Deutschen, Engländern, Franzosen etc. auch andere Nationalitäten und Ethnien immer mehr in Erscheinung treten. Es sind die Bewohner der ehemaligen portugiesischen Kolonien in Afrika und - wie Henrietta Bilawer berichtet - neuerdings Einwanderer aus Osteuropa.

Das große Zentrum dieser Migrationsbewegung ist natürlich Lissabon, das inzwischen ein multikulturelles Völkergemisch in der Art anderer großer Metropolen wie New York, London oder Paris aufweist (trotz der Mahnung des Fado "Lissabon, sei nicht französisch"). Barbara Lutz (Hildesheim), die gerade einen Fotoband über die Portugiesen in Hamburg vorbereitet, hat sich vor Ort über die Situation informiert. Ihr Bericht über einen Besuch im letzten Jahr zu Ostern gibt Aufschluss über die Auswirkungen der beiden Wanderungsströme in der portugiesischen Hauptstadt.

Doch wo liegt der Unterschied zwischen Ein- und Auswanderung? Handelt es sich nicht um die beiden Seiten derselben Münze? Sollte man nicht einfach von "Wanderung", Migration, sprechen? Schon immer sind Menschen auf diesem Planeten umhergezogen. Bei den Wanderungen der Menschen geht es am Ende um diese zwei Fragen "Wer war schon da?" und "Wer ist dazugekommen?" Wir sind doch letztlich, wie es so schön heißt, alle Ausländer... fast überall. Und mit der fortschreitenden Verknappung der Ressourcen wie Erdöl, Wasser etc. und der Zerstörung der Umwelt wird es immer mehr Wanderbewegung geben. Wollen wir verhindern, dass diese Bewegung in Konflikte und Blutvergießen von bisher nicht gekanntem Ausmaß münden, müssen wir mehr voneinander wissen! Nichts aber wird uns vor solch schrecklichen Naturkatastrophen schützen, wie wir sie zu Weihnachten erleben mussten. Wir trauern mit den Betroffenen, die jetzt unserer Hilfe bedürfen.

Unseren Lesern wünschen wir ein Gutes Neues Jahr, das geprägt sein möge von Frieden und gegenseitigem Verständnis, wozu der Kulturaustausch zwischen den Nationen ein Beitrag sein kann. Wir danken allen, die zu dieser neuen Ausgabe der Portugal-Post einen Beitrag geliefert haben, darunter Madalena Simões, die neue Vertreterin des Instituto Camões in Hamburg, die uns mit dem Portugiesisch dieser Ausgabe sehr geholfen hat. Unseren Lesern wünschen wir eine anregende Lektüre. Lassen Sie es sich gut gehen und erscheinen Sie recht zahlreich zu unseren Veranstaltungen.

Die Redaktion


Entwicklung der Emigration und Immigration in Portugal (1900-2002)



Quelle: "Porto de Partida. Porto de Chegada. A Emigração Portuguesa." Hg. von Paulo de Morais u.a., Porto 2003, S. 21





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Portugal-Post Nr. 29 / 2005


Die "Unidos de Cabo Verde" im Lissabonner Goethe-Institut. Siehe dazu auch den Artikel von Barbara Lutz