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Hamburger Schülergruppe besucht EXPO '98

Von Peter Koj

Im Rahmen der Projektwoche der Gymnasien Hochrad und Othmarschen flogen Anfang September 14 Oberstufenschüler (12 Mädchen, 2 Jungen) an die Tejomündung. Mit Elke Bubrowski und Peter Koj hatten die jungen Leute zwei Portugalspezialisten als Leiter, die sie gründlich auf die Reise vorbereiteten und vor Ort keine Antwort schuldig blieben.

Eine Woche lang (2.9.-9.9.) ließen sich die jungen Hamburger von der faszinierenden Mischung des historischen Erbes dieser alten Kulturhauptstadt einerseits und den Modernisierungen und gewagten Baumaßnahmen andererseits in den Bann schlagen. Neben Kulturdenkmälern wie Belém, Sintra, Cascais, S. Roque, S. Vicente de Fora, die Sé, Museu do Chiado, das Gulbenkian-Museum standen natürlich auch "gesellige" Ziele wie der Bairro Alto, die Feira da Ladra, die Costa de Caparica und vor allem die Vergnügungsstätten am Ufer des Tejo (Alcântara etc) auf dem Programm.

Im Mittelpunkt der Projektreise stand natürlich der Besuch der EXPO '98. Dafür war ein ganzer Tag, nämlich Montag, der 7.9., freigehalten worden. Die Wahl erwies sich nachträglich als sehr glücklich: nachdem zwei Tage vorher noch mit 130.000 Besuchern ein neuer Tagesrekord aufgestellt worden war, besuchten am Montag "schlappe" 73.000 die Ausstellung. Leider war keiner von uns der 7 Millionste Besucher. Dieses Glück war einer Spanierin vorbehalten, die am nächsten Tag die Zahlbarriere überschritt.

Insgesamt war der Besuch sehr beeindruckend. Doch fand sich neben vielem Licht auch viel Schatten. So gibt es zwar eine Reihe von architektonisch sehr reizvollen Gebäuden und Pavillons; es dominiert jedoch eine Budenarchitektur, die in ihrer Lieblosigkeit eher an eine Feira Popular erinnert. Der wohl faszinierendste Bau, der Bahnhof Oriente des spanischen Architekten Calatrava, wird in seiner filigranen Struktur völlig erdrückt von zwei hässlichen Hochhäusern, die man ihm direkt vor die Nase gestellt hat.

Auch das Speiseangebot orientierte sich eher nach unten, Richtung fast food, wobei das deutsche Restaurant noch eine rühmliche Ausnahme bildete (siehe Presseteil). Doch wer bestellt in Portugal schon Maultaschen oder Eisbein? Dafür war eine alentejanische tasca in der Nähe des Vasco da Gama Turmes eine echte Entdeckung.

Wenig erfreulich waren die langen Wartezeiten vor den besonders beliebten Ausstellungen. So brauchten wir für das Ozeanarium gut 2 Stunden, für den deutschen und den portugiesischen Pavillon jeweils 1 Stunde. An anderen Tagen sollen die Wartezeiten noch sehr viel länger gewesen sein. Dafür entschädigten die künstlerischen Darbietungen, wie Konzerte, Theater, Umzüge, die im Laufe des Tages mehr und mehr zunahmen. Höhepunkt war die light show gegen Mitternacht auf der doca, die in ihrer perfekten Harmonie von Klang, Bewegung und Feuerwerk die Massen allabendlich in ihren Bann zieht.

Und wie ist es mit dem Thema der EXPO bestellt: "Die Ozeane, ein Erbe für die Zukunft"? Während eine internationale Kommission unter dem Vorsitz des ehemaligen Staatspräsidenten Mário Soares eine "Lissabonner Botschaft" ausgearbeitet hat, die mit aller Ernsthaftigkeit auf die Gefährdung der Weltmeere hinweist, ist davon auf der Ausstellung wenig zu spüren. Den Besucher des Ozeanariums empfangen im Eingangsbereich zwar einige aufrüttelnde Informationen. Doch was soll er von einem Aquarium halten, in dem außer den Fischen alles künstlich ist, incl. die Felsen, die Pflanzen, die Muscheln, die Seesterne? Oder soll das schon ein Vorgeschmack auf das Erbe der Zukunft sein, d.h. das Meer als Museum?





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Portugal-Post Nr. 3 / 1998


Othmarscher Schüler vor dem Pavillon der Zukunft




Das Ozeanarium




Torre de Belém




Wenig überzeugende Architektur auf der EXPO