Die Stiftungen im Alentejo
Von Luise Albers
Ein
interessanter Artikel in der Ausgabe vom Februar 1999 der Zeitschrift „Visão“
handelt von den „reichen Gönnerinnen des Alentejo“. Ehemalige
Grundbesitzer im Alentejo gedachten am Ende ihres Lebens der Armen und gründeten
Stiftungen. Heute sind sie ein Quell der Arbeitsplätze und Unterstützung
für ganze Dörfer sowie Mittelpunkt wirtschaftlicher Entwicklung. Die
Veranlassung, eine Stiftung zu gründen, lag für viele Grundherren darin,
dass sie keine Nachkommen hatten. Die Stiftungen stellen den Bedürftigsten
Hilfe im Haus zur Verfügung. Die Stiftung „António Gonçalves“, im
Jahre 1984 von drei alleinstehenden Schwestern gegründet, ist eine der 27
Stiftungen im Alentejo (Stand: 1999), registriert im Führer des
portugiesischen Stiftungs-Zentrums. Neunzehn der dort aufgeführten sind
durch Einzelinitiativen von Großgrundbesitzern der Region zum Zweck
sozialer Unterstützung und wirtschaftlicher Entwicklung ins Leben gerufen
worden.
Häufig arbeitet mehr als die Hälfte
der Bevölkerung für die Stiftung oder lebt von der Unterstützung, die
diese gewährleistet. Fast alle Stiftungen leben von den Erträgen der
Landwirtschaft. Oft wird alles, was in den Stiftungen verzehrt wird, in
den Stiftungen selbst produziert, denn diese besitzen Mastschweine,
Rinder, Ziegen, Schafe. Das Einkommen der Stiftungen besteht neben der
Viehzucht aus dem Anbau von Kork, Olivenbäumen, Gemüse und einigen
Getreidesorten, sowie aus der Sozialhilfe der Heimbewohners und Empfänger
der Hilfe daheim und eines Teils der Renten. Manchmal gehören auch Gutshäuser
zum Besitz, die Jugendgruppen beherbergen können oder Ziel für religiösen
Tourismus oder Vorträgen sind, wie im Fall der Quinta de S.João der
Stiftung António Gonçalves.
Die
Stiftung Eugénio de Almeida, mit Sitz in Évora, gilt als eine der
reichsten Stiftungen Portugals und als die am besten gestellte im Alentejo.
von diesen reichen Ländereien leben die Weingebiete, wo unter anderem die
Reben für die edlen Tropfen Cartuxo und Pêra Manca angebaut werden. São
Mansos, ein kleiner Ort in der Umgebung Évoras, der inmitten von Ländereien
liegt, wurde schon zu Lebzeiten des Gründers mit besonderer
Aufmerksamkeit behandelt. Um dem Phänomen der Emigration
entgegenzuwirken, schenkte Vasco Eugénio de Almeida 160 Familien 157
Parzellen für den Anbau von Gemüse, lange vor der Gründung der
Stiftung. Auch die Stiftung beschloss, die Bevölkerung dieses Dorfes zu
den Hauptbegünstigten ihrer Unterstützung zu machen. 1983 verschenkte
sie 84 Grundstücke für sozialen Wohnungsbau, wobei die Kommunalregierung
Évoras die Infrastruktur finanzierte und die Begünstigten den Bau der Häuser
übernahmen. Weitere acht Grundstücke wurden für Institutionen gegeben,
darunter der Gemeinderat, eine landwirtschaftliche Genossenschaft und eine
Altentagesstätte. Die wichtigste Aufgabe der Stiftung ist die Unterstützung
der Forschung, der kulturellen und religiösen Aktionen, sowie die
Erhaltung des Kulturerbes, die Vergabe von Stipendien an Jugendliche und
die wirtschaftliche Entwicklung der Region.
Im
Gegensatz zur „reichen“ Stiftung Eugénio de Almeida gibt es auch
Stiftungen, die Schwierigkeiten
haben, wie zum Beispiel die Stiftung Abreu Calado, die eins der größten
Landwirtschaftsgebäude im Bezirk Avis geerbt hat. Der Gründer bestimmte
1948 in seinem Testament den Unterhalt seiner „ besoldeten Diener bis zu
ihrem Tode“. Deshalb zahlt die Stiftung trotz finanzieller
Schwierigkeiten noch immer monatliche Leistungen an die Rentner und stellt
ihnen Medikamente zur Verfügung. Einige von ihnen leben in den zwanzig Häusern
der Stiftung, die über das Dorf verstreut sind und zahlen äußerst
niedrige Mieten. Laut José Barradas, dem ehemaligen Verwalter, wurde
diese Krise nicht nur von der Besetzung der Felder nach dem 25. April 1974
verursacht, sondern auch durch eine weniger korrekte Führung der Güter
der Stiftung durch einige ihrer früheren Präsidenten. Trotzdem schafft
die Stiftung weiterhin wichtige Arbeitsplätze für das Dorf Benavila.
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Portugal-Post Nr. 20 / 2002
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