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Hein Semke, ein Hamburger in Portugal

Von Georg Laitenberger *

Hein Semke, ein Hamburger,
den es nach Portugal verschlagen hat
und der dort fast 70 Jahre gelebt hat.
Als Bildhauer, Keramiker und Maler.
Ein Name in Portugal im 20. Jahrhundert.
In Deutschland galt seine Kunst zwischen 1933 und 1945 als entartet.
Auch später, bis heute, blieb er in Deutschland vergessen.


Hein Semke ist am 25. Juni 1899 in Hamburg geboren. Eine harte Jugend, mit 11 Jahren Tod der Mutter, Waisenhaus. Unruhige Jahre als junger Mann, mit 17 Jahren Kriegsteilnehmer, was ihn zeitlebens zum Kriegsgegner gemacht hat. Nach dem Krieg verschiedene Gelegenheitsjobs, politisch radikal engagiert, 1923 nach dem Hamburger Aufstand der Kommunisten Gefängnis. 1929 geht er zum ersten Mal nach Portugal. Er beginnt dann - zurück in Deutschland - fast zufällig ein Kunststudium an den Kunstakademien in Hamburg und Stuttgart. 1932 verlässt er aus Gesundheitsgründen Deutschland endgültig und lässt sich unter den primitivsten Verhältnissen in Portugal nieder. Er wird dort aber sehr bald entdeckt, kann ausstellen, befreundet sich mit portugiesischen Künstlern. Trotz aller Anerkennung in Portugal bleibt es ein hartes und materiell ungesichertes Leben. In Deutschland kann er nicht mehr Fuß fassen, entscheidende Jahre gilt seine Kunst als entartet. Ausläufer davon erlebt er, als es in den dreißiger Jahren um seinen Anteil an der Gestaltung des Ehrenhofes der Deutschen Evangelischen Kirche Lissabon für die Gefallenen des Weltkriegs geht.

"Für das künstlerische Leben in Portugal", so formulieren es Portugiesen, "trug er eine expressionistische Dimension bei, in der sich formaler Aufbau und emotionale Kraft zu einem tief bejahenden Werk vereinigen, bei dem mystische Religiosität und humanistische Botschaft Hand in Hand gehen ...".1 Er gilt als einer der großen Erneuerer der portugiesischen Kunstkeramik, hat ein großes bildhauerisches Werk hinterlassen, aber ebenso in anderen Techniken (Holzschnitt, Aquarell, Öl) gearbeitet, unter anderem sind über 30 "Kunstbücher" entstanden.

In den späten Jahren gibt es dann auch öffentliche Anerkennung: Das Bundesverdienstkreuz und eine Ehrenrente der BRD. Auch eine hohe portugiesische Auszeichnung wird ihm verliehen (Ordem Infante D. Henrique). Große Ausstellungen gab es unter anderem in der Biblioteca Nacional in Lissabon, in der Gulbenkian-Stiftung, im Museu Nacional do Azulejo, im Museu de José Malhoa. Arbeiten von ihm sind öffentlich zu sehen im Ehrenhof der Deutschen Evangelischen Kirche Lissabon, im Wintergarten des Lissabonner Ritz-Hotels, im Hotel da Baleeira in Sagres, in der Universidade Clássica in Lissabon, in der Gulbenkian-Stiftung (Garten), im Garten des Museu João Soares in Cortes und in verschiedenen anderen portugiesischen Museen.

Hein Semke starb hochbetagt am 5. August 1995 in Lissabon und ist auf dem Friedhof der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde in Lissabon begraben.


* Pastor der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Lissabon von 1974 bis 1986

1 " ... trouxe à vida artística portuguesa uma dimensão expressionista onde o sintetismo formal e a força emotiva se aliam numa obra intensamente afirmativa, na qual o misticismo religioso e a mensagem humanista andam de mãos dadas ... "




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Portugal-Post Nr. 28 / 2004


links: Dr. José Azeredo Perdigão, rechts: Hein Semke neben seinem Selbstbildnis (1935/6); aufgenommen 1972 bei der Retrospektive seiner Arbeiten in der Galerie der Fundação Calouste Gulbenkian




"Mural" 1955; Kunstkeramik