Die Wüste im Vormarsch
Von Anabela Gaspar
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Weltweit wird von Klimaveränderungen und Erderwärmung gesprochen. Trockene und halbtrockene
Gebiete bedecken insgesamt mehr als ein Drittel der Kontinente, während das Kulturland kaum ein
Zehntel ausmacht. Die Wüste erobert eine immer größere Erdfläche und die Existenz
Milliarden von Menschen ist in Frage gestellt.
Sich der Risiken der Versteppung bewusst, erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen
das Jahr 2006 zum Internationalen Jahr der Wüsten und der Wüstenbildung (IYDD) und forderte
alle Mitgliedsstaaten dazu auf, Nationalkomitees aufzustellen und das Jahr durch die Organisation
geeigneter Aktivitäten zu begehen. Ziel ist es, die globalen Auswirkungen und Gefahren in das
öffentliche Bewusstsein zu rücken. In Europa gehört Portugal - ein Drittel der
Fläche ist von Landverödung bedroht - zu den am meist betroffenen Ländern.
Vor allem der Algarve, der Alentejo und der nordöstliche Teil der Region Trás-os-Montes
sind davon betroffen. Die Diagnose steht fest - doch bislang, obgleich Projekte zur Bekämpfung
der Wüstenbildung ins Leben gerufen wurden, zeigten sich keine zufrieden stellendenWirkungen.
Nach Ansicht des UNO-Generalsekretärs und Friedensnobelpreisträgers Kofi Annan ist die
Wüstenbildung einer der weltweit Besorgnis erregendsten Prozesse von Umweltzerstörung.
In seiner Mitteilung anlässlich des weltweiten Tages der Bekämpfung von Wüstenbildung
in 2004 erinnerte Kofi Annan daran, dass das Thema häufig unbeachtet bleibt, da die meisten Menschen
glauben, dass es sich bei Wüstenbildung, auch Desertifikation genannt, um ein "natürliches"
Problem in weit entfernten Entwicklungsländern handelt. Doch Desertifikation bedeutet in erster
Linie Verschlechterung des Bodens, das heißt den Verlust von biologischer Produktivität
des Bodens. Diese Bodenverschlechterung wird primär durch vom Menschen hervorgerufene Faktoren
wie eine falsche Nutzung oder Überstrapazierung des Bodens ausgelöst. Laut dem
Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation Jong Wook Lee "haben die Menschen in den letzten
50 Jahren das natürliche Ökosystem schneller und grundlegender verändert als je
zuvor in der Geschichte der Menschheit".
In Europa sind vor allem Frankreich, Italien, Griechenland, Spanien und Portugal davon betroffen.
Darunter ist Portugal das Land, wo die Bodenverschlechterung am höchsten ist.
Lediglich 8 % von Portugals Boden ist von guter, 25 % mittelmäßiger und 66 % schlechter
Qualität. Die Waldbrände der letzten Sommer und die extreme Dürre, die Portugal 2005
erlebte, führten zu einer verstärkten Bodenverödung und -erosion und somit zur Versteppung.
Einem Bericht der Umweltschutzorganisation Quercus zufolge ist ein Drittel der Landfläche von
Versteppung bedroht und zwei Drittel von Erosion. Ursache dafür sind nach Erachten der Umweltschützer
nicht nur die niedrigen Regenmengen, sondern auch der exzessive Anbau von Eukalyptus- und Pinienplantagen
und die Bewirtschaftung bereits ausgelaugter Böden in Korkeichenwäldern.
Aktionen zum IYDD 2006
2006 jährt sich auch zum zehnten Mal das Inkrafttreten des Übereinkommens der Vereinten
Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD): Ein Umweltabkommen zur Verhinderung
weiterer Ausbreitung von Wüsten. Im Rahmen dieses Übereinkommens genehmigte 1999 der
portugiesische Ministerrat den Nationalen Plan zur Bekämpfung der Desertifikation (PANCD).
Als Prioritäten setzte dieser Plan die Bekämpfung der Bodenerosion, ein sparsames Umgehen
mit Wasser, den Erhalt der Bevölkerung in landwirtschaftlichen Gebieten und die Entwicklung nachhaltiger
landwirtschaftlicher Anbaumethoden sowie die Herstellung der am stärksten bedrohten Gebiete durch Pilotprojekte.
Doch sieben Jahre nach Inkrafttreten des Plans fehlen weiterhin die Mittel, um das Programm auszuführen.
Gleichzeitig mit dem PANCD wurde auch das Programm Scenarios, Impacts and Adaptation Measures (SIAM),
dessen Ziel die Einschätzung der Folgen des Klimawandels in Portugal und die Erstellung der
Anpassungsmaßnahmen ist, ins Leben gerufen. Des Weiteren wurde zur Beobachtung und Einschätzung
der Versteppung und der Dürre das Netz Roads gegründet. Durch
Vorbeugungsmaßnahmen soll Roads dazu dienen, die Folgen der Verödung zu mindern.
Im Algarve wurde im April 2002 das Pilotprojekt des Guadiana, das die Bezirke von Alcoutim und
Castro Marim beinhaltet, gegründet. Auch in Mogadouro, Mação, Idanha-a-Nova,
Penamacor und Mártola wurden Pilotprojekte ins Leben gerufen. Ziel war es, anhand konkreter
Beispiele zu zeigen, dass es möglich ist, eine Versteppung der Landschaft zu bekämpfen.
Unter anderem wurden in diesen Gebieten Aufklärungs- und Sensibilisierungsaktionen zu den
Themen Bodenverschlechterung und -erosion sowie Wasserknappheit durchgeführt und
Aufforstungsaktionen gestartet. Im März 2005 wurde die "Strategie von Furnazinhas gegen die
Wüstenbildung" genehmigt. Somit wurde Furnazinhas, ein kleines Dorf in der Gemeinde Odeleite,
Bezirk Castro Marim, eine Hauptrolle in der Verbindung Staat und Bevölkerung von landwirtschaftlichen
Gebieten im Kampf gegen der Desertifikation zugewiesen. Laut dem Wüstenbildungs-Informationssystem
des Mittelmeerraums (Desertification Information System for the Mediterranean Region) sind die
Bezirke von Castro Marim und Alcoutim die am stärksten von Versteppung betroffenen Gebiete in Portugal.
Deshalb fand die erste Initiative im Rahmen des IYDD 2006 auch im Bezirk Castro Marim statt:
Die Organisatoren der Rallye Lisboa-Dakar in Zusammenarbeit mit dem Nationalkomitee zur Bekämpfung
der Wüstenbildung CNCD pflanzten zu Beginn des Jahres in der Nähe von Odeleite 40.000 Bäume
(s. ESA 2/06).
Im April veranstaltete die Kommission für Flächennutzung CCDR des Algarve eine Konferenz
über Wüstenbildung in der Region. Unter den geladenen Gäste waren der Präsident
des Nationalkomitees zur Bekämpfung der Wüstenbildung Victor Louro und Lúcio do Rosário,
portugiesischer Repräsentant des Projekts Desert Watch, das sich spezifisch mit der
Wüstenbildung in Portugal, Griechenland, Italien und Türkei beschäftigt.
Im Juli organisierte die Universität des Algarve im Rahmen des internationalen Hydrologie-Programms
der UNESCO eine internationale Konferenz über Ökohydrologie und Wasserressourcen-Management.
Ziel der Initiative war es, anhand des Konzepts der Ökohydrologie Strategien für ein
nachhaltiges Management zum Schutz der Wasserressourcen festzulegen. Das Konzept Ökohydrologie
berücksichtigt bei der Planung eines nachhaltigen Wasserressourcen-Management die Eigenschaften
der Ökosysteme. Laut einer UNESCO-Studie gehört das Guadiana-Gebiet zu den zehn einzigen auf
der Welt, die zur wissenschaftlichen Vorführung dieses Konzepts dienen.
* Redakteurin der deutschen Zeitschrift "Entdecken Sie Algarve"
Tel. 00351 282 341 059
Fax 00351 282 341 022
Internet: www.entdecken-sie-algarve.de
eMail der Redakteurin: anabela@editurismo.com
Der Artikel stammt aus der ESA-Ausgabe vom August 2006.
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Portugal-Post Nr. 37 / 2007
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Das Dorf Furnazinhas ist ein wichtiger Bestandteil im Nationalen Plan zur Bekämpfung von Desertifikation
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Ausgetrockneter See
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Wüstenlandschaft
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Entdecken Sie Algarve 08/2006
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