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Wir stellen vor: Dr. Sebastian Griesen

Von Maria Hilt

Im Juni erreichte die Mitgliederzahl der PHG eine historische Marke: die dreihundertste Beitrittserklärung traf in der Susettestraße ein. Der "hanseatische Portugiese" bzw. "Luso-Hanseat", der sich nun über eine einjährige Gratis-Mitgliedschaft freuen darf, ist Dr. Sebastian Giesen, Leiter des Ernst-Barlach-Hauses im Jenisch-Park. Maria Hilt sprach mit ihm über seine Beweggründe und darüber, wie er sich seine künftige Verbindung mit der PHG auch beruflich vorstellt.

Herr Dr. Giesen, ich heiße Sie herzlich als dreihundertstes PHG-Mitglied willkommen. Wir haben uns alle sehr gefreut, mit Ihnen diese Marke erreicht zu haben. Wie sind Sie auf die PHG aufmerksam geworden?

Das kam erstmal durch Frau Vincenz, die hier im Sekretariat arbeitet und auch PHG-Mitglied ist. Zum anderen bereitet das Barlach-Haus seit längerem eine Ausstellung zu Amadeo de Souza-Cardoso vor. Da haben wir uns überlegt, wie wir die große portugiesische Gemeinde Hamburgs für dieses Thema interessieren können, und es lag nahe, die PHG anzusprechen. Ich bewundere ja die unglaublichen Aktivitäten, die Sie da alle entfalten. Für so einen kleinen Verein ist das sicher nicht einfach, aber bei der PHG ist so viel Engagement und Professionalität dabei, das finde ich toll. Auch dass die Mitglieder die Portugal-Post regelmäßig auf die Beine stellen, finde ich bemerkenswert. Deshalb fände ich es schön, wenn wir im Zuge der Amadeo-Ausstellung ein gemeinsames Rahmenprogramm mit Filmvorführungen, Fadokonzert, Lesungen oder Ähnlichem veranstalten könnten. Immerhin steht diese Ausstellung unter der gemeinsamen Schirmherrschaft von Bundespräsident Köhler und des portugiesischen Staatspräsidenten.

Wie kamen Sie auf die Idee, eine Ausstellung über Amadeo de Souza-Cardoso zu machen?

Wir hatten vor zwei Jahren eine Ausstellung hier, in der auch Werke von Otto Freundlich gezeigt wurden. Freundlich spielte Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle als europäischer Kunstvermittler. In einer Lebenserinnerung schreibt er über den "von vielen so sehr bewunderten Amadeo". Die beiden waren anscheinend sogar befreundet. Und das hat mich dann einfach interessiert, gerade weil man von Souza-Cardoso hier wenig weiß, obwohl er bis 1914 eine ganz wichtige Rolle in der europäischen Kunstszene gespielt hat. Dann kam nach und nach der Kontakt mit der Gulbenkian-Stiftung in Lissabon, die in diesem Frühjahr eine sehr umfangreiche Ausstellung über Amadeo gezeigt hat. Unser Projekt wird dagegen etwas kleiner ausfallen. Alle geplanten Leihgaben kommen aus der Gulbenkian-Stiftung, und auch was Texte für den Katalog angeht, bekommen wir von dort viel Unterstützung, wie auch hier vor Ort von Herrn Dr. Koj, der uns bei der Übersetzung hilft. Es wird auf jeden Fall die erste nordeuropäische Einzelausstellung von Souza-Cardoso nach seinem Tod sein.

Wenn die Zusammenarbeit mit der Gulbenkian-Stiftung schon so gut klappt, könnten Sie sich denn auch vorstellen, auch für eine Hein-Semke-Ausstellung mit den Lissabonnern zusammen zu arbeiten?

Hein Semke ist natürlich einmal aus hamburgischer Sicht spannend, er war außerdem auch ein großer Barlach-Fan. Außerdem war auch sein Lebensweg in Portugal sehr ungewöhnlich. Er war vom Expressionismus geprägt und hat sich dann in Portugal mit den keramischen Fliesen auseinandergesetzt, was einen ganz eigenen Stil ergab. Und so hat er ja im Grunde die portugiesische Keramik-Kunst wieder zum Leben erweckt. Ich würde das nicht ausschließen, derzeit ist aber noch nichts geplant.

Sind Sie im Zuge der Vorbereitungen für die Amadeo-Ausstellung auch schon in Lissabon gewesen?

Ja, die Ausstellung dort habe ich mir natürlich angesehen. Aber ich habe auch schon längere Verbindungen zu Portugal. Ein guter Freund aus meiner Aachener Studienzeit ist Portugiese. Er lebt inzwischen wieder in Lissabon, und das erste Mal habe ich ihn vor ungefähr 13 Jahren dort besucht. Und auch danach war ich einige Male in den Ferien in Portugal.

Gibt es eine Region in Portugal, die Ihnen besonders gut gefällt?

Meine Kenntnisse konzentrieren sich natürlich hauptsächlich auf die Gegend um Lissabon, aber ich habe auch mal eine Tour in den Norden des Landes gemacht. Das hat mich sehr beeindruckt, Porto natürlich, aber auch Bragança. Ich finde, es ist ein sehr faszinierendes Land mit einer für Europa ganz besonderen Mischung. Gerade die maurischen Einflüsse geben Land und Leuten eine außergewöhnliche Note.

Hatten Sie auch schon Gelegenheit, ein bisschen Portugiesisch zu lernen?

Nein, höchstens "Bom dia, não falo português.". Diese Sprache ist für mich ein absolutes Phänomen. Ich kann sie ein bisschen lesen dank der Verbindungen zum Lateinischen. Aber die Aussprache ist ein Mysterium. Wenn ich meinen Freund António mit seinen Eltern telefonieren höre, ist das für mich wirklich fremd. Ich habe in Portugal mal einen galão bestellt, was ja eigentlich nicht so kompliziert ist, und trotzdem war der Kellner völlig ratlos. Keine Ahnung, was ich da falsch gemacht habe.

Und Sie haben in Aachen studiert?

Ja, ich komme ursprünglich aus dem Rheinland und habe in Bonn und in Aachen Kunstgeschichte studiert. Ich bin dann durch meine Frau nach Hamburg gekommen, da sie hier einen Job gefunden hat. Wir beide haben inzwischen auch schon zwei kleine Kinder. Ich war erst in der Kunsthalle beschäftigt, und seit sieben Jahren bin ich jetzt hier im Barlach-Haus. Im Oktober werde ich allerdings in die Geschäftsführung der Hermann Reemtsma Stiftung wechseln.

Vielen Dank für das Gespräch.

Hinweis auf Ausstellung







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Portugal-Post Nr. 39 / 2007


Unser 300. Mitglied: Dr. Giesen

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