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Portugal rot-grün

Von José d´Encarnação*
übersetzt von Maralde Meyer-Minnemann

Jetzt, wo die Europameisterschaft vorbei ist, wundern wir Portugiesen uns, nachdem die Ruhe wieder eingekehrt ist, wie es möglich sein konnte, dass im Land eine so starke nationalistische Strömung entstehen konnte. Ich meine damit keinen hohlen Nationalismus, sondern eine echte, auf allen gesellschaftlichen Ebenen erfolgte Bewusstmachung der Tatsache, dass ein kleines Land am Ende genug Dynamik aufgebracht hat, ein Unterfangen auf die Beine zu stellen, das die "Alten vom Restelo"1 immer für verrückt und überzogen gehalten hatten. Am Ende wurden die Stadien gebaut; die Spiele sind gut gelaufen; das Land hat die Mannschaften und ihre Fans bestens empfangen; das Volk ist auf die Straße gegangen und hat in überschäumender Euphorie die aufeinanderfolgenden Siege ihrer Mannschaft gefeiert; überall wurde die rot-grüne Fahne entrollt!...

Ein neuer "Nationalismus"? Vielleicht. Die Theoretiker der "Erhebung der Massen" könnten hierin jede Menge Gründe für philosophische Dissertationen finden. Sicher ist allerdings, dass die Bilanz in jeder Hinsicht, vor allem aber in bezug auf das Selbstwertgefühl, unbestritten positiv ist. Das gleiche war bereits im Zusammenhang mit der Expo ´98 passiert, wenn auch in anderem Umfang, da es sich bei dem, was das Fernsehen ausstrahlte, sich nicht um Massenkundgebungen handelte. Aber auch der "Park der Nationen", in dem die Expo ´98 stattfand, war die Bühne für die leidenschaftliche Erhebung des nationalen Ego, und heute, die Nutzung des Geländes ehrt uns sehr, heute begeben wir uns dorthin, um Siege zu feiern...

Dass nach der EURO 2004 in Portugal nichts so sein wird wie vorhehr, dessen bin ich mir sicher. Die vielfältigen Botschaften, die wir seither via Internet aus allen Himmelsrichtungen erhalten haben, beweisen dies. Freunde, die nur selten schreiben, haben nicht gezögert, uns ihre Unterstützung wissen zu lassen, uns versichert, sie seien an unserer Seite, haben sich über die großartige Show und die vorzügliche Organisation gefreut.

"Bravo pour l´accession à la finale, méritée! Vivement dimanche!2 (2.7.2004 aus Paris). "Elisabeth e io abbiamo seguito la partita, e siamo molto contenti. Tiferemo per il Portogallo anche in finale3"(2.7.2004 aus Italien). "Y la otra cosa que quería "poder hacer" era felicitarte por el triunfo de Portugal. No pudo ser. Sinceramento, yo quería que ganara Portugal, no sólo por simpatia hacia tu país (que la tengo y mucha), sino porque era de justicia. De verdad que lo siento mucho. Ya se que estos consuelos sirven de poço. Pero creo que Portugal ha organizado un magnífico campeonato, y que el segundo puesto es muy meritório, probablemente vosotros na pansábais llegar tan lejos. Creo que aqui, en España, debemos aprender algunas cosas de la forma en que tu país ha funiconado en estas emansa" (aus Córdoba, 5.7.2004)4

Nun, wie auch immer, es war ein Beitrag dazu , dass jenes kleine Land, dessen genaue geographische Lage viele sogenannte "Europäer" in Wahrheit nicht kennen, seine Seele hat finden können.

Und möge dies ein Anzeichen sein für.... ein besseres Leben!


* Archäologe, Historiker und Journalist aus Cascais. Professor an der Universität Coimbra

1 Der Ausdruck "Alte vom Restelo" wird in Portugal häufig gebraucht, um jene zu bezeichnen, die Neuerungen ablehnen und nicht an die Zukunft glauben. Er geht daruf zurück, dass sich Luís de Camões, in seinem Epos "Die Luisaden" vorstellt, dass, als die Karavellen in See stachen, um den Seeweg nach Indien zu finden, am Strand "ein Alter von verehrungswürdigem Aussehen" laut sein Missfallen an dem Unternehmen zum Ausdruck bringt.
2 "Glückwunsch zum verdienten Einzug ins Endspiel! Alles gute für Sonntag!"
3 "Elisabeth und ich haben das Spiel angesehen und freuen uns sehr. Wir werden auch im Finale die Daumen für Portugal drücken"
4 "Und außerdem hätte ich dir gern zum Triumph Portugals gratuliert. Es sollte nicht sein. Ehrlich, ich hätte mich gefreut, wenn Portugal gewonnen hätte, nicht nur wegen der Sympathie, die ich für Dein Land empfinde (und das ist eine sehr große), sondern, weil es gerecht gewesen wäre. Es tut mir wirklich sehr leid. Ich weiß, daß dieser Trost nicht viel bewirkt. Aber ich glaube, daß Portugal eine großartige Meisterschaft organisiert hat, und daß der zweite Platz sehr verdient war, möglicherweise hattet Ihr nicht erwartet, so weit zu kommen. Ich glaube, daß wir hier in Spanien etwas von dem lernen können, wie Dein Land in diesen Wochen funktioniert hat"




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Portugal-Post Nr. 27 / 2004


José d'Encarnação