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Hamburg

Von José d'Encarnação *
übersetzt von Karin von Schweder-Schreiner

Immer wieder ist davon die Rede, dass die Portugiesen sich in alle Ecken der Welt zerstreut, dort Wurzeln geschlagen und es sogar geschafft haben, lokal bedeutsame Positionen zu erringen. Historiker, Linguisten, Epigraphiker und Archäologen entdecken Tag für Tag Spuren ihres zeitweiligen oder auch dauerhaften Aufenthaltes selbst an den entlegensten Orten.

Die Spuren der Emigration in europäische Länder, namentlich in den sechziger Jahren, sind noch weit deutlicher, und nicht ohne ein Quentchen berechtigten Stolz und Lebenserfahrung beendet Júlia Néry ihr Buch pouca terra...poucá terra (Edições Rolim, 1984) so: "Und dann, meine französische Freundin, dringen wir ein in euer Blut, in eure Sprache, in eure Geschichte, in eure Bräuche, denn das Portugiesische ist eine Saat, die in jeder Erde gedeiht ..."

Ich wusste, dass die portugiesische Kolonie in Hamburg im Norden Deutschlands groß ist. Dass sie im übrigen vermutlich in der Tradition der Sefarden wurzelt, jener Juden, die hierzulande lebten und, vertrieben durch das "Gesetz der Neuchristen", im 16. Jahrhundert in der Hafenstadt im Norden Zuflucht suchten. Zahlreiche Belege dafür liefern zum Beispiel die Namen, die sich auf den dortigen Friedhöfen und in Urkunden finden. Peter Koj, der viele Jahre hier in Estoril gelebt hat und sich seitdem mit viel Kraft für diese (wie er sie nennt) luso-hanseatische Verbindung einsetzt, hat mir oft davon erzählt.

Nicht jedoch habe ich mir vorgestellt, dass dieses Miteinander (und fast würde ich sagen, Durcheinander) im städtischen Alltag so offenkundig ist. Deshalb las ich staunend in der letzten Portugal-Post (Correio Luso-Hanseático) (Nr. 31, Aug./Okt. 2005), dass es dort 8 portugiesische Freizeitvereine gibt, 44 Restaurants mit typisch portugiesischer Küche und über 70 Cafés und Pastelarias mit portugiesischen Namen, viele davon (was nicht wundert) nach Ortschaften benannt: Lagos, Faro, Lisboa, Transmontana, Nisa, Algarve, Madeira, Estoril, Porto ...

Wir würden uns dort fraglos wie zu Hause fühlen. Und ist es nicht im übrigen so, dass man am Tisch Freundschaften festigt, Geschäfte macht, Strategien entwirft, Gemeinschaft entwickelt?


* Professor an der Universität Coimbra. Wohnt in Cascais, wo er vielfältigen Tätigkeiten als Historiker, Archäologe, Schriftsteller und Journalist nachgeht. Der Artikel über Hamburg wurde im Jornal da Costa do Sol Nr. 1955 (10/11/2005) veröffentlicht.




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Portugal-Post Nr. 34 / 2006