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Ein ruhiger Sonntagmorgen im Gerês
Entspannen im Gebirge

Von Sara Machado *

Es gibt ein verlängertes Wochenende. Und so entschließt sich eine Gruppe von Freunden zu einem Ausflug in den Nationalpark Gerês. "Nach einer arbeitsreichen Woche gibt es nichts besseres als eine Wanderung, um zu entspannen und frische Luft zu tanken", gibt Bruno Gomes von sich. Wer von Porto kommt, fährt über die Autobahn A3 bis Braga; von dort geht es über die Nationalstraße bis Chaves und dann gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wer öffentliche Verkehrsmittel benutzt, kann vom Bahnhof Campanhã oder São Bento in Porto mit dem Zug nach Braga reisen und in Braga in den Bus zum Gerês steigen.

Die Reise geht rasch und ohne Zwischenfälle über die Bühne. Bei der Ankunft in Terras de Bouro dräut der Himmel, und bald darauf regnet es. In der Ortschaft Gerês staut sich der Verkehr, und man kommt nicht voran, weil einige Fahrer die Idee haben, mitten auf der Fahrbahn zu parken, um die Landschaft zu betrachten. Es gibt ein großes Angebot an Quartieren für alle Preislagen und Geschmäcker: von Bauernhof oder Privatunterkunft mit Einzelzimmern bis zu Ferienhäusern, Pensionen und Hotels.

Der Ort Gerês ist nicht nur wegen seiner Nähe zum Nationalpark Peneda-Gerês bekannt, sondern auch wegen seines Thermalbads und der Angebote für Ferien auf dem Land. Er heißt auch Caldas do Gerês und gehört zur Gemeinde Vilar de Veiga (1550 Einwohner). Die gesamte Region ist dünn besiedelt. Sie gehört zum Bezirk Terras de Bouro, der wiederum an Galicien grenzt, und ist ganz auf den Tourismus ausgerichtet. Im Sommer wird auf der Hauptstraße nahe dem Thermalbad ein Markt aufgebaut, wo man seine Einkäufe machen kann.

Die Thermalstation liegt am Ausgang des Ortes. Sie wurde erst vor kurzem umgebaut und wird für die Behandlung verschiedener Krankheiten wie Rheuma, Leber- und Gallenleiden empfohlen. Das Wasser hat 42º. Die Badesaison geht von 15. Mai bis 15. Oktober. In der Nähe des Thermalbades liegt der Parque das Termas, ein sehr schöner Park, wo sich wild wachsende Natur und Gartenanlagen abwechseln. Es gibt einen See mit Enten, auf dem man Boot fahren kann. Der Park ist nur im Sommer geöffnet und kostet Eintritt.

An der Kreuzung, die zur Pedra Bela führt, wartet Gomes auf die restliche Gruppe. Die Pedra Bela liegt auf 827 m Höhe, und von dort hat man einen schönen Blick auf die Gebirgszüge der Region. 10 km östlich befindet sich der Wasserfall des Arado. Es ist fast halb elf, als die restliche Gruppe auftaucht.

Miguel Vidal schlägt vor, zur Portela do Homem zu fahren und dann hinüber nach Galicien, um an der römischen geira entlang zu wandern. Alle sind einverstanden. "Er und seine Freundin kennen die Strecke", sagt Bruno Gomes. Die geira ist eine von den Römern gebaute Militärstraße, die von Braga bis Astorga führte. Die Meilensteine am Wegesrand sind zwischen 79 und 53 v. Chr. datiert. Die Portela do Homem ist wegen ihres Grenzübergangs bekannt, der jedoch nicht mehr in Betrieb ist. Heute ist er nur noch Geschichte. Die historische Portela do Homem liegt ca. 12 km von Caldas entfernt, auf einer Höhe von 822 m in einer Schlucht, die nach Galicien hinunterführt.

Diesen Grenzposten überquerten 1384 die feindlichen Heerscharen des Henrique de Trastâmara, als sie, von Hirten und kriegerischen Mönchen unter der Führung des Abtes von Santa Marta de Bouro bedrängt, zurückweichen mussten. Auch die liberalen Truppen des späteren Marquês de Sá da Bandeira zogen hier am 6. Juni 1828 durch, nachdem die liberale Revolution von 1828 gescheitert war. Heute, nach der Vereinigung in der EU, ist in der Grenzstation ein Restaurant mit Café und seit neuestem die "Gesellschaft der Freunde der Portela do Homem" untergebracht.

Noch vor der Grenze beschließt die Gruppe, eine Rast am Eingang des Parks zu machen, zumal es aufgehört hat zu regnen. Dieser Park mit seinen 71.422 Hektar umfasst das Gebiet der Serra do Gerês zwischen den Flüssen Cávado und Lima, ausgehend von der Serra da Peneda. Vidal verkündet allen: " Im Park ist es untersagt, Lagerfeuer zu machen, wild zu zelten, zu angeln, jagen, picknicken oder Pflanzen oder Lebewesen aus ihrem natürlichen Ambiente zu entfernen." Es gibt eine Reihe von Wasserfällen und -läufen zu bewundern. Im ganzen Park hört man ständig das Rauschen der Wasserfälle, das zusammen mit dem Vogelgesang fast wie Orchestermusik klingt. Wenn auch nur vereinzelt, so stößt man immer wieder auf Wild wie Hirsche, Wildschweine, garranos (wilde Pferde), Adler, Eichhörnchen und Wölfe. Bruno Gomes ermahnt die Gruppe, "auf die Wildpferde zu achten, die jederzeit an der Straße auftauchen können." In diesem Teil des Peneda-Gerês kann man verschiedene Wanderungen unternehmen: z. B. auf einem schmalen Pfad zum Berg Calcedónia oder einem Weg zu dem Bergwerk Minas dos Carris. Es gibt auch Strecken für Autos.

Nun geht es weiter zur raia, der Grenze. Gleich am Eingang zur geira auf galicischer Seite werden die Wagen geparkt. Das spanische Ende der geira ist fast vollständig wiederhergestellt. Entlang des Weges finden sich Hinweise über die Strecke und andere Wege, die es außerdem gibt. Yolanda Silva führt die Gruppe zu einem Wasserfall. Das Wasser ist von einem durchsichtigen Hellgrün und schießt mit viel Kraft zwischen den Felsen hinunter. Einige wollen ein bisschen ins Gebirge wandern. Andere sind müde von dem Auf und Ab des Weges, sie wollen sich lieber auf die Felsen setzen und sich ausruhen. Vidal hält mit seinem Walkie-talkie Kontakt zur restlichen Gruppe.

Zum Parkplatz zurückgekehrt, wird beratschlagt, wo gegessen werden soll. Eine mehrköpfige Familie nebenan grillt Fleisch und bereitet ihr Mittagessen vor. Schließlich wird an dem alten Grenzposten gepicknickt. Die geöffneten Tupperdosen verbreiten einen Duft von kaltem Fleisch und Brot. Alle haben einen Bärenhunger. Weitere Gruppen tauchen auf. Es beginnt wieder zu regnen, und alle packen blitzartig ihre Sachen zusammen.

Da der Regen immer heftiger wird, beschließt Bruno Gomes, nach Hause zu fahren, trotz Yolandas Einladung, mit der Gruppe in der Pension einzukehren und den "phantastischen Bacalhau von Dona Maria" zu essen. "Nächstes Mal ", verabschiedet sich Gomes. Das wird schon am 10. Juni sein, für den sich die Gruppe verabredet hat, um zu dem ehemaligen Bergwerk hinaufzuwandern.


* Sara Machado studiert Journalistik an der Universität des Minho (Braga). Sie kommt aus Póvoa de Varzim und war im letzten Jahr Erasmus-Stipendiatin an der Universität Hamburg (siehe ihren Artikel über das Centro de Língua Portuguesa in "Portugal-Post" 29)




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Portugal-Post Nr. 31 / 2005





















































Römische Meilensteine an der geira











Garranos




Wasserfall