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Eine (un)moralische Geschichte? Eine Liebesgeschichte!

Von Reiner Drees

Ich möchte mit Ihnen über Moral und Liebe sprechen. Sie wissen, was ein Dreiecksverhältnis ist? (Geben Sie's ruhig zu - Sie müssen es ja nicht per se gut finden). Auch für mich war immer ganz klar: Das ist unmoralisch! Bis - ja, bis ich mich plötzlich selbst in einem solchen Dreiecksverhältnis wiederfand. Und das kam so:

Im Urlaub vergisst mancher schon mal, dass er/sie ja eigentlich schon gebunden ist, aber es war bei mir eben nicht nur ein Flirt, sondern Liebe auf den ersten Blick; fast so, wie man es als Kitschstory in Telenovelas sieht. Vor gut zwei Jahren hatten wir uns auf einer Reise in Portugal kennen gelernt - müßig die Frage, ob es Zufall oder Vorsehung war. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mich im fortgeschrittenen Alter noch mal in eine Neue vergucken könnte.

Wir kamen ins Gespräch. Schnell merkten wir, dass wir so viele gemeinsame Interessen teilten. Sie liebt wie ich das Meer und den Geruch der See, den weiten Blick in die Ferne und das Geschrei der Möwen, und sie weiß auch, wie es klingt, wenn im Hafen die Festmacherleinen beim leichten Auf und Ab der Schiffe leise knarzen. Unnötig zu sagen, dass sie großzügig und weltoffen ist und global denkt. Aber sie liebt auch die Kultur, ganz besonders die Musik. Ohne Musik, sagt sie, kann sie gar nicht leben. Ich bin hin und weg, wenn sie singt (und sie singt fast immer). Sie merken, es hat mich richtig erwischt!

Unsere Verständigung klappt noch nicht so gut: Sie spricht Portugiesisch und ich Deutsch und leider noch sehr wenig Portugiesisch. Zum Glück sprechen wir beide auch Englisch, aber wenn man sich liebt, geht vieles auch ohne Worte. Nach und nach habe ich inzwischen auch schon einige ihrer Verwandten kennen gelernt. Ich weiß nicht, was diese von mir halten, aber ich finde sie alle nett.

Aber kann das auf Dauer gut gehen? Das Schöne ist: Ich muss meine bisherige Beziehung nicht aufgeben: Die beiden wissen voneinander und mögen sich und auch mich - und schon ist es da, das Dreiecksverhältnis! Meine bisherige Liebste hat überhaupt nichts dagegen, dass ich ab und zu meine Zeit mit "der Neuen" verbringe; die wiederum weiß, dass ich noch gebunden bin und findet auch nichts daran. Gefühle, sagt sie, kann man nicht einfordern, und da meine Liebe beiden gilt, haben weder sie noch ich ein Problem damit.

Wo bleibt da die Moral, fragen Sie? Entweder man liebt - dann fragt man nicht nach Moral. Eine "unmoralische" Liebe gibt es für uns nicht; sie ist entweder unmoralisch, aber keine Liebe oder sie ist rein, und dann zählt Moral einfach nicht. Alle wichtigen Dinge im Leben sind im Grunde ganz einfach.

Ach ja, noch eines: Diskretion in der Liebe versteht sich von allein. Aber selbst, wenn ich keine Namen nennen wollte, haben Sie bestimmt schon selber herausgefunden, dass ich die ganze Zeit von Lissabon und Hamburg gesprochen habe...





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Portugal-Post Nr. 35 / 2006