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Editorial

Liebe Portugalfreunde,

Zwei junge Menschen denken an Lissabon. Zwei konträre Fälle: sie, Lissabonnerin, mit einem Stipendium nach Deutschland "verbannt", er, Deutscher, zurück von einem kurzen Studienaufenthalt in Lissabon. Doch das vorherrschende Gefühl ist dasselbe: beide haben saudades de Lisboa, Sehnsucht nach Lissabon. Sehnsucht nach einer Stadt, der es trotz der baulichen Veränderungen der letzten Jahre gelungen ist, ihre Faszination auf Einwohner und Besucher zu bewahren. Weltläufig seit Römerzeiten, Treffpunkt der Kulturen, der sich durch die geostrategische Lage der Stadt erklärt: wenn man sich Europa als Frau vorstellt (es gibt alte Karten, die sie so darstellen), wobei die iberische Halbinsel den Kopf bildet, dann würde Lissabon sich direkt an der Nase befinden, ausgesetzt den Winden, die aus allen Richtungen wehen und Schutzhafen bis in unsere Tage von den Naziverfolgten aus Deutschland bis zu Mister Five Percent, Calouste Gulbenkian.

Es ist die Stadt, in deren Mauern der Heilige Antonius unter dem Namen Fernando Bulhão geboren wurde (und nicht in Padua - es tut uns leid, liebe italienische Freunde, aber es ist so!). Das war am 15. August 1195 an einem Ort, der sich Pedreira da Sé nennt und wo heute die Igreja de Santo António steht und wo jedes Jahr am 13. Juni, Tag seines Todes, die beliebteste Prozession der Stadt Lissabon sich in Marsch setzt. Er ist, unter anderem, der Schutzheilige der Liebenden und deswegen findet an diesem Tag die Zeremonie der St. Antonsbräute statt.

Aber Lissabon ist auch die Hauptstadt des Fado, dessen Göttin, Amália Rodrigues, verehrt in der ganzen Welt, nun auch in unserer Stadt mit einem Straßennamen geehrt werden wird. Der Fado, der in seiner traurigen Version (es darf nicht übersehen werden, dass es auch den fado corrido gibt, der fröhlich, gelegentlich sogar respektlos daherkommt) zu dieser wehmutsvollen und melancholischen Stimmung beiträgt, wenn wir an Lissabon denken. So wie die alten Gassen und Winkel, die wir in den historischen Stadtvierteln erwandern, wo die Abrissbirne noch nicht vorgedrungen ist. So wie die Geschäfte und Cafés mit Geschichte(n). So wie...

Jeder von uns dürfte seinen eigenen Traum, seine eigene Vision von Lissabon haben. Wenige dürften jedoch in der Lage sein, sie in ein Gedicht einfließen zu lassen wie Ferdinand Blume-Werry es getan hat. Aber wir alle haben saudades de Lisboa. Und um diese zu stillen, haben wir einige Artikel versammelt, die uns freundlicherweise von Mitgliedern und Freunden unserer Gesellschaft zugeschickt wurden. Ihnen gilt unser großer Dank. Und falls die Lektüre dieser Artikel nicht ausreichen sollte, dann kommen Sie doch am 31. August zu unserer schon traditionellen Sardinhada. Dort werden wir gemeinsam feiern, die liebevoll gegrillten Sardinen und Schweinelendchen genießen, das Ganze mit einem guten portugiesischen Tropfen begießen und unsere Lissabonner Eindrücke und Erinnerungen austauschen.

Die Redaktion





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Portugal-Post Nr. 23 / 2003


"Lissabon/Mouraria, Blick auf den Castelo de São Jorge, Morgenstimmung"
© Foto: Hans Jessel, 1998