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Wir leben noch

Von Cornelia Lind *

Der August ist rum, und ich hoffe, somit auch die große Gefahr der Feuer, aber sicher ist alles noch nicht. Es ist weiterhin heiß und trocken, obwohl es in den nächsten Tagen kälter werden soll. Na, wir lassen uns überraschen. Nachdem Lothar die letzte Rundmail abgeschickt hatte, änderte sich die Situation bei uns. Ich denke, dass Ihr vieles auch im Fernsehen sehen konntet. RTL berichtete täglich von den Ereignissen hier, aber auch ARD und ZDF. Na ja, so kann man auch sein Land präsentieren.

Am 21.8. fing es ca. 30 km nördlich von uns an, alles Wälder aus Eukalyptus und Pinien, das beste Futter für das Feuer, und so fraß sich das Feuer immer weiter vor bis an den Ortsrand von Martinchel, ca. 3 km von uns entfernt. Die Feuerwehr war hilflos, denn mit ihren Mitteln hatte sie nicht die Möglichkeit zu löschen, und nachts fliegen sie auch nicht. Es war ein irres Spektakel, die Feuerwand so langsam auf uns zukommen zu sehen in der Dunkelheit der Nacht und dabei auch noch den Rauchgeruch in der Nase zu haben. Na gut, am Montag war das Feuer dann bei uns, aber da der Wind für unser Grundstück günstig lag, blieben wir davon verschont, und so zog es gen Osten nach Abrantes.

Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch keine internationale Hilfe, sondern sie traf so langsam in Coimbra ein, wo es sehr dringend war. So kämpfte die arme Feuerwehr weiter gegen die Flammen an, um wenigstens die Häuser und Orte zu schützen. Immer wenn sie gerade ein Feuer gelöscht hatten, fing es irgendwo anders wieder an, meistens so zu Mittag hin, wenn es schön heiß war, so bei 38-40°C. So verlief die ganze Woche, bis dann am Donnerstag hier Großeinsatz war mit 2 Löschflugzeugen aus Spanien am Vormittag, und dann am Nachmittag kamen 3 Hubschrauber vom Bundesgrenzschutz sowie 2 Hubschrauber aus Frankreich und 3 Flugzeuge vom französischen Sicherheitsdienst, die aber dann bald weiter flogen, denn das wäre wohl etwas zu viel gewesen. Da wir zwischen dem Stausee und den Feuern lagen, flogen sie alle über uns hinweg.

Ich kann wirklich sagen, nach dem Großeinsatz hatten wir so gut wie Ruhe; obwohl das Feuer immer mal wieder aufflackerte, war es nicht mehr so dramatisch. Die Hubschrauber waren dann sofort da und setzten wirklich alles unter Wasser. Wir können wirklich von Glück reden, genug Wasser zu haben durch den Stausee und den Fluss, denn in anderen Gegenden konnte nicht mehr gelöscht werden, weil kein Wasser vorhanden war. Nun ja, das ist unser Krimi von 2005. Den oder die Täter oder Feinde, die werden wir wohl nie finden, sondern hoffen, dass wir nun endlich etwas mehr Ruhe haben.

2003 war es schon schlimm, aber auch deswegen, weil wir direkt davon betroffen waren; aber insgesamt war 2005 schlimmer. Vieles was 2003 gebrannt hat, brannte jetzt noch mal. Viele Landstriche sind regelrecht verkohlt, sowie unser schöne Straße nach Constância. Es tut richtig weh, dort jetzt entlang zu fahren, und sie wird auch nie wieder so schön werden. Die alten Korkeichen, die dort standen, sind verbrannt und erholen sich nicht mehr, da sie vor ca. 2 Monaten geschält wurden und im unteren Bereich keine schützende Rinde mehr hatten.


* Cornelia Lind, unsere ehemalige Sozialreferentin, und ihr Ehemann Lothar haben sich im März 2003 in Martinchel in Zentralportugal niedergelassen. In ihrem Bericht "Wir ziehen um", erschienen in Portugal-Post 29, beschreiben sie ihren Kampf gegen die Brände von 2003. Der hier abgedruckte Bericht von Lothar Lind stammt vom 6. August dieses Jahres und klingt noch einigermaßen zuversichtlich, während Connys Bericht vom 6. September ganz unter dem Eindruck der dramatischen Ausbreitung der Brände im Laufe des August steht, als die Flammen sogar die Außenbezirke der Stadt Coimbra erreichten.




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Portugal-Post Nr. 32 / 2005


Verbrannte Baumstämme bei Martinchel