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Der Rossio

Von Ingeborg Loether-Tomás *

Der Platz hat viel erlebt: Autodafés, öffentliche Hinrichtungen, Stierkämpfe, Militärparaden, königliche Feste, Militärputsch und Volksaufstände.

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war hier noch Brachland. Man begann, Märkte dort abzuhalten mit verschiedenen Lustbarkeiten. Bis 1750, also bis fünf Jahre vor dem Erdbeben im Jahre 1755, gab es an der Ostseite das Hospital de Todos os Santos. Nördlich davon stand das Convento de S. Domingo, erbaut im 18. Jahrhundert. Im Norden war der Paço dos Estaus mit dreistöckigen Türmen aus dem 15. Jahrhundert, in denen ausländische Gesandte, Mitglieder des Hofes und im folgenden Jahrhundert sogar die königliche Familie residierte.

Ab 1571 war an der Nordseite das Gericht der Inquisition. Die Autodafés fanden auf diesem Platz statt. Nach dem Erdbeben wurde der Palast rekonstruiert, fiel aber 1836 einem Brand zum Opfer. An den Portas de Santo Antão wurden kleinere Kapellen und Paläste errichtet. Neben dem jetzigen Bahnhof Rossio stand der Palácio dos Faros.

Der Brunnen des Rossios mit dem steinernen Neptun stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und stand früher in der Mitte des Platzes, fast genau vor S. Domingos. Er wurde 1786 abgerissen. Die heutigen Gebäude um den Rossio stammen erst aus dem 19. Jahrhundert. An der Stelle des abgebrannten Palastes wurde 1846 das Nationaltheater gebaut, das nach einem Brand im Jahre 1964 in langwieriger Bauzeit wiedererstand.

Auf der gegenüberliegenden Seite, der Südseite, aber nicht genau gegenüber dem Theater, ist der Arco de Bandeira, erbaut Ende des 18. Jahrhunderts. Zwischen den beiden Brunnen steht die Statue des D. Pedro IV, 1870 eingeweiht. Um sie ranken sich Gerüchte, dass das 28 m hohe Denkmal statt des portugiesischen Herrschers eigentlich den mexikanischen Kaiser Maximilian darstellt.

Um den Rossio gibt es viele Cafés und kleine Bars (Ginja-Likör). Zur Zeit der Revolution von 1974 galt für alle Arten von Demonstrationen der Schlachtruf: Todos ao Rossio! - Alle zum Rossio! Seit dem 25. April 1974, mit dem Ende des Império, des portugiesischen Weltreiches, wurde er Treffpunkt der Rückkehrer aus Afrika (retornados) und der dort Geborenen.

Am 22. September 2002, dem autofreien Sonntag, wurde die im Juni 2000 begonnene Umgestaltung des Rossio gefeiert. Die seitlichen Fußwege wurden von 8 auf 14 m verbreitert. Die Mitte wurde wie das "weite Meer" (Mar Largo) gepflastert.


* PHG-Mitglied Ingeborg Loether-Tomás ist ehemalige Lehrerin der Deutschen Schule Lissabon und lebt in Loures bei Lissabon.




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Portugal-Post Nr. 25 / 2004


Der Rossio