.
  Wir über uns    Mitglied werden    Kontakt    Gästebuch


FUNDSACHEN
Tristeza não tem fim -
ein paar nicht ganz ernste Gedanken zu einem ernsten Thema

Von Maralde Meyer-Minnemann

Wenn Sie jemanden fragen, was ihm beim Wort "Portugal" einfällt, wird die Antwort höchstwahrscheinlich sein: Saudade und Fado. Vielleicht sagt der eine oder andere, die Portugiesen machen so schrecklich traurige Filme (es gibt natürlich Ausnahmen) und schreiben schrecklich traurige Bücher (auch hier gibt es natürlich Ausnahmen). Als Grund wird häufig die Trauer der Portugiesen um ihre verlorene Größe angeführt, die Sehnsucht nach den weit zurückliegenden Zeiten, in denen ihre Seefahrer die Welt entdeckten und sie Bürger eines Reiches waren, in dem die Sonne nie unterging.

Der Herr am Nachbartisch im Café, der mit trauriger Miene den Zucker in seiner bica umrührt, wird kaum daran denken. Er ist einfach unzufrieden. Erstaunlich war für mich, dass einer Erhebung aus dem Jahr 2003 zufolge, die ich in der Ausgabe der Zeitschrift Visão vom 27. Januar 2005 gefunden habe, 43 von 100 Portugiesen das Gefühl des Unzufriedenseins mit ihm teilen und die Portugiesen damit die Statistik der Unzufriedenen in Europa anführen. Nur 4 von 100 Portugiesen sind rundum zufrieden. Immerhin, das sollte nicht verschwiegen werden, sind 52 von 100 Portugiesen einigermaßen zufrieden.

Für diese Unzufriedenheit gibt es viele gute Gründe. Einen, auf den ich nie gekommen wäre, fand ich in einer anderen Erhebung. Leider habe ich sie, wie es häufig mit Dingen passiert, die man en passant findet, wieder verloren. Dort hieß es, die Portugiesen seien mit ihrem Aussehen unzufrieden, hielten sich für hässlich, und zwar Männer wie Frauen. Wahrscheinlich ist mir das Ergebnis der Umfrage abhanden gekommen, weil ich ihm nicht so recht glauben wollte.

Eine Notiz im Hamburger Abendblatt vom 23.03.2005 allerdings erschien mir eine plausible Erklärung für den Missmut vieler Portugiesen zu liefern. Dort heißt es, dass 75 Prozent der Portugiesen erst nach Mitternacht ins Bett gehen. Die Büros fangen in Portugal zwar etwas später mit der Arbeit an als in Deutschland und auch die Läden öffnen später, aber die gute alte Siesta, die den Schlafmangel ausgleichen könnte, gibt es für immer weniger Arbeitnehmer. Daher meine Vermutung: Die Portugiesen wirken traurig, sind unzufrieden, weil sie müde sind...

Wenn ich Ihnen jetzt die Frage stellen würde, welches Land in Europa die meisten zufriedenen Bürger hat, wären sie da, Hand aufs Herz, auf Dänemark gekommen? Von 100 Personen empfinden sich dort 61 als sehr zufrieden, 35 als relativ zufrieden und nur 4 als unzufrieden. Und das, obwohl das Wetter so ähnlich wie in Hamburg ist und Wein und gutes Essen schrecklich teuer sind. Die Deutschen mit ihrem schlechten Ruf als ewige Nörgler bewegen sich in dieser Statistik übrigens 4 Punkte über dem europäischen Mittel von 20%: 24 von 100 sind unzufrieden, 59 zufrieden und 14 hochzufrieden.

Im Mai und im Juni 2004 waren allerdings 21% der Portugiesen vollkommen zufrieden. Da war Fußballeuropameisterschaft. Ich drücke der portugiesischen Fußballelf für die kommende Weltmeisterschaft die Daumen - sie kann den Zufriedenheitsindex ihres Landes wieder in die Höhe treiben. Oxalá!!!





| Seitenanfang |





Impressum         Disclaimer
.
Portugal-Post Nr. 35 / 2006