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O Porto aqui tão perto: Braga

Von Peter Koj

Auf der Pilgerfahrt zu den „heiligen“ Stätten des Siza Vieira (Serralves, Teehaus in Leça) in Porto und Umgebung sollten Sie die gut 50 km dransetzen und weiter nach Braga fahren. In der Stadt des Barock, welche die größte Pro-Kopf Dichte an Kirchen hat und wo angeblich nur gebetet wird (während in Porto gearbeitet und in Lissabon gelebt wird), gibt es ein städtebauliches Projekt zu bewundern, das an Konsequenz und Kühnheit nicht nur in Portugal einmalig dasteht und von dem sich die Planer für die Umgestaltung des Terreiro do Paço (Praça do Comércio) in Lissabon eine Scheibe abschneiden können. Die Praça Conde de Agrolongo, allgemein nur Campo da Vinha genannt, ist einer der schönen Plätze am Rande der Innenstadt, gesäumt von historischen Gebäuden mit dem für Braga typischen hellen Sandstein. Doch mit steigendem Autoverkehr war er allmählich zum Parkplatz verkommen, an dem keiner mehr Freude hatte, weder die Autofahrer im täglichen Kampf um einen Parkplatz noch der Einzelhandel wegen der ausbleibenden Kundschaft. Vor allem blieben ihm die Fußgänger fern, und somit verfehlte er seinen ursprünglichen Zweck als Ort für Freizeit und Begegnung. Als nichts mehr ging, wurde 1989 ein Wettbewerb ausgeschrieben. In der Jury, in der u.a. der berühmte Architekt und Siza-Gefährte Fernando Tavares e Távora saß, entschied sich einstimmig für die Pläne des Architekten Rafael Gaspar. Sie sahen eine völlige Verlegung des Autoverkehrs unter die Erde vor und eine innovative Umgestaltung der Oberfläche, welche den Campo da Vinha seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgab.

Dann folgten die für die Bewohner Bragas beschwerlichen Jahre der Bauarbeiten, und es fehlte nicht an negativer Kritik und Unkenrufen, welche dieses gewagte Projekt gerne zu Fall gebracht hätten. Doch dank des dynamischen Stadtbaudirektors Dr. Pedro Lobes konnten die Arbeiten in der vom Architekten vorgesehenen Dimension voll ausgeführt werden. Und heute sind Bragas Bewohner froh darüber, wieder einen Platz haben, auf dem es Spaß macht sich aufzuhalten. Zwischen Grünzonen, Spielplätzen und Springbrunnen zu flanieren oder sich einfach auf einer Bank auszuruhen hat schon eine andere Lebensqualität als sich zwischen Blechlawinen und Auspuffgasen hindurchzuwinden. Und auch die Autofahrer sind es zufrieden: in einer dreistöckigen Tiefgarage, zu welcher der längste Tunnel Portugals (1050m) führt, finden jetzt 1.300 Autos einen Parkplatz, weit mehr als vor der Umgestaltung. Was den Architekturliebhaber besonders entzückt, ist jedoch die Gestaltung der Oberfläche. Es ist schon sehenswert, wie es gelungen ist, die bestehende Baumasse ohne Verniedlichung und historisierende Verkitschung einzubeziehen, ja, durch provozierende moderne Elemente geradezu in ein ganz neues Blickfeld zu rücken. So kontrastiert vor allem das ultramoderne Pizzahut-Gebäude, das ganz in Glas und Stahl gehalten ist, auf reizvolle Weise mit den es umgebenden älteren Sandsteingebäuden. Die Fotos des Hamburger Architekturfans Walter Voigt versuchen, diese Kontraste mit der Kamera einzufangen. Am besten ist natürlich, Sie fahren selbst nach Braga. Denn Braga ist nun nicht mehr nur ein Ort zum Beten, sondern auch ein Muss auf der Route der Architekturpilgerer.





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Portugal-Post Nr. 13 / 2001



Campo da Vinha in Braga
















Fotos: Walter Voigt