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DIE KLEINE GESCHICHTE
Expo: 5 de Outubro Dia Nacional de Portugal

Von Helge Dankwarth

Die „Erfindung“ des Nationentages durch die Messeleitung war wohl als eine freundliche Geste an das jeweilige Ausstellerland gedacht. Doch der 5. Oktober 2000, der Dia de Portugal, an welchem ich eine kleine Auswahl des Angebotenen miterleben durfte, verkehrte sich in das Gegenteil: er war eine einzige homenagem, eine einzige Huldigung Portugals an Deutschland.

Die offizielle Feier beginnt auf der PLAZA. In der Mitte der Bühne sieht man das Polizeiorchester Hannover. Links der Bühne den Chor aus Schülern der Rudolf-Roß-Gesamtschule Hamburg und rechts der Bühne steht der Chor der ehemaligen Studenten aus Coimbra. Ausgestattet mit herrlichen Stimmen singt der traditionsreiche Chor dann die portugiesische Nationalhymne. Danach ist nun der Chor der Rudolf-Roß-Gesamtschule aus Hamburg an der Reihe mit dem Deutschlandlied. Doch die frischen Stimmen der Schüler erhalten hier eine (für mich) unerwartete Verstärkung. Denn der Chor aus Coimbra singt die deutsche Hymne mit, wenn auch den Text ablesend. Es war eine sympathische Geste, und vielen der Zuschauer war die Rührung anzusehen.

Nach einigen unbedeutenden Reden, von der Art der beliebig austauschbaren, ergriff der Präsident des portugiesischen Parlaments, António de Almeida Santos, zu einer Grußadresse der ganz besonderen Art das Wort. Nach Aufzählung der Honoratioren und den „sehr geehrten Damen und Herren“ am Schluss, begrüßte er dann die “caros amigos de Portugal”, die „lieben Freunde Portugals“. Das hätten wir, ganz ehrlich gesagt, von den Vorrednern auch gern gehört. Und dann gestand uns der Parlamentspräsident mit etwas belegter Stimme, dass er sehr bewegt sei, um nicht zu sagen den Tränen nahe, weil er vor vielen Jahren als junger Student selbst in diesem Chor gesungen habe.

In diesem Moment stand in der vierten Reihe des Offiziellenblocks ein Senhor auf, überwand die Stufen zum Podium, nahm seinen eigenen Umhang ab und hängte seinem Parlamentspräsidenten die capa negra, die traditionelle Tracht der Studenten von Coimbra, um. Seine Exzellenz, der Parlamentspräsident, nahm mit glücklichem Lächeln an. Er hielt eine sehr liebenswürdige Rede, verglich die Möglichkeiten einer Expo für die Städte Lissabon und Hannover, wünschte viel Glück, auch für die Zeit danach und schloss mit den Worten: „Gott schütze Deutschland!“

Langer Beifall dankte António de Almeida Santos. Danach verließ ich dann die Eröffnungszeremonie, welche mir dreimal einen Kloß im Hals beschert hatte, um mich in den Trubel zu stürzen. Zwischen PLAZA und dem portugiesischen Pavillon, aber auch überall anderswo, schien es nur die beiden Farben grün und rot zu geben.

Überall gab es etwas zu sehen, zu hören oder zu lachen. Vor Portugals Pavillon musizierte die Tuna feminina der Universität Coimbra (Faculdade de letras). Da die jungen Damen nicht nur hinreißend Musik machten, sondern auch genauso aussahen, hüllte sie der Beifall der Umstehenden derart ein, dass sie wohl gern an Hannover zurückdenken werden. Dann war da auch noch die tolle Studentengruppe in den schwarz-blauen Samtanzügen. Auf meine Frage antworteten sie: „Wir sind vom Strand von Coimbra!“ und warteten lachend darauf, dass man auf Figueira da Foz kam. Das täglich erscheinende EXPO-JOURNAL schrieb am nächsten Tag: „Viel Spaß für Groß und Klein: Die Portugiesen feierten ihren Nationaltag auf der EXPO mit über 620 Tänzern, Gauklern, Sängern und Musikern.“

Nicht alle Künstler reisten extra aus Portugal an, auch viele „deutsche“ Portugiesen zeigten mit festlichen Kostümen und Folkloretänzen, wie stolz sie auf ihr Land sind. Viele gute Gespräche kamen zustande, mit Fremden oder mit PHG-Mitgliedern, welche man dort traf. Alle die vor dem Portugal-Pavillon standen, haben ein besonderes Verhältnis zu Portugal. Mit ihnen ins Gespräch zu kommen, war ganz leicht; durch die gemeinsame Neigung blieb man sich nicht fremd, sondern fühlte sich sofort verbunden. Und wie mein Vetter aus Hannover sagte: „Ich kann deine Sympathie für diese Menschen gut verstehen. Man fühlt sich bei ihnen auf eigenartige Weise geborgen.“





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Portugal-Post Nr. 12 / 2000


Portugals Expo-Pavillon in Hannover
Foto: Christel Lauritzen




Portugals Expo-Pavillon in Hannover:
Die Aussenwand ist aus Kork
Foto: Christel Lauritzen