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Toll! Wir sind im Fernsehen!

Von Lothar Lind *

Nach ein paar Tagen ohne regelmäßige Tagesschau (wir hatten Besuch - da läuft nicht mehr alles so "wie immer"), mussten wir gestern feststellen, dass bei uns fürchterliche Feuer wüten - so sah es jedenfalls in den Nachrichten aus. Wir denken, dass man da so ein wenig ins rechte Licht rücken muss, was in den Nachrichten so dramatisch rüberkommt.

Nun ja! Es brennt! Aber, das tut es jedes Jahr mal hier - mal dort! Die Brände, von denen berichtet wurde, sind etwa 60 km nordwestlich von hier und daher nicht zu sehen, obwohl sehr große Flächen brennen. Der Rauch wird aber bis zu uns geweht von schwachen NW-Winden. So sind wir in Rauch gehüllt.

Nachteil ist, dass Entstehungsbrände nicht mehr auf große Entfernung zu erkennen sind. Die Feuerwehren machen daher regelmäßig Erkundungsfahrten. Manche Brände lassen sich nicht richtig bekämpfen weil sie in Gegenden stattfinden, die nicht leicht zu erreichen sind. Viele Brände bekämpft man erst gar nicht, weil es sich nur um Wald handelt und Häuser nicht betroffen sind. Entlegenen Ortschaften kann oft nicht geholfen werden, weil dort kein Wasser ist. Etliche Gemeinden sparen sich das Geld für die Reparatur des (obligatorischen) Feuerlöschtanks - und bezahlen mit wirklich dramatischenVerlusten.

2003 hat es bei uns gebrannt. Die Situation war genau so, wie ich sie gerade umrissen habe: der Feuerlöschtank leck, etliche Wiesen vernachlässigt, keine Wege in die Wälder und alle Schneisen, die beim letzten Großfeuer (vor 12 Jahren) angelegt worden waren, wieder zugewachsen. 2005 sieht hier alles ganz anders aus: Der Feuerlöschtank ist dicht und voll Wasser, alle Schneisen sind sauber, (fast) alle Wiesen sind kurz gehalten. Und unsere Feuerwehr wartet nicht erst, bis ein Ausrücken richtig lohnt.

Auch wenn es bei uns noch viel Brennbares gibt und manche Leute sich nicht an die Vorgaben halten, so glaube ich doch, dass die Erinnerung noch so deutlich ist, dass alle wenigstens ein bisschen besser aufpassen als vor zwei Jahren. Auch hier kommt es vor, dass über das benachbarte Grundstück gemeckert wird, wo das Gras wieder fast mannshoch und trocken ist. Aber man greift doch auch, (jedenfalls manchmal) zur Selbsthilfe und mäht die Wiese des Nachbarn, der weit weg in der Schweiz, in Frankreich oder sonstwo arbeitet und sich nicht um seinen Acker kümmert. Auch tauchen, ganz überraschend, dann doch noch Telefonnummern auf, um diesen Nachbarn anzurufen, damit dieser sein OK gibt und die Rechnung zahlt.

Und in der Tagesschau sehe ich dann einen Bericht über ein abgelegenes Dorf. Aus dem Hydranten kommt kein Wasser. Hat auch keiner ernsthaft erwartet. Einen Feuerlöschteich oder -tank scheint es auch nicht zu geben. Viel Wald gibt es aber und eine verwahrloste Wiese zwischen Häusern gelegen... Und dann fährt ein Feuerwehrauto durch, ohne zu stoppen - wozu auch - man kann ja nichts tun - ohne Wasser. Ich wette, in ein paar Jahren, wenn die Erinnerung verblasst, wird es auch bei uns wieder so aussehen. Es ist also nichts mit selbstgefällig: Wir haben alles richtig gemacht... Einen Vorteil haben wir, den andere nicht haben: Wir haben einen Stausee. Der sieht zur Zeit, wegen der extremen Dürre, auch erbärmlich aus, aber es ist noch jede Menge Wasser drin. Und wir liegen nicht so abseits.

Unterm Strich: Auch bei uns kann es wieder brennen, erst am Donnerstag waren vom Dachfenster aus 9 Feuer, 2 große und 7 kleinere Brände, zu sehen. Zur Zeit sind wir aber ganz gut vorbereitet und können uns wahrscheinlich auch ohne fremde Hilfe wehren. Aber auf unsere Feuerwehren war 2003 und ist auch heute Verlass. Ich hoffe, das geht durch als Antwort auf die teils doch recht sorgenvollen Mails und Anrufe. Wir freuen uns, dass ihr soviel Anteil nehmt, aber macht euch keine zu großen Sorgen! Die besten Grüße aus der Mitte Portugals von Conny und Lothar.


* Cornelia Lind, unsere ehemalige Sozialreferentin, und ihr Ehemann Lothar haben sich im März 2003 in Martinchel in Zentralportugal niedergelassen. In ihrem Bericht "Wir ziehen um", erschienen in Portugal-Post 29, beschreiben sie ihren Kampf gegen die Brände von 2003. Der hier abgedruckte Bericht von Lothar Lind stammt vom 6. August dieses Jahres und klingt noch einigermaßen zuversichtlich, während Connys Bericht vom 6. September ganz unter dem Eindruck der dramatischen Ausbreitung der Brände im Laufe des August steht, als die Flammen sogar die Außenbezirke der Stadt Coimbra erreichten.




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Portugal-Post Nr. 32 / 2005


Verbrannte Baumstämme bei Martinchel