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Grandiose Sehenswürdigkeiten Sintras:
Der Monserrate Palast und seine verwunschenen Gärten

Von Antje Griem *

Vor den Toren Lissabons, beim kleinen Vorstädtchen Sintra, liegt der orientalisch anmutende Palast Monserrate mit seinem wild-romantischen Park. Er wurde zu Anfang des 19. Jahrhunderts von dem exzentrischen Dichter William Beckford angelegt. Jahrzehntelang verfiel das Innere des Palastes. Jetzt kann das aufwändig restaurierte, exquisite Interieur wieder besichtigt werden.

Zum ersten Mal entdeckte ich Monserrate 1991. Bei einem kleinen Ausflug ins Sintra-Gebirge fiel mir ein altes, verrostetes Schild auf, auf dem ich den Schriftzug Monserrate gerade noch so erkennen konnte. Neugierig geworden, machte ich mich auf den Weg durch das Eingangsportal, das damals noch jedem offen stand. In dem verschlängelten und zugewucherten Park, den ich in den folgenden Stunden durchwanderte, begegneten mir immer wieder kleine Wegweiser, die mich zu den versteckten Schätzen der Monserrate-Anlage führten. Aber auch nach einem längeren Fußmarsch durch unwegsames Gelände, bei dem ich gewaltige Höhenunterschiede überwinden musste, hatte ich den Palast immer noch nicht gefunden und war schon kurz davor, aufzugeben, als ich endlich durch das dichte Gestrüpp den Palácio erkennen konnte. Einen weiten Rasenhang hinauf gelangte ich zu dem verfallenen Anwesen. Ich schaute durch verstaubte Fensterluken, konnte zerbrochenes Geschirr und umgestoßene Möbel erkennen - die letzten Überbleibsel der früher einmal herrschaftlichen Einrichtung. Von diesem Moment an war ich von Monserrate so begeistert, dass ich jeden Schnipsel an Informationen über ihn sammelte.

Monserrate war ursprünglich der Name einer kleinen Kapelle, die um 1540 bei Sintra erbaut wurde. Das Grundstück, auf dem die Kapelle stand (damals noch unter dem Namen Quinta da Boa Vista - Landgut der schönen Aussicht - bekannt), gehörte dem Hospital de Todos-os-Santos in Lissabon. Bruder Gaspar Preto, der Kaplan der Krankenhauskirche, war damals von einer Wallfahrt aus der Benediktinischen Einsiedelei Monserrate in Katalonien zurückgekehrt. Dort hatte er die schwarze Madonna entdeckt, ein aus Olivenholz geschnitztes Gnadenbild aus dem 12. Jahrhundert, dessen Oberfläche von Zeit und Wetter fast schwarz gegerbt war. Da er so von der Schönheit dieser Statue verzaubert war, beschloss er, sie nachbilden und ihr zu Ehren auf dem Grundstück bei Sintra eine kleine Kapelle errichten zu lassen. Kapelle und Grundstück bekamen den Namen Monserrate. Diese kleine Kirche wurde bis ins 18. Jahrhundert hinein als Wallfahrtsort verehrt. Nach dem Verschwinden der Madonnenfigur geriet sie immer mehr in Vergessenheit und verfiel schließlich ganz.

1601 wurde Monserrate in Erbpacht an die portugiesische Familie Mello e Castro übergeben und 1718 kaufte Dom Caetano Mello e Castro, Führer des Christusordens und Vize-König von Indien, das prachtvolle Anwesen. Noch im selben Jahr starb Dom Caetano in Goa (Indien), aber das Grundstück blieb weiterhin im Besitz seiner Familie. 1785 wurde es an den reichen englischen Kaufmann Gerard de Visme vermietet. Die Sommerresidenz wie auch weitere kleinere Gebäude der Familie Mello e Castro waren bei dem Erdbeben von 1755 völlig zerstört worden und de Visme ließ an der Stelle der Kapelle der Heiligen Jungfrau von Monserrate einen neogotischen Palast errichten. De Visme wohnte nur zwei Jahre auf Monserrate. 1792 verließ er Portugal aus gesundheitlichen Gründen und fand einen englischen Nachmieter.

Der junge William Beckford war von nun an der neue "Herrscher" des Anwesens. 1794 ließ er den Palast verändern und restaurieren und entwarf auf den freien Flächen die ursprünglichen Gärten von Monserrate. Ebenfalls erbaute er einen künstlichen Wasserfall (den "Beckford Fall") und das ursprüngliche Eingangstor des Parks, welches aus großen Findlingen besteht und so eigentümlich aufgetürmt ist, dass man denkt, es stürze jeden Augenblick ein. Dies war so beabsichtigt, da Beckford dem Park einen mystischen "Touch" verleihen wollte. Die holprigen Wege, die auch mir später Mühe bereiten sollten, musste man erst einmal "überwinden", um dann endlich einen Blick auf den prachtvollen Palast werfen zu dürfen. Beckford verließ 1799 nach fünf Jahren Portugal und Monserrate wurde dem Verfall überlassen.

Der junge englische Dichter Lord Byron besuchte 1809 Park und Palast. Er schrieb: "Man wandert durch wucherndes Gebüsch und findet einen Palast mit leeren Sälen und offengelassenen Fensterläden vor." Er beschreibt ihn als "einen der schönsten Orte, den ich bis heute erblickt habe - ein zweiter Garten Eden." 1856 erlangte Monserrate neues Leben, als der englische Millionär Francis Cook ihn der Familie Mello e Castro abkaufte. Er ließ sich durch die damalige Romantik inspirieren und veränderte den Palast zusammen mit dem englischen Architekten James Knowles Jr. Er verlieh ihm einen Baustil mit gotischen, indischen und maurischen Einflüssen. Durch Cook wurde der von Beckford bereits angelegte Garten in einen riesigen Park verwandelt mit dem Ziel, verschiedenartigste Gärten der Welt wiederaufleben zu lassen. Er bepflanzte den Park mit mehr als tausend exotischen Pflanzenarten. Zur viktorianischen Zeit zählten diese Gärten zu den schönsten und exotischsten der Erde. Die Vervollständigung der Anlage nahm ihren Lauf zwischen 1863 - 1929. Zu dieser Zeit wurde auch der Jungfrau von Monserrate zu Ehren eine neue Kapelle im Park errichtet. Diese Kapelle gibt es heute noch, jedoch ist sie eher eine moderne Ruine, die an eine Ritterfestung erinnert. Cook bestückte sie mit etruskischen Sarkophargen, um ihr ein erhabeneres Aussehen zu verleihen. Die Sarkopharge sind heute noch im Museu Arqueológico in Odrinhas bei Sintra zu besichtigen.

Zwei Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges wollte die Familie Cook das Anwesen mit all ihrem Bestand an den portugiesischen Staat verkaufen. Dieser zögerte den Kauf aber so lange hinaus, dass der Besitz schließlich an den portugiesischen Antiquitätenhändler Saúl Saragga ging. Saragga verkaufte sämtliche Möbelstücke, Teppiche und Bilder auf Auktionen weltweit. Auch die damals größte Reisebibliothek der Welt wurde dadurch in alle Winde verstreut. Zusätzlich versuchte er den 143 Hektar großen Besitz in einzelne Grundstücke aufzuteilen. Zum Glück schob die Gemeinde Sintra dem aber einen Riegel vor.

Das portugiesische Finanzministerium kaufte erst 1949 endlich das Grundstück und den leider schon geplünderten Monserrate Palast. Saragga hatte selbst die kunstvollen Abdichtungen der Decken verscherbelt, so dass der Regen über die Jahre hinweg eindringen konnte und der Palast dadurch sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nur in einer Kuppel über dem Musikzimmer sind die alten Abdichtungen noch heute erhalten, und somit ist dies auch der am besten erhaltene Raum.

Über 50 Jahre lang stand der Palast leer, und die Gärten verwilderten zusehends, bis im Jahr 2000 durch ein kanadisch-portugiesisches Projekt (Parques de Sintra - Monte da Lua) begonnen wurde, den Palast komplett zu restaurieren. Die Mitarbeiter dieser Organisation versuchen ebenfalls, die wertvollen Gegenstände, die sich einmal in den Räumen befanden, wieder aufzuspüren. Bisher haben sie allerdings nur einen Wandteppich wieder an seinen Ursprungsort zurückbringen können.

Der nun schon zum Teil restaurierte und wieder etwas hergestellte Palast öffnete 2004 nach nunmehr 55 Jahren endlich wieder seine Pforten und glänzt mit seinen wunderbaren und immer noch exotischen Gärten. Er erinnert mit seinen Stuckarbeiten, Ornamenten und Spitzbögen an das indische Taj Mahal. Markant sind die beiden Rundbauten an den Enden des Gebäudes. Teile des Palastes können bereits besichtigt werden, zum Beispiel die Flure, das Musikzimmer, das erste Stockwerk, einige Besucherzimmer und das Bad.

Zum Abschluss noch eine kleine Wegbeschreibung:
Der Palast von Monserrate liegt ca. vier Kilometer außerhalb von Sintra auf halbem Weg durch das Sintra-Gebirge in Richtung Colares, vorbei am Palácio da Regaleira und am Palácio dos Seteais.

Öffnungszeiten: täglich 9-20 Uhr (im Winter bis 18 Uhr).
Letzter Einlass eine Stunde vor Schluss. Eintritt: 7 Euro. Besucher unter 18 Jahren und über 65 Jahre 2 Euro, Kinder bis fünf Jahre haben freien Eintritt.
Es gibt Führungen in portugiesischer, englischer und deutscher Sprache täglich um 10 und um 15 Uhr.
Voranmeldungen sind möglich unter der Telefonnummer (00351) 219 237 300.

Tipp: Falls die Sonne nicht scheinen sollte, so ist es nicht weiter dramatisch, denn bei leichtem Nebel bekommt der Monserrate Palast erst seinen echten magischen Glanz.


* PHG-Mitglied Antje Griem hat 17 Jahre in der Nähe von Lissabon gelebt und dabei Sintra und Umgebung besonders in ihr Herz geschlossen.
In der nächsten Ausgabe stellt sie uns das Convento dos Capuchos vor, auch "Korkkloster" genannt.






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Portugal-Post Nr. 37 / 2007


Alte portugiesische Postkarte sogar noch mit Stempel (Lisboa Central)




Monserrate Palast - Anfang des 21. Jahrhunderts (Ansicht des Haupteingangs)




Monserrate Palast - Anfang des 20. Jahrhunderts




Esszimmer




Die Ruine der Kapelle " Unserer lieben Jungfrau von Monserrate"




Die Ruine der Kapelle " Unserer lieben Jungfrau von Monserrate"




Monserrate Palast - Anfang des 21. Jahrhunderts (Loggia Südseite)




Mittelgang des Palastes




Sir Francis Cook (1817 - 1901)




Monserrate um 1795