Editorial
Liebe Portugalfreunde,
die frühlingshaften Temperaturen dieses Winters und die Aussichten auf einen noch heißeren Sommer als
den der letzten Jahre lassen den Verdacht aufkommen, dass der Treibhauseffekt doch keine bloße
Chimäre ist. Anlass genug, einen Blick auch auf Portugal zu werfen, um zu sehen, was sich dort in
Sachen Ökologie und Umweltschutz tut. Aufgrund seiner geographischen Lage sollte das entlang des Atlantiks
hingestreckte Land eigentlich keine Probleme mit der Luftverschmutzung haben. Doch immer häufiger
präsentiert sich Lissabon unter einer Smog-Glocke. Immer mehr Bezirke, vor allem in Nordportugal,
überschreiten die Grenze von 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter, und wenn die Emissionen
weiterhin so steigen, wird Portugal im Jahr 2010 66% mehr CO2 ausstoßen als 1990;
damit wird das Land nicht das im Kyoto-Protokoll festgeschriebene Ziel eines auf maximal 27% begrenzten Anstiegs erreichen.
Sorge bereitet auch die Wasserqualität, sowohl des Grundwassers (wegen Missbrauch in der Landwirtschaft)
als auch des Oberflächenwassers. Erschütternd ist die rasch fortschreitende Verschmutzung der
portugiesischen Flüsse in den letzten 30 Jahren, über die Rudolf Malkmus in seinem Artikel berichtet.
Nicht weniger erschütternd ist die allmähliche Verkarstung des Landes, über die
Anabela Gaspar schreibt und von der bereits ein Drittel Portugals bedroht ist.
Im Bereich der Abfallentsorgung und Müllverwertung zeigt Portugal zwei Gesichter.
Einerseits führte es als eines der ersten europäischen Länder fortschrittliche
Methoden der Müllentsorgung ein, zum Beispiel die sogenannten ecopontos,
doch fehlt - wie Henrietta Bilawer zeigt - noch ein allgemein verbreitetes Bewusstsein
für die Notwendigkeit des Recycelns. Zur Abrundung des finsteren Bildes stellen Annette
Spiering und Peter Koj Bauprojekte vor, welche die Costa Azul und Costa Vicentina
bedrohen, Portugals bisher weitgehend vom Baumboom verschonte Küste zwischen Setúbal und Sagres.
Aber es gibt nicht nur Negatives aus Portugal zu berichten. Zur Reduzierung der Treibhausgase
und um von den sie produzierenden Kraftwerken unabhängig zu sein, setzt man auf erneuerbare
Energien und nutzt die reichlich vorhandene Sonne und den Wind als Energiequelle.
In einem Interview mit Maria Hilt spricht unser Mitglied Horst Woderich von seinen
Erfahrungen bei der Produktion von Wind- und Sonnenenergie in Portugal und Spanien.
Zwei weitere Artikel zeigen, dass es lobenswerte und gelegentlich sehr einfallsreiche Initiativen gibt,
um die Artenvielfalt zu retten (José d'Encarnação) oder das Rauchen zu bekämpfen
(Reiner Drees).
Aber in dieser Ausgabe geht es nicht nur um ökologische Themen. Vor jetzt hundert Jahren,
am 17.12.1906, wurde der große portugiesische Komponist Fernando Lopes-Graça geboren;
Reiner Drees erinnert an den Jahrestag. Peter Koj liefert einen Nachtrag zum Thema "Aküfi auf Portugiesisch"
(Die opas und die otas), während Antje Griem Sie in den Monserrate-Palast einlädt.
Es gibt zudem auch Nachrichten aus der Hansestadt: Peter Koj berichtet vom Besuch von Manuel
Durão Barroso in Hamburg und stellt die neuen Leiter der beiden Hamburger Schulen vor,
an denen Portugiesisch angeboten wird. Während Maria Hilt und Antje Griem, die Initiatorinnen der
Aktion Junge PHG, ihre Initiative vorstellen, berichtet Peter Koj über ein gelungenes
zweisprachiges Schauspiel in der Rudolf-Roß-Gesamtschule.
Und schließlich erinnern wir mit Ray-Güde Mertin und António Pinto Machado an zwei
herausragende Persönlichkeiten der deutsch-portugiesischen Szene, die kürzlich verstorben sind.
Wir hoffen, dass die neue Ausgabe der Portugal-Post gefällt und dass das Neue Jahr Ihnen,
trotz aller ungünstigen Klimaprognosen, Glück bringen möge.
Die Redaktion
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Portugal-Post Nr. 37 / 2007
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Titel: Windpark Montemouro/Portugal Quelle: Energiekontor AG
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