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Streifzüge durchs portugiesische Hamburg II

Von Luís Carvalho

Wir haben bei den Leuten aus dem Minho vorbeigeschaut (Juventude do Minho e.V.), um mir von meinem Freund Cerejo, dem Figaro von Alcobaça, die Haare schneiden und den Bart stutzen zu lassen, denn er (Wortspiel:) hat Ahnung/kennt sich beim Beschneiden, z.B. der Rebstöcke, aus. Hier stießen wir auf Zé Maria, der uns zum Essen auf der Festa dos Minhotos (mit der Kapelle Novo Som) einlud. Zwei Wochen später gab es ein Kinderfest für den Nachwuchs der Mitglieder. Dabei erzählte uns Zé Maria, dass es den Finanzen gut geht, dass wir schon das Loch gestopft haben, das sich vor ca. 5 Jahren aufgetan hatte. Heute sind alle Ausgaben der Fußballabteilung beglichen und die Kosten, die uns jährlich für Spitzenspieler entstehen, wurden von DM 11.000 auf DM 8.000 reduziert. Sehr schön, fanden wir und verabschiedeten uns mit einem Dank von den minhotos und Zé Maria, die Nummer eins was die Liebe zum Club angeht.

Dann führte uns unser Streifzug in die urbanen Gefilde von Harburg, wo wir in die Pastelaria Pingo Doce einkehrten. Wir wollten Virgílio Gonçalves DANKE sagen, weil er ein tolles Fest veranstaltet hatte mit viel Musik und einem großem finanziellen Überschuss von rund tausend Mark, der ohne Abzüge einer deutschen Organisation für Kinderkrebshilfe zugute kam. Hundert Meter weiter existierte die Pastelaria CEL nicht mehr. Geschlossen! Dagegen ist das Café do Miguel (gegenüber vom Consortium und neben Tröttel) zu bestimmten Tageszeiten ein toller Laden, wo man sich preisgünstig einen hinter die Binde kippen kann. In einigen Monaten wird eines der ältesten portugiesischen Restaurants und das einzige, wo der Fado zu Hause ist (wir sprechen vom Bela Mar) ein Opfer der städtischen Abrissbirne, um einer neuen städtischen Anlage Platz zu machen. Ob es in ein paar Jahren, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, ein neues Bela Mar geben wird, das weiß nur Belarmino zu beantworten. Ähnlich wie mit dem Sagres, sofern Sie sich erinnern?

"Ein braver Sohn findet immer ins Elternhaus zurück", könnte man im Falle des Sporting Clube de Hamburgo sagen, der aus seinem tiefen Keller in Billstedt in das sonnendurchflutete Erdgeschoss am Berliner Tor zurückgekehrt ist. Wir hatten von Anfang an Recht, denn nichts hasst der Portugiese mehr, als im Finstern zu essen. Zur Zeit der PIDE – was half’s? – war es etwas anderes. Heutzutage möchten wir SONNE! In "Klein-Istanbul" stießen wir zu unserer Überraschung auf die Pastelaria-Café Colombo. Wir sahen weder den Christoph noch die Karavelle, aber kamen zu dem Schluss, dass sie für die Fahrensleute der Region sicher sehr nützlich ist. Gezeiten gibt es immer! Augenblicklich gibt es in Hamburg wohl genauso viele portugiesische Cafés wie Lastwagen, die andere Lasten hin und her transportieren. Ich drück die Daumen, dass die Pakete in Portugal nicht verloren gehen... Keiner schließt aus Kostengründen eine Versicherung ab. Also: Vorsicht, bissiger Hund!

Die Pastelaria Algarve hat zugemacht! Und statt dessen hat ein Grieche eröffnet, mit fast demselben Angebot, und er heißt Mithos. Aber die Clique, welche die Zeitschrift ASOLA macht, trifft sich trotzdem dort. Wir waren auf dem Weihnachtsfest von Portugal 82, das sehr gut ablief was Essen und Trinken und die Tischnachbarschaft angeht. Fröhlichkeit ohne Ende! Alle portugiesischen Clubs veranstalteten Weihnachtsfeiern für ihre Mitglieder, für Spieler und für Kinder. Dieses Jahr (Weihnachten 2000) gingen ungefähr 15 Tonnen Stockfisch über den Ladentisch. Das ist kein Pappenstiel! Und Hunderte Kilo Kohl (Gemüse), direkt aus Portugal importiert, wurden hier zum "treuen Freund" gegessen. Wenn die Tradition so gut schmeckt, warum nicht? Wir haben uns nicht zurückgehalten. Filme, Konzerte, Theater, Ausstellungen oder portugiesischer Tanz, von all dem gab es zu Weihnachten hier in Hamburg – nichts.

Den portugiesischen Reisebüros geht es gut, denn Flugtickets werden schon überall gekauft, und da es keine Direktflüge mit der TAP gibt... Ich war im Pote und im Galego zum Mittagessen (von 12 bis 15 Uhr) und war zufrieden, denn es war billig und gut. Zufällig landete ich im Profil, eine typisch deutsche Kneipe in der Gertigstraße, denn im Fernsehen gab es eine Direktübertragung Sporting-Benfica, und ich sah, dass der Besitzer, Armindo, Portugiese ist und ein Haus in Malveira hat. Das Lokal, obwohl es „deutsch“ ist, bietet Miesmuscheln auf portugiesische Art mit einem hochklassigen trockenen verde branco. Beim FC Porto de Hamburgo, angesiedelt im ehemaligen Sitz der minhotos in Wilhelmsburg, isst man gut und billig, à la "Texas Saloon", was mir die treffendste Übersetzung für „casa de pasto“ (einfaches Speiselokal) zu sein scheint. Pestana kümmert sich um den Holzkohlengrill, aber nur sonnabends, sonntags und an Feiertagen.

Überall wo ich hingehe, werde ich nach der Tribuna Portuguesa (ex-Novo Informativo) und seinem Chefredakteur Sérgio Vinagre gefragt. Meine Antwort ist: ICH WEISS NICHT! (Der Staatssekretär für die Auslandsportugiesen) Lello (der Ing. José Lello ist Minister für Sport und Jugend geworden, und deswegen: Viva Boavista!) verkündete in einem Rundschreiben, dass sein Nachfolger João Rui Gaspar de Almeida heißt. Der neue Konsul hat seinen Dienst schon angetreten und einen Brief geschickt. Diese rasche Ernennung hat mich getröstet. Da meine "Streifzüge" nur alle drei Monate im Druck erscheinen, ist es ganz natürlich, dass ich einige vergesse, andere wiederhole, oder dass ich von den Ereignissen überholt werde, wie im Falle von Lello, der jetzt Minister ist, oder der Tribuna Portuguesa, die nach neustem Gerücht im Februar frei Haus wieder erscheint. Ich entschuldige mich bei allen für die Grimassen oder das gequälte Lachen, das meine "Streifzüge" auslösen; aber es ist so, wie unser Peter Koj gewarnt hat: scherzend Wahrheiten verzapfen, das ist das Markenzeichen von Luís.







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Portugal-Post Nr. 13 / 2001


Luís Carvalho