.
   


Portugiesisch an Hamburger Schulen

Von Peter Koj *

In seinem Mitteilungsblatt vom 18.4.1985 konnte das Hamburger Amt für Schule stolz verkünden: „Nun ist es soweit: Ab 1.8.1985 können Hamburger Schüler Chinesisch, Japanisch, Arabisch, Portugiesisch und Italienisch lernen.“ Und zur Begründung hieß es: „Ein erweitertes Fremdsprachenangebot an Hamburger Schulen soll die Attraktivität der Hamburger Schulen stärken.“ Motor dieser Maßnahme war der damalige Schulsenator Grolle, der nicht müde wurde darauf hinzuweisen, dass es in einer global vernetzten Welt nicht ausreicht, „nur“ die üblichen Schulsprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch anzubieten.

Sieht man mal vom Italienischen ab, so handelt es sich bei den ab 1.8.1985 zusätzlich angebotenen „Exoten“ (wie sie liebevoll genannt wurden) allesamt um Vertreter der TopTen der meistgesprochenen Sprachen der Welt. Portugiesisch rangiert dabei mit geschätzten 180 Millionen an 6. Stelle. Alle haben jedoch ein gravierendes Manko, um sich als Schulsprachen etablieren zu können: sie sind allesamt keine Staatsexamensfächer der Hamburger Universität, und somit gibt es auch keine ausgebildeten Lehrer für diese Fächer.

Trotzdem starteten 5 Hamburger Schulen in das Projekt Portugiesischunterricht. Sie verfügten über Lehrkräfte, die aufgrund ihrer Vita in der Lage waren, das Fach zu unterrichten: Gymnasium Sinstorf, Ernst-Schlee-Gymnasium, Gymnasium Hochrad, GS Horn und eine Kaufmännische Berufschule (H5). Im Laufe der Jahre ist von diesen fünf Schulen nur noch das Gymnasium Hochrad übrig geblieben.

Diese traditionsreiche Schule in Hamburgs Westen (die Älteren werden sie noch unter dem Namen „Bertha-Lyzeum“ kennen) pflegt sehr die internationalen Beziehungen. So passte die Weltsprache Portugiesisch gut ins Programm. Neben stark besuchten Arbeitsgemeinschaften in der Mittelstufe (Kl.7-10) wurde Portugiesisch auch bald als dritte Fremdsprache in der Oberstufe gewählt.

Ziel des Unterrichts ist es, den Schüler/innen möglichst rasch das sprachliche und grammatische Rüstzeug zu verleihen, um sich im Portugiesischen mündlich und schriftlich halbwegs ausdrücken und einen mittelschweren Text ohne allzu große Mühe lesen zu können. Trotz der allseits bekannten Schwierigkeiten und Tücken der portugiesischen Sprache gelingt dies den meisten in gut zwei Jahren mit dem Abschluß der Lehrwerke Vamos lá und Vamos ver (Autorin ist übrigens die Hamburger Portugiesin Natália von Rahden!). Dann werden Zeitungsartikel, aber auch Ganzschriften (z.B. der Roman Um Homem Não Chora von Luís Sttau Monteiro) gelesen.

Die Probe aufs Exempel, ob die mündlichen Ausdruckfähigkeiten reichen, ist der Schüleraustausch mit der Escola Secundária de Cascais. Seit über 10 Jahren fährt alle zwei Jahre eine Gruppe Othmarscher Schüler/innen im Spätsommer nach Cascais und nimmt im Gegenzug in den darauffolgenden Osterfeiertagen ihren Austauschpartner bei sich auf. Doch dieser Schüleraustausch ist mehr als ein sprachliches Abenteuer. Hier wird schon in jungen Jahren eine solide Basis für die deutsch-portugiesische Freundschaft gelegt.


* Peter Koj war von 1976-83 als stellvertretender Schulleiter an der Deutschen Schule Lissabon tätig. Seit seiner Rückkehr unterrichtet er am Gym. Hochrad die Fächer Englisch, Französisch und Portugiesisch. Daneben ist er Prüfungsbeauftragter für das Fach Portugiesisch am Studienkolleg Hamburg.






Impressum         Disclaimer
.
Portugal-Post Nr. 8 / 1999