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Der Samba

Von Horst Stephan *

Musik und der Fußball Brasiliens sind seit langem für uns Europäer die Synonyme für dieses wunderbare südamerikanische Land. Von den brasilianischen Tanzrhythmen war für uns Deutsche der Samba neben dem von den Amerikanern mitgebrachten Swing der schönste Ausdruck der wiedergewonnenen Freiheit nach dem Krieg. Die Älteren werden sich gerne an die 50iger Jahre erinnern, als wir bei „Ei, ei, ei Maria, Maria aus Bahia“ unsere Lebensfreude austoben konnten.

In Brasilien beherrscht der Samba die Musikszene schon seit fast 100 Jahren. Musikexperten haben bisher nicht eine perfekte Zuordnung dieser schönen Musikform geben können. Fast alle Bücher über Musikformen sprechen von einem afrikanischen Ursprung, aber es existieren auch Theorien, nach denen der Samba schon vor Ankunft der Afrikaner in Brasilien bei den Indianern bekannt gewesen sei.
Allgemein bekannt wurde der Samba ca. 1916/17 als Karnevalmusik – Samba Carnavalesco. Die erste goldene Zeit des Samba waren die 20er und 30er Jahre mit den Namen Donga, Pixiguinha, Ary Barroso und vor allen Dingen Carmen Miranda (übrigens 1914 in Marco de Canaveses, Portugal geboren; Anm. der Redaktion).

Um 1940 entstanden mit den Sambaschulen die Samba-Enredos, jene bei den Samba-Paraden dann von jedermann mitgesungenen Lieder, gleich unseren Schlagern. Bis dahin waren die in ganz Brasilien über Rundfunk bekannten Titel eine Domäne der Samba-Carioca, also vornehmlich aus Rio de Janeiro. Durch Dorival Caymmi wurde aus Salvador der Samba-de-Roda bekannt, eine Sambaform für das Volk. Über diese Quellen – Rio und Salvador – wurde, wie eingangs erwähnt, der Samba anfangs der 50er Jahre auch bei uns zum Hit. Einige werden sich gerne daran erinnern, auch an den ersten brasilianischen Film “O Cangaceiro”.

Als dann in den 50er Jahren bei uns, aber auch in Brasilien, der Samba durch den Rock and Roll abgelöst wurde, verlor diese schöne Musik hauptsächlich bei der tanzenden Jugend in Europa viele Interessenten. Von Brasilien wurden wir Europäer dann mit der Bossa Nova verwöhnt, die leider nur von einem kleinen Kreis angenommen wurde, als Jazz-Samba. Der Film „Orfeo Negro“ machte uns mit dieser an den Samba erinnernden Musikform bekannt, wer kennt nicht die schönen Titel „Manhã de Carnaval“ und „Felicidade“; noch bekannter wurde „Desafinado“ und durch Astrud Gilberto „Girl from Ipanema“ –„Garota de Ipanema“.

Mit der Szene „Música Popular Brasileira“ wurde der Samba in modernen Formen als Afro-Samba und später mit dem Samba-Reggae auch wieder in Europa gepflegt. Musiker wie Baden Powell, Chico Buarque, Caetano Veloso und Maria Bethânia weckten bei vielen Leuten ein neues Interesse an brasilianischer Musik und füllten die Konzertsäle und Open Air Veranstaltungen. Vorläuferrollen bei der Verbreitung des neuen Samba waren Tübingen mit dem im Juli jährlich stattfindenden Brasilfestival und die Berliner Szene.

Dieser Rhythmus ließ auch bei uns im letzten Jahrzehnt Musikgruppen entstehen, die mit Samba Batu-cada und Samba-Reggae viele Mitmenschen begeistern. Für Hamburg gilt dies vornehmlich für die großartige Gruppe «Quinta Feira». Zur Karnevalszeit treffen sich alljährlich die Gruppen zu einem Großen Fest in Bremen, bei dem im letzten Jahr viele Bremer Bürger spontan erklärten, dieser Karneval mit dieser mitreißenden Musik sei schöner als der Karneval am Rhein. Ein größeres Lob konnten sich die dort anwesenden Sambagruppen nicht einhandeln. Aus ganz Deutschland und Holland waren über 500 Musiker angereist, um Lebensfreude zu vermitteln.

Wer einmal von dem Samba infiziert ist, wird verstehen, warum Fußball und Samba nicht nur in Brasilien unzertrennlich sind. Diese Musik treibt auch Fußballprofis zu Hochleistungen und natürlich Musikfans in das Sambafieber.

Então deixamos sambar!

P.S.: Für Samba-Interessenten stehe ich gerne, soweit es mir bei meinen Kenntnissen möglich ist, zur Verfügung. Tel. 040 - 529 66 26. q


* Horst Stephan ist Präsident des Landesverbandes Nord der Deutsch-Portugiesischen Gesellschaft und Alt-Jazzer, der seine musikalischen Fähigkeiten und seine Liebe zu Brasilien jetzt in einer Sambaschule in Norderstedt auslebt.




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Portugal-Post Nr. 10 / 2000