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Rendezvous mit dem Tejo

Von Sofia Unkart *

Der Tejo… seit dem 15. Jahrhundert formt er die Flussmündung um Lissabon herum, prägt seit langem die transatlantischen Beziehungen und das Aufeinandertreffen der Völker und Kulturen. Die Boote, Fregatten, Karavellen und kleinen Wein- und Salztransporte haben den großen Containerschiffen Platz machen müssen; die kleinen Kais wurden mehr und mehr Erdölterminals… und die Stadt kehrte ihrer einst größten Attraktion den Rücken zu. Nach nunmehr hundert Jahren sah der Hafen – angesichts des Verfalls der Anlagen – seine Umschlagskapazitäten und seine Wettbewerbsfähigkeit, ein wesentlicher Faktor dieser Wirtschaftsregion, in den trüben Gewässern des Tejo davonschwimmen. So wurde es notwendig, einen strategischen Plan des Wiederaufbaus zu entwerfen, wozu POZOR (Neugestaltungsplan der Uferzone) ins Leben gerufen wurde. Dieses Projekt, das der Hafenverwaltung und der Stadt Lissabon unterstellt war, sah als strategischen Schwerpunkt vor, die Stadt enger an den Fluss zu binden, um den Wettbewerb im Handel zu fördern. Dazu wurden an verschiedenen Stellen Renovierungsarbeiten ausgeführt, vornehmlich aber an den Docks, was schließlich zu einer multifunktionalen Verfügbarkeit dieses Areals führte: es entstanden sowohl Hafenanlagen wie auch urbane Zonen, die der Kunst, der Kultur und dem Sport offenstehen.

So beginnt der Hafen, mit der Errichtung von Infrastruktur seine ehemalige Bedeutung wiederzuerlangen; die großen Lager werden restauriert und zu Museen und Ausstellungshallen umgestaltet. Neue Flächen werden bereitgestellt, wo Restaurants und Diskotheken einladen, aber auch Ausstellungsräume, Kunsthandwerksmärkte, Sportplätze und Seesportanlagen ein breites Betätigungsfeld bieten. Den Lissabonnern ist es nun möglich, die eher langweiligen Sonntagnachmittage (die man vorzugsweise im Auto zubrachte, um dem Fußballreporter sein Ohr zu leihen oder den Enkelchen mittels Stricknadeln zu einem neuen Pullover zu verhelfen) als Vergangenheit zu betrachten, dem vierrädrigen Untersatz adé zu sagen und sich den warmen Lüftchen hinzugeben, die über den Tejo herüberwehen... In den Straßencafés und auf den Promenaden drängen sich dieMenschenmassen inmitten urbaner Kunst; das Licht, das nachts einen völlig anderen Glanz annimmt, ist genährt von abendlichen Musikklängen und Tänzen...

Wenn man sich den Wandel vor Augen hält, den dieser Teil von Lissabon - der aus seinem sozio-urbanen Gleichgewicht gebracht wurde - durchlebt hat, dann erkennen wir, dass es Lissabon geschafft hat, sich im magischen Zeitraum von zehn Jahren zu regenerieren, den Tejo in sein Stadtbild zu integrieren und sich auf diese Weise selbst wiederzufinden!


* Sofia Unkart ist Portugiesischlehrerin und unterrichtet u.a. an der Universität Hamburg




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Portugal-Post Nr. 12 / 2000