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Erinnerungen an ein Austauschjahr in Brasilien

Von Jana Osterhus *

Brasilien! Sonnen, Palmen, Strand, Samba und Karneval dachte ich, als ich ins Flugzeug stieg, welches mich und andere Austauschschüler nach São Paulo bringen sollte. Solche Vorstellungen gingen mir also durch den Kopf; aber als ich auf der anderen Seite des Globus ankam, erwartete mich ganz anderes.

Durch die Austauschorganisation, bei der man zwar das Land wählen kann, nicht aber einen bestimmten Landesteil, lernte ich eine ganz andere Seite Brasiliens kennen. Ich landete bei einer Familie in Rio Brilhante, einem kleinen Städtchen in Mato Grosso do Sul, welches sehr stark landwirtschaftlich geprägt ist. Mit anderen Worten: ich fand mich plötzlich wieder in der Welt der Gaúchos, der Rodeios, der Viehzucht und des Ackerbaus. In der Anfangszeit verlief so ziemlich alles chaotisch und wirkte sehr abenteuerlich auf mich. Die herzliche Art meiner Gastfamilie und Freunde, die ich bald fand, ließen mich jedoch schnell an die neue Lebensweise gewöhnt sein.

Das Chaos begann schon auf dem Flug von São Paulo nach Mato Grosso do Sul. Zusammen mit einem weiteren deutschen Mädchen flog ich in einem Flugzeug, so groß wie ein Bus und mit stotterndem Motor, ins Unbekannte. Die anderen Fluggäste waren sehr nett. Leider haben wir von dem, was sie uns erzählten, nichts verstanden.

Als wir landeten, konnten wir es kaum erwarten, das Flugzeug zu verlassen. Etwas seltsam kam es mir ja schon vor, dass niemand am Flugplatz war, um uns abzuholen. Und als das Gepäck auch nicht kam, beschlich uns schon der Verdacht, dass wir irgendwie am falschen Ort sein mussten. Gott sei Dank wurden wir von einem hilfsbereiten Mann an die Hand genommen und wieder ins Flugzeug zurückgeschleift, denn, wie sich später herausstellte, war dies nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel gewesen.

Endlich heil angekommen, wurden wir auch schon erwartet und voller Freude empfangen. Ich freute mich darauf, etwas Erholung vom Flug zu finden. Dass ich die nächsten Tage auf einem traditionellen Fest und die Nächte in einem Zelt verbringen sollte, ahnte ich in diesem Moment überhaupt nicht. Ich muss sagen, dass anfängliche Sprachschwie-rigkeiten alles noch spannender werden ließen, aber auch bald behoben waren. Mit der Zeit genoss ich es, am Nachmittag vor den Häusern auf der Straße zu sitzen und Terere (ein für den Landstrich typisches bitteres Getränk) zu schlürfen. Besonders schön war es, wenn sich Kolibris blicken ließen.

Beim Schreiben dieses Textes wird meine Freude darüber, dass ich im Juli wieder dorthin fliegen werde, immer größer. Ich kann es kaum noch erwarten. Allen, die eventuell auch einen Austausch nach Brasilien ins Auge fassen, kann ich das nur empfehlen.


* Jana Osterhus ist Schülerin des Gymnasiums Hochrad in Hamburg-Othmarschen






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Portugal-Post Nr. 10 / 2000