.
  Wir über uns    Mitglied werden    Kontakt    Gästebuch


Mit Straßenbahn, Bus und Fahrrad durch Lissabon

Von Ingeborg Loether-Tomás *

Seit 1873 gab es in Lissabon von Maultieren gezogene Bahnen, ab August 1901 o eléctrico, die elektrisch betriebene Straßenbahn. Diese kam aus St. Louis (USA) und wurde ab 1920 in eigenen Werkstätten in Lissabon gebaut. Zunächst wurden sie os americanos und omnibuses genannt. Die erste Linie verkehrte zwischen dem Cais do Sodré über Santo Amaro bis Algés. Die Straßenbahn brachte Außenbezirke wie Benfica und Pontinha näher an die Stadt.

1940, zur Ausstellung der portugiesischen Welt, kamen die ersten sechs Busse, aber sie verdrängten die Straßenbahnen nicht. Ende des 50er Jahre gab es etwa 400 Straßenbahnen mit einem Schienennetz von 150 km. Zwischen 1947 und 1963 wurde ein neuer Typ gebaut, der bis 1995 genutzt wurde. Zwischen 1950 und 1960 wurden mit zunehmendem Busverkehr und der ersten U-Bahnlinie, die es seit 1959 gibt, Strecken stillgelegt.

Die grünen Doppeldeckerbusse wurden von einer englischen Gesellschaft betrieben. So war es üblich, dass man in geordneter Schlange wartete und dass der Schaffner die Anzahl der freien Plätze angab. Dagegen wurden Straßenbahnen in Hauptverkehrszeiten "gestürmt". 1971 plante man, innerhalb von zwei bis drei Jahren die Straßenbahnen ganz aus dem Verkehr zu ziehen; aber dann kam 1973 die Ölkrise und 1974 die Revolution.

In den 90er Jahren fing man an, umzudenken und fand die Straßenbahn plötzlich attraktiv, sicher, effizient und billig, vor allem in den hügeligen Stadtteilen, wo die Steigungen bis zu 13,5 % betragen, und am Ufer entlang. Außerdem sind sie für Touristen attraktiv, um über die sieben Hügel der Stadt gemütlich zu fahren. Im Durchschnitt legt der electrico zehn Kilometer pro Stunde zurück, fünf Kilometer weniger als die Stadtbusse. Wenn, was oft passiert, ein abrupter Halt sein muss, weil in einer engen, steilen Straße wieder ein Fahrzeug im Weg steht, erzittert das ganze Gefährt, steht aber augenblicklich still. Bezeichnenderweise wird der Fahrer auch guarda-freios, Bremsenwärter, genannt.

Im Jahre 2001 gab es 10 moderne Straßenbahnen, die Linien 12, 15, 18, 24 und 28, die einzigen fünf Linien, die von ursprünglich 18, überlebten. Zum 129. Geburtstag der öffentlichen Verkehrsmittel wurden 45 historische Straßenbahnen eingesetzt. Die Carris stellte 94 neue Busse in den Dienst, darunter als neuste Errungenschaft ab September 20 mit Gas betriebene Autobusse. Damit umfasst die Carris etwa 800 Autobusse.

Geplant sind inzwischen Verbindungen zu den Metrostationen und Bahnhöfen der Außenbezirke, wobei die Bezirksverwaltungen von Oeiras, Amadora, Odivelas und Loures mitbestimmen. Für die Autobusse hat man im vergangenen Jahr begonnen, zunehmend Busspuren einzurichten, von jeweils 100 bis 200 m Länge. Diese werden auch von Taxis und Krankenwagen genutzt.

Im Oktober 2000 wurde ein Plan zur Schaffung von insgesamt 238 km Radweg veröffentlicht. Fünf Routen sind schon im Stadium der Vorplanung (fase de anteprojecto), 15 weitere schon von Architekten ausgearbeitet. Der Plan sieht vor, die großen Wohngebiete mit den großen Durchgangsstraßen und dem öffentlichen Nahverkehr zu verbinden. Bis jetzt dienen die wenigen fertigen Strecken - Telheiras/Entrecampos und Parque Florestal de Monsanto - nur als Freizeitvergnügen. Am 22. September 2001wurde der autofreie Sonntag propagiert; aber im Umkreis gab es Probleme mit Parkplätzen für die Autofahrer. Erst wenn sie auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, wird das Projekt sinnvoll.


* PHG-Mitglied Ingeborg Loether-Tomás ist ehemalige Lehrerin der Deutschen Schule Lissabon und lebt in Loures bei Lissabon




| Seitenanfang |





Impressum         Disclaimer
.
Portugal-Post Nr. 25 / 2004