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Zum Tod des Dichters Egito Gonçalves

Von Luís Carvalho

 Er war der größte lebende Dichter, der uns am 29. Januar dieses Jahres verließ. Zehn Tage vorher hatte er sein 79. Lebensjahr vollendet. Egito Gonçalves wurde 1922 in Matosinhos geboren. 1941 wurde er zum Militärdienst eingezogen und auf die Azoren geschickt. In Ponta Delgada schrieb er seine ersten Gedichte, wohl angeregt durch die Freundschaft mit Intellektuellen wie Rui Galvão de Carvalho, Armando Cortes-Rodrigues und anderen. Er schloss sich dem Movimento de Unidade Democrática (MUD) an und nimmt am Wahlkampf des Generals Humberto Delgado teil, der von den Schergen der PIDE grausam ermordet wurde. 1952 schrieb er auf den Azoren sein Gedicht „Nachrichten aus der Blockade“, das seine von Casimiro Brito (beide PCP) gestützte politische „Karriere“ am besten versinnbildlicht. Egito Gonçalves schrieb mehr als 20 Gedichtbände, den letzten im Jahre 2000 unter dem Titel „Die liebenswerte Wunde“.

 Wenn auch aufgrund ihres vierteljährlichen Erscheinens mit Verspätung, so möchte die Portugal-Post dennoch nicht versäumen, dieser wohl engagiertesten Erscheinung der portugiesischen Dichtung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu gedenken. Wir geben hier das Prosagedicht „Das Salz des Lebens“ wieder, das ich ebenso wie die „Nachrichten aus der Blockade“ im Todesmonat des Dichters in der Sendung INFOBRASIL der Voz Latina auf Radio FSK gelesen habe.  
 

DAS SALZ DES LEBENS

 Der Sommer geht zu Ende.
Jetzt bleibt mir die Dichtung auf dem Weg zur Prosa.
Aus dem Morgen
nähert Schritt für Schritt ein Kater einem Spatzen sich,
der zwischen gelben Blättern hüpft.
„Es ist mein Herz, meines Herzens Licht“,
sagt er, und springt, fliegt in den Nachmittag.
Das Meer, es weicht zurück.
Über die Mole nähert sich ein Kind,
singt, singt vor sich hin.
Ein Alter trägt
Den blauen Himmel mit der Hand,
schielt im Vorbeigehn auf die Jungen.
Freundlich, zerstreut und einfachen Geistes.
Wie Gott. Und mir gleich.

 

Übersetzung: Ferdinand Blume-Werry





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Portugal-Post Nr. 14 / 2001