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Eine Enklave der Schlichtheit und Morabeza

Von Romina Carneiro

Gestern bin ich losgezogen, um mich in einem anderen Land zu verlaufen. In einer Enklave, wo ich das Gefühl für Zeit und Raum verlor und sogar für den tristen Lissabonner Winter. In einer Enklave der Morabeza1 inmitten einer Stadt, der es trotz ihrer unzähligen Reize nicht gelungen ist, dem Chaos von Lärm, von Konkurrenz und von Leuten zu entrinnen, die nur damit beschäftigt sind, an sich selbst zu denken.

In einer Enklave, wo man mit offenen Armen vom Sänger Leonel Almeida2 empfangen wird, der sich zwischen zwei Mornas an das Publikum wendet: "Sie werden hier mit offenen Armen empfangen, denn mir geschah dasselbe, als ich hierher kam." In einer Enklave, wo man vom melodischen Balsam einer Inselgruppe überrascht wird, die weniger ein Land darstellen als einen Geisteszustand. Es ist der Zustand von "Friede, Liebe und Eintracht", der Zustand des Lächelns trotz nicht enden wollender Widerstände des Alltags, des Respekts, des keine Pläne Schmiedens für das, was der moderne Mensch in diesem Leben verlernt zu haben scheint: zu leben.

Und so fällt dem Besucher dieser Enklave der morabeza eine ungeheure Aufmerksamkeit vonseiten der Leitung auf, diesen Ort in eine Botschaft zu verwandeln, die sich verantwortlich fühlt für die Kultur und die Tradition dieser "zehn Körnchen Erde", von der die Morna erzählt. Eine Kultur, die bemüht ist, ihre Wurzeln zu bewahren und nicht ihre Ursprünglichkeit zu verschandeln, das Kapverdianertum zu pflegen und ihre Wurzeln allen Besuchern zu vermitteln, die sich auf der Suche nach der verlorenen Zärtlichkeit und Schlichtheit in diese Miniatur-Kapverden flüchten.

Das En'Clave ist die älteste und ursprünglichste Stätte kapverdischer Kultur in Lissabon. Es wurde 1976 von Bana, einer der herausragenden Figuren der kapverdischen Musik, gegründet und bietet heute als besondere Attraktion die Auftritte von Leonel Almeida, der nicht nur wunderbar singt, sondern auch unschlagbar ist in seiner zugewandten und pfiffigen Art, mit dem Publikum zu scherzen. Und so ist es wohl kein Zufall, dass viele dieses traditionelle und beliebte Lokal als die Kulturbotschaft von Cabo Verde ansehen, denn obwohl es nicht die einzige kapverdische Stätte Lissabons ist, so ist es doch die chrakteristischste. Sie liegt im Stadtteil Campo de Ourique und ist nur fünf Minuten zu Fuß von der U-Bahnstation Rato entfernt. Dienstag ist Ruhetag.

Andere Lokale sind z. B. die vor gut einem halben Jahr in Alcântara eröffnete Casa da Morna, das von Tito Paris, Ademiro Gonçalves, dem Sohn von Bana, und Miguel Anacoreta Correia, dem Sohn des ehemaligen Botschafters von Kap Verde, geführt wird, und das B.Leza, eine Diskothek mit Bar in einem Stadtpalast des 17. Jhs. in der Gegend von Santos. Es hat Montags geschlossen. Die Casa da Morna ist geräumig und bietet jeden Monat eine Gemäldeausstellung, wobei der erste Aussteller der kapverdische Maler David Ley Lima war. Die Räumlichkeiten sind schon sehr groß und das Pittoreske könnte ein wenig unter den hohen Preisen leiden. Das B.Leza, so genannt nach einem kapverdischen Komponisten, ist vor allem ein Ort der Kontaktaufnahme, wo bei den Klängen guter live Musik man selten, auch wenn man alleine ist, nach Hause geht, ohne von einem Unbekannten zum Tanz aufgefordert worden zu sein.

En'Clave Restaurante-Discoteca
Rua do Sol ao Rato, 71-A
1250-262 Lisboa
Tel und Fax 21 388 738
e-mail: snclaveenclave@hotmail.com
Internet: enclave.restaunet.pt


1 Kreolischer Ausdruck für die Gastfreundschaft, die liebevolle kapverdische Art der Aufnahme
2 Kurz vor Redaktionsschluss erfuhren wir, dass am 11. Juni in der Werkstatt 3 ein kapverdisches Kulturfest stattfindet, bei dem auch Leonel Almeida auftritt. Nicht versäumen!




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Portugal-Post Nr. 30 / 2005


Leonel Almeida im En'Clave




En'Clave