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Ein Feuerwehrauto auf dem Weg nach Portugal

Teil 1: Hektik total beim Abtransport der Feuerwehr

Von Ulrich Decker

Es ist Montag, der 05. April gegen 16.40 Uhr. Gedanklich bin ich gerade dabei, mich auf einen geruhsamen Abend vorzubereiten und denke an nichts Böses. Das Telefon klingelt. Gonçalo Cabral (unser Ex-Präsident und leitender Mitarbeiter der uns wohlgesonnenen Portugal-Spedition Th. Reimler - im folgenden nur noch Gonçalo genannt) ist dran und fragt: "Wo ist die Feuerwehr, die wir nach Portugal bringen sollen? Uns ist Ladung ausgefallen und nun haben wir Platz. Wir möchten heute noch laden und morgen abfahren. Unser Fahrer Rui wartet auf dem Speditionshof in Billbrook. Wann kannst Du das Fahrzeug und die TKS (Tragkraftspritze) heute anliefern?"

Fairerweise muss ich anerkennen, dass Gonçalo mir einige Sekunden Überlegungspause vor meiner Antwort stillschweigend zugebilligt hat. Meinen Erstgedanken gebe ich hier bewusst nicht wieder, weil "nicht stubenrein". Mein zweiter Gedanke war: hätte ich nur das Telefon klingeln lassen und mein dritter war: cool bleiben, Zeit gewinnen und dann die Regelung in Angriff nehmen. Also antwortete ich: "Es wird wohl nicht klappen; und wenn überhaupt, dann ganz spät in der Nacht, kaum vor 23.00 Uhr!" Gonçalo blieb von der genannten Uhrzeit völlig unbeeindruckt und meinte, ich solle es trotzdem versuchen, hinzubekommen.

Dann setzte hektisches Organisieren ein. Besorgt werden mussten: 1. ein Überführungskennzeichen (rote Nummer), 2. ein Fahrer mit Führerschein Kl 2 und 3. die Tragkraftspritze.

Als erstes war mit meinem Nachbarn und Ortsbrandmeister die Fahrzeugüberführung nach Hamburg zu klären. Also zu Fuß zum Ford-Autohaus Egler zu meinem Nachbarn Carsten Egler (im folgenden Carsten genannt). Nach kurzer Situationsschilderung, während der Carsten seinen Kopf hin- und herwiegte, kam seine Antwort: "Vor 20.00 Uhr kann ich aber nicht. Bis wann können wir anliefern?" "Bis 23.00 Uhr". "Dann sag mal zu und fahren werde ich". Das war eine großartige Hilfszusage, die eigentlich von mir gar nicht erwartet werden konnte und ich hatte hierbei im Bauch kein gutes Gefühl, weil Carsten mit Arbeit immer sehr stark belastet ist.

Dann musste ich irgendwie an die TKS herankommen, die in "Stövers Scheune" (als Lager angemietet von der Gemeinde Rosengarten) im Nachbarort Nenndorf lagerte. Wer hat den Schlüssel? (mittlerweile war es ca. 18.20, also lange nach Feierabend). Deshalb erfolgte mein Anruf beim Bürgermeister: "Mein Mann kommt erst morgen wieder, den Schlüssel hat der Hausmeister Meyer, aber der ist im Urlaub."

Nächster Anruf bei Hausmeister Meyer: der Anrufbeantworter erklärte dessen Abwesenheit und wurde beauftragt, seinen Herrn um Rückruf zu bitten. Und tatsächlich: Herr Meyer meldete sich kurz nach 19.00 bei meiner Frau: Er erklärte, dass er Urlaub habe, außerdem sei längst Feierabend..... Irgendwie hat es meine Frau geschafft, ihn doch zu einer guten Tat zu bewegen und so sagte er seinen Schlüsseldienst zu.

Wie bekommt man eine 150 kg schwere Tragkraftspritze aus "Stövers Scheune" nach Hamburg? Richtig, mit PKW und Anhänger! Wer hat so etwas bei sich stehen? Unser anderer Nachbar Arne. Der weilte gerade nach einem Feuerholztransport bei uns, um zur Belohnung Abendbrot zu essen. "Arne, was machst Du eigentlich heute Abend?" "Wieso?" Es folgte meine Schilderung der Lage; und weil Arne ein guter Kumpel ist, sagte er zu. Ganz toll von ihm!

Also starteten wir sogleich zur Abholung der TKS. Hausmeister Meyer hatte schon aufgeschlossen und freute sich über den Entschädigungsrotwein. Arne rangierte sein Gefährt rückwärts in Stövers Scheune, so dass die TKS per Muskelkraft ruck-zuck aufgeladen war und ab ging es zum Feuerwehrgerätehaus Tötensen.

Dorthin hatte Carsten inzwischen die "PHG-Feuerwehr" gebracht und mit roter Nummer versehen. Dann erklärte er kurzerhand den Transport zur "Übungsfahrt", was bedeutete, dass Arnes Anhänger an ein kleineres Mannschaftstransportfahrzeug der hiesigen Feuerwehr gekoppelt wurde und ab ging es zur Verladung nach Hamburg im Minikonvoi: Vornweg Carsten und ich (mit Stadtplan auf den Knien) in der PHG-FW, dichtauf gefolgt von Arne mit der TKS. Gonçalo wurde per handy über unsere Abfahrt informiert und war froh, dass er seine Ladung für Portugal doch noch bekommen sollte.

Trotz strömenden Regens und schlechter Sicht fanden wir den Speditionshof in HH-Billbrook auf Anhieb und wurden vom Speditionsfahrer Rui per Lichthupe begrüßt. Rui packte kräftig mit an und so war die TKS in wenigen Minuten auf dem Reimler-LKW verstaut. Nebenbei erwähnt: Inwischen hatte der Himmel seine Schleusen voll geöffnet. Es war, als wenn wir alle mit Eimern voll Wasser überschüttet würden. In meinem ganzen Leben bin ich kaum jemals in so kurzer Zeit so durchnässt worden und die anderen natürlich auch.

Die Verladung des Feuerwehrautos wollte Rui am nächsten Tag durchführen. Deshalb machten wir drei uns schnell auf den Heimweg, drehten die Heizung auf und ich klapperte still vor mich hin, wohl teilweise wegen Aufregung und nachlassender Anspannung und teilweise vor Kälte. Der Abend wurde mit einer Runde Dankes-Bier im Kreis der Tötenser Feuerwehrkameraden abgeschlossen. Dann ging es nach Hause: "Kaputt aber glücklich!"





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Portugal-Post Nr. 26 / 2004


Das Feuerwehrauto auf dem Tieflader










Sehen Sie sich auch den Artikel in der Harburger Rundschau mit Fotos von der Übergabe des Feuerwehrautos an die Portugiesisch-Hanseatische Gesellschaft an