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Abschied von Ray-Güde Mertin

Karin von Schweder-Schreiner

Die brasilianische Schriftstellerin Lygia Fagundes Telles nannte sie liebevoll "Rayinha", was in portugiesischen Ohren wie rainha (Königin) klingt. Und als solche galt Ray-Güde Mertin auch zahllosen Autorinnen und Autoren aus dem portugiesischen Sprachraum, seit sie deren Werke zunächst als Übersetzerin dem deutschen Leserpublikum zugänglich machte und ab 1982 mit ihrer eigenen Agentur, die sich auf Literatur aus sämtlichen portugiesisch- und spanischsprachigen Ländern spezialisierte, auch weltweit vermittelte. Mit unermüdlicher Kraft und leidenschaftlichem Engagement arbeitete sie, immer im Dienst der Literatur, in unzähligen Institutionen und Gremien mit, organisierte literarische Veranstaltungen und Übersetzertreffen, präsentierte Autoren und dolmetschte das Gespräch mit dem Publikum (je nach Bedarf auf portugiesisch/deutsch oder spanisch/deutsch) so perfekt, dass der brasilianische Schriftsteller Rubem Fonseca einmal fassungslos feststellte: "Das geht nicht mit rechten Dingen zu!" Nebenbei unterrichtete sie auch noch an der Universität Frankfurt brasilianische Literatur, zunächst als Lehrbeauftragte, bis sie 1996 zur Honorarprofessorin ernannt wurde. Wir alle, die mit portugiesischsprachiger Literatur arbeiten, haben ihr sehr viel zu verdanken. Seit Jahren kämpfte sie gegen eine bösartige Krankheit. Die Saramago-Übersetzerin Marianne Gareis sprach jetzt vielen von uns aus dem Herzen, als sie sagte: "Für mich war Ray-Güde unsterblich." In der Nacht zum 14. Januar 2007 hat Ray-Güde Mertin den Kampf verloren.





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Portugal-Post Nr. 37 / 2006


Lídia Jorge und RayGüde Mertin