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Bilder des Wandels-
Wandmalerei in Portugal

Von Alfred Kottek

Am 25. April 1974 ließen die portugiesischen Hauptleute ihre Panzer durch die Straßen Lissabons rollen. Damit begann in der portugiesischen Geschichte ein neues Kapitel. Die Zäsur war so einschneidend wie wenige zuvor: das portugiesische Imperium hatte nach 500 Jahren aufgehört zu bestehen. Die Leute, die in den Straßen tanzten, dachten aber nicht daran. Sie pflanzten Nelken auf die Gewehrläufe der Soldaten, weil von ihnen die Last einer fünfzigjährigen Diktatur genommen war, die versucht hatte, das Volk in eine Zwangsjacke zu stecken. Jetzt waren die Maulkörbe gefallen. Auf allen Ebenen ein Neubeginn! Nur wenige waren auf demokratische Rechte und Spielregeln vorbereitet. Ungläubig und abwartend verharrten viele im Land und schauten auf die Bewegung der Streitkräfte MFA, die Portugal in die Demokratie zu führen versprach. Es war in diesem ersten Jahr der Herrschaft der MFA mit ihrem obersten Gremium, dem Revolutionsrat, daß die Militärs in Wirtschaft und Verwaltung eindrangen und mit dem Volk in Berührung kamen, die Barriere des Kasernentores überwanden. Sie erkannten, daß nach 50 Jahren Diktatur demokratisches Bewußtsein nicht vorhanden sein könne. So versuchten sie es zu aktivieren. Eine der überraschenden Initiativen waren die Wandmalereien, die an vielen Orten des Landes entstanden: meist in bunten, fröhlichen Farben die Verbundenheit der Streitkräfte mit dem Volk feiernd und natürlich den 25. April, den Tag der Revolution. Das Bewußtsein der Änderung sollte ins Volk und besonders in die Jugend getragen werden, und so wurden besonders häufig Kinder mit ihren naiven Zeichnungen die bunten Wimpelschwenker der MFA.

Am ersten Jahrestag der Revolution, am 25. April 1975, wurden Wahlen zu einer verfassunggebenden Versammlung abgehalten. Hieran durften politische Parteien teilnehmen, soweit sie nicht als rechte in das politische Spektrum einzuordnen waren, wobei unter dem Einfluß der linksgerichteten Militärs der Begriff "rechts" ziemlich weit ausgelegt wurde und z. B. das später als drittstärkste Partei in das erste Parlament einziehende "demokratisch-soziale Zentrum (CDS)", nicht zugelassen wurde. Während der Vorbereitungen zu dieser Wahl tauchten an die Wände geschmierte Parolen, aber auch die ersten wahlbezogenen Wandmalereien auf. Es entstand das Bild des nachrevolutionären Lissabons, das den fremden Besucher erschrecken ließ und so manchen einheimischen Begleiter zu melancholischen Bemerkungen über die Sauberkeit des faschistischen Lissabons veranlaßte. Die Wände als wirkungsvolles Kommunikationsmittel wurden jetzt so richtig entdeckt, nachdem einige graue Vorstadtflächen in Farbe getaucht und von der Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen worden waren.

In Lissabons politisch heißem Sommer 1975, zu Zeiten des hier sogenannten Gonçalvismus, wurden Wandbilder zu den aktuellen Anlässen der großen Kundgebungen und Demonstrationen gemalt. Die Begeisterung für die neue Freiheit und für den Aufbau einer neuen, besseren Gesellschaft ließ unter dem Einfluß sozialistischer Ideen Bürgerinitiativen und Wohnviertelgemeinschaften entstehen, die ihre Umwelt, ihre Straße verbessern, verschönern wollten. Sie bemächtigten sich der neu entdeckten Ausdrucksform und bemalten leere Wände, im beflügelten Bewußtsein, zur Mitgestaltung aufgerufen zu sein. Ähnlich motiviert begannen sich Schulklassen auf dieses Neuland zu stürzen, das vor der Revolution als Teil der von der Staatsautorität verwalteten Welt begriffen wurde, die der obrigkeitsgewohnte Bürger des salazaristischen Portugals nicht zu berühren gewagt hätte.

Auf den Tag zwei Jahre nach der Revolution, fand am 25. April 1976 die erste Wahl eines demokratischen Parlamentes statt. Es löste die ein Jahr zuvor gewählte verfassunggebende Versammlung ab, und Portugal trat damit in den Kreis parlamentarischer Demokratien westeuropäischen Typs. Etwa drei Monate später wurde der Staatspräsident in allgemeiner, geheimer Wahl gewählt. Mit diesen beiden Ereignissen erreichte die Wandmalerei ihren Höhepunkt. Doch war in der Zeit der Vorbereitung schon deutlich geworden, daß die Zeit der Spontangruppen vorbei war. Die partei- und wahlkampfbezogenen Malereien beherrschten klar das Feld. Hinter ihnen konnte der Betrachter leicht die Wahlkampfmaschinerie erkennen. Die Revolution mit ihrer Begeisterung war einem politischen Alltag gewichen, der auf Bewältigung der schweren nachrevolutionären Wirtschaftskrise und dem Einspielen des neuen Staatsapparates ausgerichtet war. Für den ausländischen europäischen Betrachter waren das verständlichere Kategorien.

Die Wandmalerei hörte aber mit dem Ende des Wahlkampfes nicht völlig auf. Sie war den Portugiesen zu vertraut geworden und zudem ein ausgesprochen billiges Kommunikationsmittel. Zu großen politischen Festtagen oder auch zu Parteikampagnen oder Festivals erscheinen immer wieder neue Bilder, wenn diese auch viel vom Schwung der früheren verloren haben.

Fabriköde - Leinwand der Vororte
Besucher des nachrevolutionären Lissabon stellten immer wieder kritisch fest, wie wenig doch unternommen wurde, um die Stadt von den Folgen der Schmierekstase nach dem 25. April 1974 wieder zu säubern. Tatsächlich finden sich im Zentrum Lissabons aber nur wenige der großen Wandmalereien. Zahlreich sind dagegen Parolenkritzeleien an den Hauswänden, und wie leicht dem Lissaboner Graffiti von der Hand gingen, mag man daran ermessen, daß bei der kürzlichen Eröffnung eines U-Bahneingangs schon tags darauf folgende Inschrift auf dem makellosen weißen Marmor prangte: "Independência às Berlengas". Die Berlengas sind zwei praktisch unbewohnte Felsen vor der mittelportugiesischen Küste in der Nähe von Nazaré, und der unbekannte Witzbold, vermutlich linker Provenienz, wollte damit die "rechten" separatistischen oder autonomistischen Bestrebungen der beiden Inselgruppen der Azoren und Madeiras ironisieren.

Wer fündig werden will auf der Suche nach Wandmalereien, der sollte sich vor Augen halten, daß große Wandflächen benötigt werden, die möglichst nicht unter der Kontrolle eines privaten Besitzers stehen, der durch raschen Einspruch leicht die Fertigstellung behindern könnte. Bei Fabriken, öffentlichen Gebäuden, fremdverwalteten Häusern geflüchteter Eigentümer, Einfassungsmauern größerer Areale ist das einfacher: da läßt die Reaktion auf sich warten und gibt so dem Malteam genügend Zeit. - Natürlich sind die Malereien nicht immer ohne Wissen des Besitzers angebracht worden. Bei Parteilokalen und Versammlungszentren ist sicherlich der Dekorations- und Demonstrationswunsch des Besitzers sogar der Anstoß zur Malerei gewesen. Auch neue, teilweise spontan entstandene kulturelle Institutionen haben ihre Fassaden bemalt, wie z. B. das Pioniertheater im grauen Lissaboner Arbeitsvorort "Poço do Bispo", oder das Kulturzentrum von Alcântara, ebenfalls ein Arbeiterviertel am Rande der Hauptstadt. Viele der Kindermalereien, die den 25. April meist an den Außenwänden ihrer Schulen feiern, oder auch die von Kindern gemalte Serie zur Ausschmückung der Markthalle von Ribeira Grande (Madeira), sind im Einverständnis mit den Eigentümern erfolgt. Auch die Bank der nördlichen Distrikthauptstadt Viseu wird ihr Einverständnis gegeben haben, da es sonst wohl kaum möglich gewesen wäre, die Fassade bis hinauf in den zweiten Stock zu bemalen. Wahrscheinlich hatte die Arbeiterkommission des Betriebs oder die örtliche Bankgewerkschaft (Sindicato) ihre Hand mit im Spiel. Daß auch Einzelhändler Sinn für nichtkommerzielle Dekoration haben können, zeigt eine Buchhandlung und ein Photogeschäft in einem Wohnviertel im Norden Lissabons. Besonders beachtenswert ist, daß es sich hierbei um eine mit hellem Naturstein verblendete Neubaufassade handelt. Es gehört schon sehr viel revolutionärer Eifer oder Frustration über die Sterilität von Neubaugebieten dazu, eine solche Fassade zu bemalen.

Der typische Wandmaler malt aber unbekümmert um die Eigentumsverhältnisse seiner "Leinwand". Erfüllt von seiner gesellschaftlichen Funktion und verpflichtet den Zielen der Revolution, wird für ihn die Frage der Autorisation durch den Eigentümer belanglos. Er weiß sich dabei der Billigung und Solidarität der Menschen aus den "bairros pobres", aus den ärmlichen Vierteln am Rande Lissabons sicher. So verwundert es nicht allzusehr, wenn der Stadtrat von Lissabon im November 1977 darüber diskutieren mußte, ob das Bemalen von Wänden ein durch die Revolution erworbenes Recht zur freien Meinungsäußerung sei, das durch Einspruch des Eigentümers nicht eingeschränkt werden dürfe. Die Ratsmehrheit beschloß allerdings - man erinnere sich: die Revolution lag zu diesem Zeitpunkt schon dreieinhalb Jahre zurück - im Zuge der Reinigung der Stadt das nicht autorisierte Bemalen fremder Wände zu untersagen. Das war eine prinzipielle Entscheidung, wenngleich man den Einfluß auf die Praxis als nur gering veranschlagen konnte.

Die große Mehrheit der Malereien will demonstrieren, informieren - oftmals zu einem ganz konkreten Anlaß. Es sollen die Massen erreicht werden mit der Botschaft, und deshalb genügte die bloße Verfügbarkeit einer geeignet großen Wand nicht für eine Standortwahl. Als günstig werden die großen Ausfallstraßen angesehen, auf denen sich täglich der Strom der Pendler von und zu den Arbeitsstätten bewegt. An den Stellen, wo Vorortbahn und Hauptstraße nebeneinander verlaufen, massieren sich die Malereien zu Serien. Als weiterer Faktor bei der Standortwahl erscheint ein klassenkämpferisches Element: Es werden die Ausfallstraßen bevorzugt, die in die bürgerlichen Villen- und Badevororte hinausführen. Wer der "Marginal", der Uferstraße, von Lissabon ausgehend immer der "Costa do Sol" folgt, über den fashionablen Badeort Estoril bis nach Cascais, der kann einen guten Querschnitt durch die portugiesische Wandmalerei erhalten. Daß es sich zumindest teilweise um bewußte Provokation der besitzenden Klasse handelt, konnte ich an den Inhalten von Parolenkritzeleien an Umfassungsmauern Estoriler Villen feststellen.

"A Cintura", der Gürtel, der rote Industriegürtel um Lissabon, strahlt auf diese Weise nach außen in die bürgerlichen Schlaf- und Badestädte mit der gleichen Intensität wie nach innen in das Stadtzentrum. 45% der von mir registrierten Malereien stammen aus der "Cintura", hingegen jeweils um die 20% aus dem Stadtzentrum und den Vororten außerhalb der Stadtgrenze.

Wie man sieht, bleibt nur wenig übrig für das restliche Portugal. Die Malereien verteilen sich etwa gleich auf den Süden und den Norden. Diese zahlenmäßige Verteilung täuscht aber ein Gleichgewicht vor, das einer Interpretation bedarf: Tatsächlich ist der Norden um ein vieles stärker bevölkert und schließt auch die Industrieregion von Porto mit ein, der zweitgrößten portugiesischen Stadt. Demnach zu schließen ist die malerische Aktivität der Provinzbevölkerung Südportugals wesentlich höher.

Den Kenner der Verhältnisse wundert das nicht, denn das Kernland des Südens ist der ausgedehnte Alentejo mit seinen Großgrundbesitzern und einem Landproletariat, das sich als der Bannerträger einer sozialistisch-kommunistischen Revolution fühlt. In den Durchgangsstraßen der Alentejostädte und -flecken finden sich neben vielen Kritzeleien für die Landreform auch große Wandmalereien, die es durchaus mit denen des Lissaboner Großraums aufnehmen können.

Engagierte Mauermaler
Die portugiesische Wandmalerei ist ein Kind der Revolution. Die Bewohner trister Viertel, alt und sanierungsbedürftig oder beton-neu, griffen zum Farbtopf. Die neugebildeten Kommissionen der Viertelbewohner spielten eine impulsgebende Rolle. Sie wollten die Demokratie an die Basis bringen und aus neugewonnener Selbstbestimmung ihre unmittelbare Umwelt bewohnbarer, freundlicher gestalten. Sie schufen Begegnungs- und Kulturzentren, häufig in besetzten Wohnungen oder Häusern. Hausbesetzungen waren in den ersten Jahren nach der Revolution weitverbreitet. Auf gleiche Weise wurden auch Parteilokale, Jugendheime, Kindergärten beschafft. Die Gruppen, die diese Gemeinschaftseinrichtungen trugen, hatten auch das Bedürfnis, den Wandel nach außen zu dokumentieren. Viele wählten das Mittel der Wandmalerei. Beispiele sind hierfür das Kulturzentrum von Alcântara (in der ,,Cintura"), wo ein chilenischer Flüchtling des Pinochetregimes die Außenwände mit einer Allegorie des gesellschaftlichen Wandels bemalt hat; oder die Jungen Pioniere, die die gesamte Stirnwand ihres Jugendheims in Cruz Quebrada (gleichfalls in der "Cintura") dekorierten; oder das ländliche Parteilokal des PCP in Porto Salvo, einem kleinen Ort im Lissaboner Nachbarkreis Oeiras.

Als Ausdruck des Zeitwandels durften auch die Schulkinder die Bewegung der Streitkräfte und die Revolution in Wandmalereien feiern. Aber die Kinder bemalten nicht nur Schulen und Kindergärten. An hervorragender Stelle, im Lissaboner zentralen Eduard VII Park, bemalten Kinder die Einfassungsmauern; die Markthalle von Ribeira Grande (Madeira) wurde von Kindermalereien völlig bedeckt; Wartehäuschen für öffentliche Verkehrsmittel und Neubaufassaden wurden bepinselt; Kinder bemalten die Wände einer Bank in Viseu. Hierbei ist interessant, daß dies in Kombination mit Erwachsenenmalereien geschah, also organisiert. Hier und da konnte ich aber auch spontane Kindermalereien an Wohnhäusern entdecken. Diese hatten dann allerdings keinen erkennbaren politischen Bezug mehr.

Bei den Gedenkfeiern zum Jahrestag der Revolution am 25. April 1978 geriet in der Hauptstadt von Madeira, in Funchal, ein Kindermalwettbewerb in den Mittelpunkt einer politischen Auseinandersetzung, als diese angeblich nicht genehmigte Veranstaltung durch eine in Formation anrückende Polizeieinheit unterbrochen wurde. Im Hintergrund ging es dabei um Positionskämpfe zwischen linken, national gesinnten Kräften und der rechten autonomistischen Regionalregierung. Der eingesetzten Polizei wurden sogar Verbindungen zur separatistischen Untergrundbewegung FLAMA nachgesagt, die das Ziel eines unabhänigen, souveränen Staates Madeira verfolgt.

Das Übermalen oder Zerstören von Wandmalereien des politischen Gegners ist untypisch für portugiesische Verhältnisse. Dies kann als ein weiterer Beweis für Toleranz gewertet werden, welche die politischen Auseinandersetzungen und Umwälzungen in Portugal auszeichnete. Das schließt nicht aus, daß auch Wandmalereien zerstört wurden. Eine der ganz wenigen Malereien der Sozialisten, in der Nähe der großen Brücke über den Tejo, wurde total übermalt. Auch eine Reihe kommunistischer Malereien wurden beschädigt oder mit Hakenkreuzen verunstaltet. Der Urheber dürfte wahrscheinlich unter jenen zu suchen sein, die die Kommunisten als Revisionisten und Sozialfaschisten beschimpfen.

Sonst sind die Zerstörer von Wandmalereien wohl mehr auf der rechten Seite des politischen Spektrums zu suchen, was damit zu erklären wäre, daß es zwar überwältigend viele linke, aber kaum rechte Malereien gibt. Im außenparlamentarischen Bereich gibt es rechts nur Symbole und Flaggen der illegalen Unabhängigkeitsbewegungen FLAMA auf Madeira und FLA auf den Azoren. Letztere hat in Schablonenmalerei das Wappentier der Azoren, den Azoren-Bussard, farbig auf die Wände gespritzt, vor allem in der FLA-Hochburg Ponta Delgada, der Hauptstadt der Azoren. Im übrigen beschränkten sich die illegalen Organisationen auf Parolenkritzeleien. Erstaunlich ist auch, daß die gestürzte Diktatur in den Wandgemälden überhaupt nicht vertreten ist, ebensowenig wie die rechtsradikale Sammlungsbewegung MIRN. Die unbedeutende monarchistische PPM, die eine Politik der Dezentralisierung vertritt und 1976 nur einige Mandate bei den Gemeinderatswahlen im Norden erringen konnte, hat nur in ganz wenigen Einzelfällen gemalt. Damit ist bereits der Bereich rechts der im Parlament vertretenen Parteien abgedeckt.

Von den fünf Parteien, die 1976 in das erste verfassungsmäßig gewählte Parlament einzogen, steht das CDS am weitesten auf der rechten Seite. Es kann mit den konservativen Parteien anderer europäischer Länder in eine Linie gebracht werden. Das CDS ist in meiner Sammlung mit keiner einzigen Malerei vertretet. Es hinterließ aus dem Wahlkampf nur ein relativ eintönig gemaltes Symbol: zwei entgegengesetzte Pfeile, die auf einen gemeinsamen Mittelpunkt weisen, als Illustration des Namens ,,Demokratisch-Soziales Zentrum".

Als zweitstärkste Fraktion zog 1976 die sozialdemokratische Partei PSD in das Parlament ein. Vor 1976 nannte sie sich PPD. Sie ist die einzige Partei rechts der Kommunisten, die eine nennenswerte Menge an Wandmalereien hervorgebracht hat. Aber ihnen geht die Frische und Spontaneität ab, die eigentlich erst die portugiesischen Wandmalereien bemerkenswert machen. Sie stammen ausschließlich aus der Zeit des Wahlkampfes 1976, und ihrer schematischen Darstellung, unter überreicher Verwendung des Parteisymbols des aufwärts wachsenden Pfeils, ist die Planung der Wahlkampfstrategen anzumerken.

Sowohl aus den Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung im April 1975, wie auch aus allen folgenden Wahlen, gingen die Sozialisten als stärkste Partei hervor. Seit der Revolution waren sie, mit einer kurzen Ausnahme, in allen Regierungen vertreten. In scharfem Gegensatz zu dieser Machtfülle steht die Schwäche ihrer Wandmaler. Auf Portugals Wänden ist die Partei äußerst unterrepräsentiert. Daraufhin angesprochen, gab ein Funktionär der Führungsgruppe des PS zu, daß die Partei in der Auf- und Ausbauphase es nicht verstanden habe, starke kulturelle Kräfte an sich zu ziehen. Interessant an dieser Bemerkung ist, wie hier indirekt und in einer Spontanreaktion deutlich wird, daß Wandmalerei zuvorderst als kulturelles Phänomen und nicht etwa als Propaganda gewertet wird. Meinem Gesprächspartner schien es auch unangenehm, daß seine Partei nicht genügend gemalt hätte, und ich wurde darauf hingewiesen, daß teilweise Malereien ,,gestohlen" worden seien, z. B. im Falle eines schönen Portraits von Marx und Lenin, das in eine vom MES gestaltete Szene integriert worden sei. Auch an die Zerstörung der bekanntesten PS-Malerei an der großen Brücke über den Tejo wurde ich erinnert. Mag vielleicht noch die eine oder andere Malerei den schon erwähnten Agressionen von links oder rechts ausgesetzt gewesen sein, so kann das doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die sozialistische Partei praktisch kaum gemalt hat.

Die moskautreue kommunistische Partei dominiert wie keine andere Gruppe die portugiesischen Wandmalereien. Unter quantitativem Gesichtspunkt ist diese Dominanz unbestritten: Mehr als die Hälfte aller Wandmalereien sind von Kommunisten geschaffen worden. Für die Lissaboner Außenbezirke und für die Alentejo-Provinzen im Süden steigt der kommunistische Anteil bis auf ungefähr drei Viertel. Die Kommunisten begannen schon relativ früh, nämlich 1975 und haben seither das Malen ununterbrochen fortgeführt. In jüngster Zeit sind die Kommunisten fast die einzigen, die immer noch neue Malereien schaffen. Nur 1976 dem Hauptwahljahr mit Parlaments-, Präsidenten- und Gemeindewahlen, fiel der Anteil des PCP zurück. Viele der Wahlkampfkonkurrenten hatten zu diesem Zeitpunkt die Wandmalerei als geeignetes Propagandamittel entdeckt, und so erlebte das Jahr 1976 einen Boom an Wandmalereien verschiedenster Urheberschaft.

Aber auch ungeachtet der quantitativen Betrachtungsweise, gehört der kommunistischen Wandmalerei der Führungsanspruch. Keine andere Gruppe hat eine vergleichbare Kreativität, Originalität und Bandbreite an Themen und Stilen hervorgebracht. Die Kommunisten hatten es verstanden, nach der Revolution kulturelle Impulse zu geben und engagierte Künstler für sich zu gewinnen, unter denen auch einige waren, die sich an Wandmalereien beteiligten. Außerdem hatte der PCP den großen Vorteil, zum Zeitpunkt der Revolution über eine Parteiorganisation aus der Zeit des Untergrunds zu verfügen, die sich zu einem Netz von Ortsgruppen mit örtlichen Parteilokalen umformierte. Diese Basisgruppen schmückten nicht nur die Wände ihrer Lokale, sondern dokumentierten kommunistische Präsenz auch in ihrem Viertel durch Wandmalereien, die nicht direkt Wahlpropaganda, vielmehr allgemeine Sympathiewerbung betreiben sollten. Von Mitgliedern solcher örtlicher Gruppen stammen viele spontane naive Malereien. Auch die Betriebsgruppen der Kommunisten produzierten Wandmalereien. An einem Sonntagvormittag konnte ich ein Drei-Mann-Team hoch auf einem Gerüst in der Lissaboner Großwerft Lisnave bei Arbeit sehen. Sehr weit verbreitet sind die Malereien der kommunistischen Jugendorganisation UJC, mit Aufrufen zu Festivals, Treffen und Zeltlager.

Links der Kommunisten ist die Parteienlandschaft stark aufgesplittert. An den wohl wichtigsten Wahlen im April 1976 nahmen ein halbes Dutzend Parteien teil, die extrem links einzuordnen sind. Freilich haben nicht alle Wandmalereien hervorgebracht. Zumeist beschränkten sie sich auf Parolenkritzeleien oder das Aufspritzen der jeweiligen Parteiembleme, so z. B. die LCI (Internationale kommunistische Liga), die AOC (Arbeiter-Bauern-Allianz), der PCPm-l (Marxistisch-leninistische kommunistische Partei). Von allen diesen Klein- und Kleinstparteien brachte nur die UDP (Volksdemokratische Union) einen einzigen Kandidaten in das Parlament. Typisch für die UDP sind eine Reihe schalblonengemalter, silhouettenartig leblos wirkender Wandmalereien, meist in den unmittelbaren Nachbarorten Lissabons, wo die Wohnblocks der Industriearbeiter stehen. In Lissabon selbst fiel die UDP durch einige kolorierte politische Karikaturen auf. Die MES (Linke sozialistische Bewegung) hat im Raum Lissabon und in den roten Alentejo-Provinzen eine Reihe monumentaler Szenen gemalt, die zu den besten Malereien gerechnet werden müssen. Der Erfolg bei den Parlamentswahlen stand aber hierzu im umgekehrten Verhältnis.

Die stärksten Maler nach den Kommunisten, sowohl in Quantität wie in Qualität, kommen aus der maoistisch ausgerichteten MRPP, die heute PCTP (Kommunistische Partei portugiesischer Arbeiter) heißt. Ihre lebensgroß und dynamisch gezeichneten und nuanciert ausgemalten Massenszenen sind für den Besucher Lissabons unübersehbar. Allerdings ist bei den Malereien der PCTP, ebenso wie bei den anderen kleinen Linksparteien, die Regie im Hintergrund, in der Parteizentrale, besonders offenkundig spürbar. Thema und Gestaltung sind auf Programm und Wahlkampftaktik abgestimmt. Eine individuelle Gestaltung verschiedener Malerpersönlichkeiten, in der Art wie etwa bei den Kommunisten (PCP), gibt es nicht.

Nach den letzten Wahlen des Jahres 1976, den Gemeindewahlen vom Dezember, verlagerte sich die politische Aktivität von der Straße weg. Die Zahl der neuen Wandmalereien ging 1977 stark, nämlich auf die Hälfte, zurück. Vor allem wurden diese neugeschaffenen nur von ganz wenigen Gruppen hervorgebracht: dem PCP, dem PCTP und dem neu auf der Szene erscheinenden PCP(R) (Wiederaufgebaute kommunistische Partei Portugals). Diese maoistisch-albanisch ausgerichtete kleine Partei nahm Prozesse gegen einige verhaftete Genossen zum Anlaß, um eine Reihe zumeist schematischer Wandmalereien hervorzubringen. Allerdings gehört zu dieser Gruppe auch die schöne Szene, in der sich der verhaftete Student Rui Gomes auf der Anklagebank in den Ankläger verwandelt.

Revolution und Landreform
Was sind nun die konkreten Inhalte der portugiesischen Wandmalereien? Der ausländische Betrachter könnte, nur zu verständlich, geneigt sein, die Malereien als eine Art Wahlkampfplakatersatz anzusehen. Entsprechend würden dann auch die Inhalte durch Persönlichkeiten des Wahlkampfs oder durch Parteiprogramme geprägt sein. Tatsächlich aber erweist sich diese Hypothese als falsch. Es gibt lediglich einige, ganz wenige Beispiele, so vor allem bei den Kommunisten, in denen Plakate als Malerei kopiert oder vergrößert wurden.

Auf Wahlen nimmt nur eine Minderheit der Bilder, weniger als ein Drittel, direkten Bezug. Das ist umso überraschender, als in weniger als 2 Jahren vier allgemeine Wahlgänge durchgeführt wurden, wenn man zu den Wahlen des Jahres 1976 noch die Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung im April 1975 hinzunimmt. Die Erklärung für diesen relativ geringen Wahlbezug ist bei den nicht direkt parteigebundenen Malern wie MFA, Schulklassen, Hausbesetzern, Kulturgruppen zu suchen, aber auch entscheidend bei den Kommunisten, die ganz deutlich weniger wahlbezogene Wandmalereien geschaffen haben als andere Parteien.

Was aber konnte sonst noch die Auslöserfunktion übernehmen, damit die Wandmaler zum Pinsel griffen? Die Wandmalereien sind aus der Begeisterung für das neue Portugal geboren und von ihren Urhebern als eine der Errungenschaften der Revolution begriffen worden. Was Wunder, wenn die jährliche Wiederkehr des Revolutionsdatums, des 25. April, neben festlichen Großkundgebungen auch Wandmalereien zeugte. Sympathisanten mit der Bewegung der Streitkräfte, Kindergruppen, aber auch Parteien, zumeist die Kommunisten, schufen zu diesen Anlässen Bilder im ganzen Land.

Eine der ganz großen Errungenschaften der Revolution wir die Landreform. Sie war ein lange erträumtes Ziel des besitzlosen Landproletariats in dem vom Großgrundbesitz geprägten Alentejo, wo aufgrund der extremen Eigentumsverhältnisse die kommunistische Partei ihre Hochburgen errichten konnte. Unter ihrem Einfluß wurden riesige landwirschaftliche Produktionsgenossenschaften geschaffen. Diese zogen die Kritik vor allem auch der regierenden Sozialistischen Partei auf sich, die mehr zu einer Verteilung des ehemaligen privaten Großgrundbesitzes tendierte und ein Gesetz zur Reform der Landreform durchsetzte. Die Kommunisten wehrten sich heftig gegen das Abänderungsgesetz, und viele ihrer Aktionsgruppen brachten Wandmalereien zu diesem Thema hervor. Vereinzelt nahmen auch Maler anderer oppositioneller Linksparteien den Zündstoff auf. Auch Aufrufe zu Demonstrationen, Parteiversammlungen, Kundgebungen, Kongressen, Festivals, gaben häufig Anlaß zu Wandmalereien. Selbst die Aufforderung, mit ins sommerliche Zeltlager zu kommen, erschien an verschiedenen Stellen groß gemalt im Raum Lissabon. Ein jährlich wiederkehrender Anlaß zu großen Wandmalereien ist der Spendenaufruf, die Klingelbeutelaktion der kommunistischen Partei. Überraschend ist nun, wie wenig bei all diesen Anlässen (Wahlen, Revolutionstagen, Landreform, Versammlungen) konkrete Persönlichkeiten darstellt werden. und von den wenigen Abbildungen gehört wiederum eine Reihe in das Standardrepertoir marxistischer Geschichtsverehrung, wie z. B. Portraits von Marx, Engels und Lenin. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eine naive Darstellung der legendären Alentejo-Bäuerin Catarina Eufemia, die als Märtyrerin in der linken portugiesischen Bewegung verehrt wird, weil sie bei einem Zusammenstoß mit der salazaristischen Polizei in ihrem Dorf erschossen wurde. Von Persönlichkeiten des aktuellen politischen Lebens finden sich nur Darstellungen des ersten gewählten Präsidenten General Eanes und des Parteichefs der MRPP/PCTP Arnold Matos, wie er das Volk aus den berstenden Mauern des politischen Gefängnis Caxias führt. Außer diesen beiden findet sich nur noch der verhaftete Student Rui Gomes abgebildet, der in seinem politischen Prozess vor allem vom albanistischen PCP(R) unterstützt wurde. Eine weitere Anzahl Politiker wurden von konkurrierenden politischen Gruppen in negativ karikierter Weise an den Hauswänden portraitiert. Hierzu gehören: der PCP-Chef Cunhal, teilweise in Gesellschaft von Breschnew, der Führer des CDS, Freitas do Amaral, aber auch General Spínola, für kurze Zeit der 1. Präsident des nachrevolutionären Portugals im Gefolge seiner Rolle als Galionsfigur und Geburtshelfer der Revolution der Hauptleute. Der Vorwurf eines Persönlichkeitskultes ist jedenfalls den portugiesischen Mauermalern nicht zu machen. Personen, Figuren, Arbeiter, Bauern, allein oder in Gruppen, sehr häufig in symbolhaften Bewegungen, z.B. mit erhobenen Fäusten, dominieren ihre Vorstellungswelt. Zu Gruppenversammlungen massiert und mit dramatischen Effekten gestaltet, entwickeln sich daraus die großartigen Szenen, die mit ihrer Lebendigkeit zu den Glanzstücken der portugiesischen Wandmalerei gehören; etwa die Verdammung der linken Verräter (PCP, UDP) durch das Volk an der technischen Hochschule; oder die Erschiessung von Guerillas, nachempfunden einem Goyabild, an der Mauer des Gefängnishospitals von Caxias; oder die Parteiversammlungen der bewaffneten Frauen, der Fischer und des Volks aus den Armenvierteln, an der Ausfallstraße von Lissabon nach Estoril; oder die comic-artig gestaltete Vertreibung des Caetano-Regimes in Porto; oder die Alphabetisierungskampagne, in der Alentejo-Stadt Montemor-o-Novo.

Diese Szenen sind für die portugiesische Wandmalerei charakteristisch und fast noch häufiger als die Darstellung von Symbolen von Parteien und Ideologien, deren Auftreten ja eigentlich erwartet werden kann. Die roten Nelken als Sinnbild der portugiesischen Revolution haben hier natürlich ihren bevorrechtigten Platz. Auch Fahnen sind häufig vertreten. Und obwohl das an sich ein recht simples Motiv ist, fand ich doch auch Darstellungen in denen die Fahnen wie zu einer Farbsymphonie (in Rot) komponiert waren. Diese nur noch wenig realistische Auffassung eines Themas leitet zu einer Gruppe von Bildern über, die bewußt einen abstrakt stilisierenden Weg einschlagen, und in denen das Spiel mit Farben und Formen Vorrang vor einer naiven Abbildung besitzt.

Die Darstellung anderer Motive spielt nur eine untergeordnetet Rolle. So findet sich z. B. eine Wiedergabe der Parlamentsfassade, die die Verfassungstreue der Kommunisten dokumentieren soll, oder ein fliegender Drache aus Zeitungspapier, der zum Festival der PCP-Zeitung "Avante" einlädt. Auffallend ist, wie wenig Tierdarstellungen, mit Ausnahme der Friedenstaube, auftauchen. Mit ganz wenigen symbolhaft zu deutenden Abbildungen ist das Thema erschöpft: etwa die Karikatur des trojanischen NATO-Esels in Porto, oder die nagende Faschismus-Ratte des PRP. Im Mittelpunkt der portugiesischen Wandmalereien steht der Mensch in Bezug zur Gesellschaft oder in Aktion. Er wird als Arbeiter dargestellt oder als Bauer. Einne privilegierte Stellung nehmen auch Soldaten und Matrosen ein. Hier schlägt sich die Rolle nieder, die das Militär in der Revolution gespielt hat. Soldaten erscheinen nicht nur in den Bildern der MFA, sondern auch bei MRPP/PCTP, MES, fast immer sind sie in den Kindermalereien vertreten, bei PCP, bei FEPU. Die meisten der im Parlament repräsentierten Parteien (alle außer den Kommunisten), einige Linksparteien außerhalb der Nationalversammlung und alle konservativen Parteien haben die Streitkräfte aus ihren Malereien ausgeklammert.

In den Wandmalereien wollen Kollektive die Öffentlichkeit ansprechen. Sie wollen als solche als Urheber der Bilder leicht erkannt werden. Das hat zur Ausbildung unverwechselbarer Stile und zur Wiederholung charakteristischer Bildelemente geführt. Besonders dort, wo die Wandmalerei bewußt zur Imagepflege politischer Gruppen oder im Wahlkampf eingesetzt wurde, haben die Organisatoren zeit- oder themagebundene Kampagnen durchgeführt. Die dabei entstandenen Wandmalereien zeichnen sich durch Gemeinsamkeiten in den Motiven, in der stilistischen Auffassung und in der Farbgebung aus.

So kennzeichnet z. B. die Aufrufe zur Teilnahme am Festival der kommunistischen Jugendorganisation UJC die gleich markante Abstraktion in Lissabon oder in der nördlichen Provinzhauptstadt Viseu. In einer Reihe von Fällen, wie in der Wahlkampagne der MRPP vom Frühjahr 1976, führte diese Entwicklung bis zur getreuen Wiederholung einzelner Bilder in verschiedenen Stadtteilen: stellvertretend für andere sei das Motiv ,,Ausbruch des Volkes aus dem Gefängnis Caxias" erwähnt. Die Wiederholung dieses Bildes wird durch den Einsatz von Schablonen rationalisiert, die eine rasche Zeichnung erlauben und gleichzeitig eine verschiedene Farbgebung zulassen. So gibt es von dem erwähnten Beispiel eine polychrome und eine vereinfachte zweifarbige Version. Die radikale Anwendung der Schablonentechnik ist zwar nur von einer Minderheit, nämlich von weniger als einem Fünftel der eigentlichen Wandmaler verwendet worden; erheblich größer aber ist ihre Bedeutung, wenn man die Darstellung von Parteisymbolen in die Betrachtung mit einbezieht.

Bei einer weiteren Gruppe Wandmalereien wurden nur teilweise Schablonen verwendet. Die Gesamtkomposition behielt ihren durch die Örtlichkeiten vorgegebenen Individualcharakter. Ein schönes Beispiel hierfür ist eine Malerei der Jugendorganisation der PCP(R), die in ihr Bild das Firmenzeichen der kapitalistischen British Petroleum (BP) integriert. Die Schablonentechnik ist vor allem von solchen am Wahlkampf beteiligten Parteien verwendet worden, die mit einem begrenzten Mitarbeiterstab und ohne große aktive Basis durch Wandmalereien Publizitätswirkung erzielen wollten.

Die große Faszination der portugiesichen Wandmalereien geht aber von dem Reichtum an individuell gestalteten Bildern aus, mit ihrer Vielfalt an Ideen und Farben. Besonders der Farbaufwand ist auffallend. Einfarbige Darstellungen, also Zeichnungen, sind ausgesprochen rare Ausnahmen. Selbst da, wo von der Idee her das zeichnerische Element dominiert, wie etwa wenn das Stilmittel der Karikatur benutzt wird, drängt es die Maler zum reichen Einsatz von Farbe. Auf diese Weise entstanden in Lissabon die kolorierten Karikaturen der UDP. Zwei der wenigen Beispiele, in denen sich die zeichnerische Komponente über die Farbe durchsetzt, ist das Bild eines Faschisten und Revisionisten tötenden Arbeiters in der Pose des Hl. St. Georg, oder die rückblendeartig aufgefaßte Zeichnung von Chikagoer Arbeitern des 19. Jahrhunderts, beide vom MRPP produziert. In den PCP-Malereien läßt sich ein Stilwandel bemerken von spontaner zeichnerischer Lebendigkeit im ersten Jahr der malerischen Aktivitäten, hin zu abstrahierenden Form-Farbe-Spielen und später weiter zu geometrischer Geradlinigkeit der jüngsten Generation.





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Portugal-Post Nr. 6 / 1999