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Gehen wir mal nach Hagenbeck ... und kehren in dem portugiesischen Café eines Polen ein.

Antje Griem interviewt Tomasz Buchwald, den Besitzer vom Café Ines bei Hagenbeck.
Tomasz Buchwald ist deutsch-polnischer Abstammung und gebürtig aus Bydgoszcz/Bromberg in Polen.

P-P Wie kam es dazu, dass du eine portugiesische Pastelaria eröffnet hast?

T.B. Ich wollte mich selbstständig machen und diese Gegend benötigte ein Café. Samstags und Sonntags gab es hier gar keinen Anlaufpunkt für die Bewohner. Das Café hat im letzten Jahr immer mehr Zulauf bekommen, so dass ich mittlerweile schon zwei neue Angestellte einstellen konnte. Ich bin zufrieden! (Ein Kunde, der während des Interviews in das Café kam und sich einen Milchkaffee bestellte, sagte:"Das Café ist ja ein richtiger Lichtblick in der Gegend." Er wünschte Tomasz weiterhin viel Glück und Erfolg.)

P-P Seit wann lebst du in Deutschland?

T.B. Seit 7 Jahren. Vorher war ich überall auf der Welt unterwegs. Ich habe in Polen studiert (Tourismus und Sprachen), habe dann später meine zukünftige Frau kennen gelernt. Ein Teil meiner Familie lebt in Bayern. Meine Frau hat in Hamburg angefangen zu arbeiten und so bin ich dann auch hier in Hamburg gelandet.

P-P Leben in deiner Heimat Polen viele Portugiesen?

T.B. Nein, viele Polen wissen nicht einmal, wo genau Portugal ist. Ich habe einmal dort nach einem portugiesischen Wörterbuch gesucht, leider ohne Erfolg. Nach dem Eintritt Polens in die EU ist Portugal dort nun schon etwas bekannter geworden, aber eher mehr in Warschau als in der Provinz.

P-P Sprichst du selbst auch Portugiesisch?

T. B. Ja, habe viel Kontakt zu Portugiesen und auch einige portugiesische Freunde. Ich finde die Sprache toll und habe auch das Talent, Sprachen schnell zu erlernen. Früher habe ich viel mit Portugiesen gearbeitet und durch den täglichen Kontakt die Sprache dann erlernt.

P-P Kommt es oft vor, dass Leute dich für einen Portugiesen halten?

T. B. Eigentlich halten Sie mich eher für einen Brasilianer und wundern sich dann natürlich, wenn ich Ihnen sage, dass ich Pole bin.

P-P Welches ist deine portugiesische Lieblingsspeise?

T. B. Francesinhas1 mag ich sehr wie auch Frango na púcara. Fische und Meeresfrüchte treffen nicht so meinen Geschmack. Außerdem liebe ich Cerveja Sagres, Amêndoa Amarga und natürlich die berühmten Pasteis de nata. Zuhause kochen wir auch öfter mal Portugiesisch.

P-P Warst du denn schon einmal in Portugal?

T. B. Leider noch nie! Ich plane mal irgendwann dorthin zu fahren. (Dann zeigt er mir seine Postkarten, die er über die Jahre von Freunden bekommen hat. Sie zeigen Fotos vom Algarve [Lagos, Ponta da Piedade].) "Ich kenne aber so einiges über die Städte und die Geschichte Portugals und interessiere mich sehr für dieses Land."

P-P Sind viele deiner Kunden Portugiesen?

T. B. Eigentlich nicht so viele. Einige Portugiesen, die ich noch von früher kenne, kommen mich hier ab und zu mal besuchen, und die Portugiesen und Brasilianer aus der Umgebung kommen natürlich auch hierher. Aber in Stellingen wohnen leider nicht so viele Portugiesen. Meine Kunden sind auch deutsche Geschäftsleute, die hier arbeiten, wie auch Besucher von Hagenbeck. Wir haben auch oft Mütter mit Kindern hier, da ich hier im Café auch einen Spielplatz eingerichtet habe und auf der Rückseite sich ein Kindergarten befindet.

P-P Was würde man in einem polnischen Café den Gästen servieren?

T. B. Schwere Sahne- und/oder Buttertorten mit Filterkaffee. Aber auch das ändert sich jetzt so langsam in Polen. Es fehlt natürlich auch das Geld, um überhaupt ins Café gehen zu können. Fertige Sandwiches oder Tostas mistas gibt es dort noch nicht im Angebot.

P-P Warum hast du kein polnisches Café eröffnet?

T.B. Polnische Cafés sind wie alte deutsche Cafés. Einfach zu schweres Essen, und der Filterkaffee ist überholt. Ich finde, dass portugiesische Cafés die Zukunftscafés sind. Mit ihren kleinen Snacks, dem leichten Gebäck kommen sie einfach gut an. Außerdem sind portugiesische Produkte hier in Hamburg schnell und einfach zu bestellen. Bei den polnischen Produkten hat man Schwierigkeiten bei der Anlieferung. Außerdem sind die polnischen Produkte hier nicht bekannt und werden nur schwer angenommen.

P-P Wen hast du bei der WM unterstützt?

T. B. Also in erster Linie Brasilien. Das ist mein Traumteam! Dann drücke ich natürlich auch die Daumen für Deutschland (bei der deutschen Nationalmannschaft spielen 2 Polen mit), Polen und Portugal (bei der portugiesischen Selecção sind viele Brasilianer dabei). Spannend wird es, wenn sie gegeneinander spielen. Dann drücke ich allen die Daumen! Die Portugiesen sind stolz und von sich überzeugt. Die Polen sind clever und die Deutschen sind sehr genau und zielstrebig.

P-P Wer ist "Ines"?

T. B. Ines ist meine älteste Tochter. Dann habe ich noch eine kleine Tochter. Sie ist jetzt gerade 9 Monate alt geworden und heißt Noelia. Vielleicht übernimmt meine älteste Tochter ja einmal das Café, wer weiß! Außerdem haben das Wort Café und auch der Name Ines je 4 Buchstaben und das passt, dachte ich mir! Das kann man sich gut merken.

Café Ines
Julius-Vosseler-Str. 42
22527 Hamburg


1 Näheres über die Francesinhas, eine Portuenser Spezialität, erfahren Sie in unserem Heft Porto Sentido (Portugal-Post 14)




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Portugal-Post Nr. 40 / 2007


Café Ines - außen

Außenansicht



Café Ines - innen

Im Café Ines