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URSACHE DER BRÄNDE: GEDANKENLOSIGKEIT

Von José d'Encarnação *
Übersetzung: Karin von Schweder-Schreiner

Im Sommer dieses Jahres 2005 hat Portugal eine Tragödie mit weitreichenden, verhängnisvollen Auswirkungen auf die Zukunft erlebt. Dank der breiten Berichterstattung im Fernsehen hatte ganz Europa Gelegenheit, Bilder von dem Grauen zu sehen, von den Tränen und davon, wie die im Laufe vieler Jahre zusammengetragene Habe binnen kürzester Zeit auf einen Haufen Asche reduziert wurde - alles hinüber! Waldgebiete, natürlich; aber auch bewohnte Gebiete, von denen fraglos die Stadt Coimbra wegen ihres kulturellen Symbolwerts für die größte Aufregung und den größten Widerhall in der Öffentlichkeit sorgte, denn die Flammen züngelten an ihren Häusern.

Diskussionen aller Art folgten; unzählige Finger wiesen auf die Ursachen, auf Nachlässigkeit, auf ... Sündenböcke, die allerdings wohl kaum die wahren Urheber der Tragödie sind. Manche Brände wurden gelegt, keine Frage. Von Pyromanen, die zu ihrem eigenen Vergnügen oder für Geld oder weil sie krank sind, an verschiedenen Stellen gleichzeitig Feuer entfachten, die sich durch nichts anderes plausibel erklären ließen. Auch wurde unumwunden behauptet, abgesehen von den Holzhändlern könnte hinter den Bränden die mächtige ökonomische "Seilschaft" der Firmen stehen, denen die Löschflugzeuge gehören.

Ich selbst musste in der Nacht des 21. August aus dem Hotel am Ufer des Stausees Castelo do Bode, in dem ich abgestiegen war, evakuiert werden. An den darauf folgenden Tagen konnten wir ständig zuschauen, wie die Flugzeuge direkt vor uns Wasser tankten. Und später bin ich die Pinien- und Eukalyptuswälder ringsum abgefahren: alles, alles buchstäblich verbrannt! ...

Bei so einem Anblick kann man sich große Theorien sparen, denn es gibt nur einen einzigen Grund: Es existiert keine richtige Flurnutzungsordnung. Hier wie sicherlich auch in vielen anderen Ländern der Europäischen Union.

Die Landwirtschaft lohnte sich nicht mehr, nicht einmal die Subsistenzwirtschaft, die den täglichen Bedarf decken sollte; die Ackerflächen wurden nicht mehr bebaut; die Artenvielfalt ging verloren ... Dann brach das Eukalyptus- und Pinienfieber aus, Bäume, die als ausgezeichnete und ertragreiche Rohstofflieferanten für die Industrie gelten - kein Mensch machte sich Gedanken über Regen, Bewässerung oder spezielle Vorsichtsmaßnahmen ...

Also wurden Pinien und Eukalyptusbäume gepflanzt, auf riesigen Flächen, eine neben der anderen, schnell Geld machen, darauf allein kommt es an! Wobei in diesem Jahr erschwerend die gewaltige Trockenheit hinzukam, die wir hier erleben - der Eukalyptus saugt den Boden aus, er entzieht ihm enorm viel Feuchtigkeit ... Früher hieß es, das sei unser "grünes Erdöl". Erdöl war es einmal; und grün ist es auch nicht mehr!


* Professor an der Universität Coimbra, aber wohnhaft in Cascais




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Portugal-Post Nr. 32 / 2005


José d'Encarnação