Die beiden berühmtesten Leckerbissen Portos
Von Luise Albers und Peter Koj
Das berühmteste Gericht der Invicta sind
natürlich die Portuenser Kutteln. Sie haben den Bewohnern der Stadt
sogar den Beinamen „Kuttelesser“ gegeben – im Gegensatz zu dem „gesünderen“
Spitznamen der Lissabonner, „Salatköpfe“. Und wie es in solchen Fällen üblich
ist, gibt es auch eine historische Legende, die dieses Phänomen erklärt; sie
hat allerdings den kleinen Schönheitsfehler, dass die Historiker sich nicht über
ihren wahren Ursprung einig sind. Einige verweisen auf eine Flotte, die von Rui
Pereira geführt wurde, um dem Mestre de Aviz (1384) zu Hilfe zu eilen, andere
auf die Armee, die 1415 an der erfolgreichen Expedition nach Ceuta unter dem
Kommando Heinrichs des Seefahrers teilnahm. Wie dem auch sei, der weitere
Fortlauf der Geschichte ist derselbe: um die Schiffsbesatzung zu versorgen,
schlachteten die Portuenser alles Rindvieh, das sie auftreiben konnten. Äußerst
sympathisch wie sie nun mal sind, überließen sie der Truppe das Muskelfleisch,
und behielten zur eigenen Ernährung die Eingeweide. Und sie machten das beste
daraus, indem sie zu dem wenig appetitlichen Grundstoff verschieden Zutaten
hinzufügten, die aus dem Armeleute-Essen im Laufe der Jahre und Jahrhunderte
einen Festschmaus machten. Man weiß nicht, wann die unerlässlichen Bohnen
dazukamen (es kann erst nach der Entdeckung Amerikas der Fall sein), viel
weniger wann die übrigen Zutaten wie Kalbshaxe, Huhn, geräucherter Schinken,
Kochwürste und Karotten.
Wenn Sie auf Ihrem nächsten Besuch der „unbesiegten
Stadt“ sich an richtige „Kutteln auf Portuenser Art“ heranmachen wollen,
sollten Sie sich die folgenden Angaben notieren, welche wir der Beilage des Expresso
vom 3.3. bis 9.3. entnommen haben, denn die typischen Lokale servieren
dieses Gericht nur an bestimmten Wochentagen. „Antunes“ (R. do Bonjardim 525/529): Mi. und Sbd; “Casa Nanda” (Rua
da Alegria 384): Sbd; “Gingal” (Rua do Bonjardim 729): Mo., Mi. und Sbd;
“Lagosteiro” (Av. Fernão de Magalhães 1180): Do.; “Rogério do Redondo”
(Rua Joaquim António de Aguiar 19): Do. und Sbd. Und nach Ihrer Rückkehr
erzählen Sie uns bitte, welches sie am besten fanden.
Sehr viel jüngeren Ursprungs, aber,
laut eines Artikels in der Zeitschrift Visão (25.1.2001), dennoch
ziemlich berühmt ist die Francesinha. In ihrer Originalversion besteht
sie aus einem Brot gefüllt mit Rindfleisch, frischen Würstchen, Schinken und
einer weiteren dünnen geräucherten Wurst, darüber Käsescheiben Sie wurde von
Daniel David Silva in Porto erfunden, der in der Cervejaria da Regaleira,
dem bekannten Restaurant in der Rua do Bonjardim, pikante Kleinigkeiten
zubereitete. Er hatte sich in Frankreich aufgehalten, und weil er eine Parallele
zwischen dem scharfen Leckerbissen und den französischen Frauen sah, nannte er
seine Kreation francesinha, d.h. „kleine Französin. Inzwischen ist sie
so beliebt, dass eine Studie, die vor ca. drei Jahren gemacht wurde, zeigte,
dass in der Invicta weitaus mehr francesinhas als Hamburger oder
Pizzen gegessen werden. In Lissabon werden ebenfalls mehr und mehr francesinhas
verkauft. Natürlich existieren auch immer mehr Variationen. Um die
"Bastardierung der francesinha" zu verhindern, gründete eine
Gruppe von Portuensern Ende letzten Jahres die Bruderschaft "Francesinha
& Co". Die Satzung rechtfertigt die Unverfälschtheit der Speise:
„Sie ist unbesiegbar, sie ist treu, sie ist Kulturerbe, sie entstammt/gehört
dem Volk, sie hat einen unschätzbaren Status an Ehrenhaftigkeit, sie ist
lokalpatriotisch".
Also, all denen, die weder Vegetarier sind noch sich wegen
BSE Gedanken machen: Guten Appetit!
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Portugal-Post Nr. 14 / 2001
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