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Wir stellen vor:
Maren Hauenschild

Von Anne Meyer-Minnemann

Michel, Mönckeberg und Musikhalle auf portugiesisch erklärt - das konnten bislang nur zwei (!) von rund hundert staatlichen Fremdenführern der Hansestadt bieten. Mit PHG-Mitglied Maren Hauenschild ist jetzt eine dritte Ansprechpartnerin für lusophone Hamburg-Besucher hinzugekommen. Eine, die beste Voraussetzungen für den Job als Gästeführerin mitbringt. Denn Maren Hauenschild schlug bereits als junges Mädchen die Brücke zwischen Hamburg und der portugiesischsprachigen Welt.

Mit 19 Jahren dachte Maren Hauenschild, sie müßte sterben. In der Biskaya tobte der Sturm und im Magen der jungen Frau die Seekrankheit. "Ich lag in einer engen Kabine unter dem Schornstein eines Frachters der Hamburg Süd und dachte, ich würde Brasilien nie erreichen", erinnert sich die 58jährige schmunzelnd. Es war ihre erste Reise in die Heimat ihres Vaters, eines brasilianischen Arztes, und das Glücksgefühl, das sie durchströmte, als Recife am Horizont auftauchte, machte alle Übelkeit wieder wett. Man schrieb den 21.4.1960, den Tag, an dem Brasilia eingeweiht wurde.

Maren Hauenschild blieb ein ganzes Jahr in Brasilien. Seitdem ist sie immer wieder dort gewesen, in Rio, Bahia und Santos, ist mit altersschwachen Bussen über das Land gefahren, zuletzt in den Norden, mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt Dr. Wolf-Dieter Hauenschild. "Mein Vater hat mir damals schnell vermittelt, wie man ein Land am besten kennenlernt: Indem man so reist, wie die Einwohner es auch tun".

Der ferne Vater in Brasilien war es auch, der das enorme Interesse der Hamburgerin für die portugiesische Sprache weckte. "Ich studierte Romanistik, dazu Psychologie. Das war damals in den 60ern eine abenteuerliche Fächerkombination". Ihre Familie mütterlicherseits stattete Maren Hauenschildt zudem mit den rechten Forschergenen aus: "Deren Vorfahren reisten schon mit Humboldt".

Nach vielen Jahren als Spanischlehrerin war Maren Hauenschild zuletzt Geschäftsführerin beim Bund der Selbständigen. Dann, 1996, erlebte die dreifache Mutter ihre schwerste Zeit. Ihr jüngster Sohn erlag einem langjährigen Krebsleiden. "Damals habe ich gedacht, ich müßte unbedingt wieder etwas machen". Die Idee, als Fremdenführerin zu arbeiten, reizte die Vielgereiste schon lange. Nur eine drängende Frage trennte sie noch von ihrem neuen Berufsziel. "Im vergangenen Sommer rief ich bei der Tourismuszentrale an, und fragte, ob es bei Fremdenführern eine Altersgrenze gibt".

Es gab keine. Maren Hauenschild bewarb sich. Und gehörte zu den 20 von 90 Bewerbern, die ausgewählt wurden. "Als Gästeführer verkauft man die Stadt. Man muß fürchterlich viel Wissen bereithalten, besonders über den Hafen, die Wirtschaft", berichtet sie. In einem sechswöchigen Intensivkurs paukte sie Geschichts- und Handelsdaten, Sehenswürdigkeiten und Stadtteilkultur. Mit Erfolg: Nach bestandener Prüfung schaukelte Maren Hauenschild Anfang März das erste Mal in einem der knallroten Doppeldeckerbusse durch die Stadt. In der rechten Hand ein Mikro, über das sie ihre "Ware", die Stadt Hamburg, an eine Kegelgruppe aus Süddeutschland brachte. Lampenfieber hatte sie bei ihrer Premiere keines. "Ich habe so lange unterrichtet. Es fällt mir leicht, vor vielen Leuten zu sprechen und mich auf unterschiedliche Menschen einzustellen".
Noch hatte Maren Hauenschild nicht die Gelegenheit, Besuchern aus Portugal oder Brasilien durch die Stadt zu führen. Aber die Saison ist noch jung. "Und ich warte gespannt darauf". Wer weiß, vielleicht befällt den einen oder anderen Portugiesen in dem schwankenden Touristenbus ja auch eine kaum zu beherrschende Seekrankheit.





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Portugal-Post Nr. 6 / 1999