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Die kleine Geschichte: Neulich in Palma de Mallorca

Von Peter Koj

Seit fast einem Jahr gibt es keine Direktflüge Hamburg-Lissabon mehr. Ich weiß nicht, was die Flugunternehmer sich dabei gedacht haben, als sie die Nabelschnur zwischen diesen beiden so eng verbundenen Metropole durchschnitten. Man muss nicht die traditionellen Beziehungen zwischen den beiden großen europäischen Häfen erwähnen, es genügt bereits die mehr als 15.000 in Hamburg angesiedelten Portugiesen zu erwähnen, die größte Kolonie in Deutschland, und andererseits das wachsende Interesse der Deutschen an der portugiesischen Hauptstadt. Beweis dafür sind die zahlreichen in letzter Zeit erschienenen Publikationen. Lissabon, das Dornröschen von einst, hat das weltweite Besucherinteresse geweckt durch Veranstaltungen wie "Europäische Kulturhauptstadt" (1994), die Expo '98 und die europäische Fußballmeisterschaft im letzten Jahr. Inzwischen ist Lissabon der am häufigsten angelaufene Kreuzfahrthafen Europas.

Aber Direktflüge aus Hamburg ... Fehlanzeige! Je nach Fluglinie muss man Zwischenstation auf den unterschiedlichsten Flughäfen dieses Kontinents machen. Im Falle unserer Gruppe war es Palma auf der schönen Insel Mallorca. Wir hatten fast eine Stunde zum Umsteigen, reichlich Zeit, wie uns in Fuhlsbüttel versichert wurde, zumal wir schon im Besitz der Bordkarte für Palma waren und das Gepäck durchgecheckt wurde. Aber es fing schon schlecht an. Unser Flugzeug, das direkt von Palma kommen sollte, traf mit über einer Stunde Verspätung ein. Aber an Bord wurden wir von den Stewardessen beruhigt, die uns versicherten, dass wir mit Bestimmtheit Anschluss in Palma hätten, da es sich um dieselbe Fluglinie handelte.

Doch wir staunten nicht schlecht, als wir bei unserer Ankunft in Palma informiert wurden, dass unser Flugzeug nicht warten konnte und dass der nächste Flug erst in 24 Stunden stattfände! Und so waren wir in Palma gestrandet: außer unserer Gruppe ein Geschäftsmann, der zu einem Bankett in Cascais erwartet wurde, ein portugiesischer Glasbläser aus Wahlstedt (dessen Familie aus Leiria vergeblich auf ihn in Portela wartete), eine deutsche Studentin, die ihr Studium an der Universität in Aveiro aufnehmen wollte, und ein Touristen-Ehepaar, das genau wie wir einen 4tägigen Urlaub in Lissabon antreten wollte. Doch statt Lissabon ... Palma! Wir machten gute Miene zum bösen Spiel. Nach einem von der Fluggesellschaft spendierten Abendessen spazierten wir zum Hafen und verbrachten den restlichen Abend voll Tristesse vor dem Fernseher.

Es gab sechs spanische Kanäle, die fast alle Fußball zeigten (es war ein Sonntag!), die englischsprachigen Informationssender wie CNN, deutsche Privatstationen mit ihren Pornos und - man staune - ein portugiesischer Sender. Aber das Programm war so kitschig und laienhaft, dass es einen erbarmte. Ein junges Wesen in langem Rock, aber barfuß, tapste auf einer kleinen Bühne umher mit der Eleganz eines Dinosauriers. Dazu sang sie schmachtend, begleitet von einer banalen Musikgruppe mit dem unvermeidlichen Synthesizer, die auf einem Dorfschwof gut angekommen wäre.

Stand der Dinge: Portugal noch immer weit entfernt von Europa und Lissabon immer weiter entfernt von Hamburg. Wenn wir uns nicht als Gruppe gestützt hätten und wenn die verbleibenden 3 Tage in Lissabon nicht so zauberhaft gewesen wären (dazu die Bilderreihe von Wolfgang Mackens auf unserer Homepage), hätte die Fluggesellschaft uns nicht nur die Kosten für das Hotel und das Essen in Palma erstatten müssen, sondern auch für einen guten Psychiater.





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Portugal-Post Nr. 32 / 2005




Dr. Peter Koj führt seine Gruppe durch die Baixa




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