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Al-Andalus
Von Renate Petriconi *
|
1040 |
Fernão
I * |
Braga |
1050 |
|
Porto |
1064 |
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Coimbra |
1147 |
Afonso
Henrique |
Lissabon,
Santarém, Sintra |
1158 |
|
Alcácer
do Sal erobert |
1165 |
|
Évora |
1217 |
Afonso
II |
Alcácer
do Sal endgültig |
1242 |
Sancho
II |
Tavira |
um
1245 |
|
Beja |
1249 |
Afonso
III |
Faro |
vor 1250 |
|
Silves |
*König von
Kastilien-León
Der maurische
Einfluss lässt sich heute noch besonders in der Provinz Algarve in der
Landwirtschaft, den Bauwerken und den Speisen nachweisen. Zum einen kennen wir
die vielen Ortsnamen mit der Silbe „al“, wie Aljezur, Almansil, Albufeira
und nicht zuletzt Algarve, zum anderen wurden eine Vielzahl an Lehnwörtern in
die portugiesische Sprache aufgenommen, wie zum Beispiel alcachofra, alcatifa,
aldeia, alecrim, alfândega, algodão, almofada, armazém, arroz, azeite, açúcar,
cabide, camisa, faquir, fatia, guitarra, jarra, laranja, marfim, nafta, quintal,
recife, sofá, tambor, taça, xadrez – um nur einige zu nennen.
Wenn man von islamischer
Kunst und Architektur in al-Andalus spricht, sind damit nicht nur jene
Ausdrucksformen zu verstehen, die religiösem Kult dienten. Der Begriff
islamische Kunst bezieht sich auf eine kreative
Einheitlichkeit einer Zivilisation von enormer Ausbreitung, die sich
nicht an einer geographischen Region festmachen lässt. Das heißt, der Islam
brachte entsprechend der regionalen und lokalen Ausprägung unterschiedliche,
jedoch in ihren Grundstrukturen gleichartige islamische Kunst hervor. Dabei
kommt der Ornamentik, die am meisten zur Einheit beigetragen hat, eine
bedeutende Rolle zu. Gleiche dekorative Motive finden sich in der Architektur an
Moscheen und Palästen, im Kunstgewerbe und dem Ausmalen von Schriften unabhängig
vom verwendeten Material. Durch die Wiederholung meist geometrischer Motive,
denen eine mathematische Genauigkeit zugrunde liegt,
und einer ausgewogenen Kombination von Materialien wird vielfach die
Wirkung einer Dreidimensionalität erreicht. Nicht zuletzt dieses
Ausdrucksmittel verleiht den Gebäuden ihren Zauber, dabei sind Licht und Wasser
ein Schlüsselelement. Gebäude und Gegenstände werden im Formenspiel über und
über durch Arabesken mit eingeflochtenen Kalligraphien und stilisierten
Sternen- und Pflanzenmotiven bedeckt. Eine bedeutende Rolle spielten die
Azulejos sowie unterschiedliche Torbögen in etwa achtzehn Bogenformen und das
Zwillingsfenster arabischer Herkunft. Ein weiteres charakteristisches
Dekorationselement innerhalb der Architektur sind die Muqarnas,
wabenartige, stalaktitengleiche Innengestaltungen aus Stuck oder Holz, die den
oberen Ecken und Gewölben ein überaus filigranes Aussehen verleihen.
Dass der Islam figürliche
Darstellungen verbiete, wird an zahlreichen Haushaltsgegenständen, die
mit menschlichen und tierischen Figuren dekoriert sind, widerlegt. Der Islam rät
lediglich von ihnen ab, denn die Gottheit verliere durch die figurative
Darstellung ihren immateriellen Charakter. Daher sind an sakralen Einrichtungen
keine Figuren zu finden. Innerhalb der dekorativen Kunst sind besonders die
wundervoll geschnitzten Elfenbeinschatullen, Büchsen und Holzarbeiten mit
teilweisen Intarsien, die kunstvoll gestalteten
Mörser, Räucherpfannen und Mauerbeschläge aus Bronze, die Keramiken mit
irisierender Glasur, die Becken für rituelle Waschungen, der filigrane
Goldschmuck, die schleierartigen Seidengewebe
und -stickereien und die prachtvoll gebundenen, ausgemalten Schriften
hervorzuheben.
Wichtigstes religiöses
Gebäude ist die Moschee, deren Ursprung im Hause Mohammed liegt. Das einfache
Schema eines überdachten Hauses entwickelte sich über die Jahrhunderte zu drei
wesentlichen Typen: der Hof-, Schul- und Kuppelmoschee mit einem nahezu
einheitlich nach Mekka ausgerichteten Mihrab, der Gebetsnische. Der überdachte
Teil der Moschee besteht meist aus einer weiten Säulenhalle. deren Schiffe quer
zur Wand des Mihrab verlaufen. Die äußeren Schiffe sind oft so verlängert,
dass sie den Innenhof mit dem Reinigungsbrunnen umgeben. Gemeinsam ist ferner
ein überragendes Minarett, von dessen Plattform der Muezzin fünf Mal am Tage
zum Gebet ruft. Die größte Moschee der Iberischen Halbinsel ist die von Córdoba.
In Portugal sind
Reste einer Moschee heute noch in Mértola zu finden. Die Pfarrkirche (Igreja
Matriz) wurde auf Teilen einer
ursprünglich bedeutenden Moschee aus dem 13. Jahrhundert mit quadratischem
Grundriss und vielen Pfeilern errichtet. Maurische Zinnen, Kegel am Dachansatz
und der gedrungene Seitenturm geben dem Bau sein markantes Äußeres. Nach der
Vertreibung der Mauren wurde der Bau größtenteils im 16. Jahrhundert als
christliche Kirche umgewandelt. Auch das Innere weist auf seine ursprüngliche
Bestimmung hin. So erkennt man den Mihrab hinter dem Hochaltar und einen
Hufeisenbogen über der Tür zur Sakristei.
Ein weiteres Merkmal
hispano-muslimischer Architektur sind die Bäder oder Hamans. Diese
Nachfolger der klassischen Thermen bestehen aus mehreren aufeinander folgenden Räumen
in denen die Temperatur anstieg. Allein in Córdoba waren zu Zeiten des Kalifats
600 öffentliche Bäder. Der Alcázar war eine Verteidigungsanlage und
birgt in seinem Inneren verschwenderisch, prachtvolle
Paläste.
Obwohl an dieser
Stelle Historie, Kunst und Kultur von al-Andalus nur gestreift werden können, wäre
dieser Beitrag unvollständig ohne auf die wissenschaftlichen Errungenschaften
und das kulturelle Erbe einzugehen. Entsprechend der vom Propheten gesammelten
und streng befolgten Traditionen waren Erziehung und Wissenschaft von Beginn an
Grundpfeiler der islamischen Weltanschauung: „Strebe nach dem Wissen von
der Wiege bis zum Grabe“. Die arabische Sprache war Inbegriff von
Verfeinerung und Gelehrsamkeit, ungeachtet dessen, dass Bevölkerungsteile ihre
romanische Sprache pflegten. Prosa und Dichtung waren von den kunst- und
naturliebenden Bewohnern hochgeschätzt. Emire und Kalifen wie Abdarrahman II,
sein Enkel sowie dessen Sohn al-Hakam II waren selbst bedeutende Gelehrte. Sie
veranlassten die Übersetzung der griechisch-hellenistischen Philosophie, die
auf diesem Umweg nach Europa zurückkam. Obwohl die Epoche der Taifa-Königreiche
ein politisches Chaos war, bewirkte es eine Dezentralisierung des Wissens, das
bisher ausschließlich in Córdoba konzentriert war. Der untereinander
ausgetragene Streit ging auch um den höchsten Grad an Weisheit und gelehrtesten
Hofstaat und brachte bedeutende Dichter, Geschichtsschreiber und Philosophen
hervor.
Innerhalb der
Naturwissenschaften waren sie in Mathematik, Astronomie, Medizin, Botanik und
Agronomie führend. Mit Hilfe hochentwickelter Astrolabien wurde der Lauf der
Sterne und Planeten äußerst genau beschrieben. Erst mit der Einführung der
arabischen Zahlen und der 0 – in al-Andalus 976 belegt – konnte in unserem
Sinn gerechnet werden. Ihre Erkenntnisse begannen
das damalige Weltbild zu verändern. Die Forschungen hatten Einfluss auf Europa und ihre Schriften
wurden bis ins 17. Jahrhundert hinein von Gelehrten studiert. In vielfacher
Weise hat al-Andalus als Vermittler sowohl der östlichen als auch der
Kulturen des westlichen klassischen Altertums gewirkt.
Al-Andalus war also zeitweise eine Stätte hoher künstlerischer und wissenschaftlicher Errungenschaften, mit einem Alltagsleben in strukturierten städtischen Gesellschaften, einer entwickelten Landwirtschaft, hochkomplexem Justizwesen, großem Wohnkomfort mit geregelter Kanalisation, Wasserversorgung, Bädern und Straßenbeleuchtung, eine Entwicklungsstufe, von der die Christen noch weit entfernt waren.
Portugal-Post Nr. 16 / 2001 |
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Diese Elfenbeinpyxis (Deckeldose) aus dem Besitz des Regenten Abd al-Malik ist heute im Bestand des Museums der Kathedrale von Braga (zwischen 1005 und 1008, 20 x 10 cm) |
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Die Entwicklung des muslimischen Territoriums in al-Andalus |
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