.
  Wir über uns    Mitglied werden    Kontakt    Gästebuch


Angra do Heroísmo

Von Louise Albers

Angra do Heroísmo ist eine kleine Stadt auf der Insel Terceira, Teil der Autonomen Region der Azoren, mit ca. 12.300 Einwohnern. Sie ist Sitz eines Bezirks von 35.581 Einwohnern (2001). Angra (Bucht) war die erste Siedlung auf den Azoren, die 1534 zur Stadt erhoben wurde; im selben Jahr wurde sie auch Bischofssitz. Erst im 19. Jahrhundert bekam sie den Namen "do Heroísmo" (des Heldentums) wegen ihres Beitrags in den Freiheitskämpfen. Im Archipel der Azoren gelegen, war Angra do Heroísmo vom 15. bis 19. Jahrhundert ein bedeutsamer Hafen. Sie war Umschlagplatz für Gold und Silber, Gewürze und Edelhölzer. Drei Jahrhunderte lang ruhten sich die spanischen und portugiesischen Armadas und Handelsschiffe nach den langen Reisen dort aus und suchten Schutz vor Piraten.

Die reiche Vergangenheit Angras zeigt sich in der schachbrettartigen Anlage der Straßen, die sich in einzigartiger Weise an die örtlichen klimatischen Verhältnisse anpasste und zugleich den Regeln der Stadtplanung der Renaissance folgte - schöne Beispiele, um das zu belegen, sind Schlösser, Klöster, Kapellen und Kirchen. Aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammt ein dichtes Ensemble von Wohnhäusern, deren Ähnlichkeit mit brasilianischen Bauten aus der Kolonialzeit, etwa in Angras Zwillingsstadt Salvador da Bahia, groß ist.

Jahrhundertelang betrachtete sich Angra jedoch nicht als denkmalwürdig. Die einheitliche Architektur, die nüchternen und wenig ausgeschmückten oder üppigen Monumente schienen zu normal. Der Besuch einiger Fachleute der UNESCO im Jahr 1980 hob erstmalig die wirkliche Bedeutung der Stadt im historischen Kontext und für das Verständnis der europäischen und weltweiten Entwicklung sowie ihren hohen architektonischen Wert hervor. Ein schreckliches Ereignis ging dem Besuch der UNESCO voraus:
Am Nachmittag des 1. Januars 1980 geschah ein Seebeben in der Zentralgruppe des Azorenarchipels mit der Stärke 7,2 auf der Richterskala. Dabei starben 71 Personen (51 auf Terceira und 20 auf São Jorge) und weitere 400 wurden verletzt. 15.000 Menschen wurden obdachlos, weil das Seebeben große Schäden auf den Inseln Terceira, São Jorge und Graciosa verursacht und ca. 80% der Gebäude Angras zerstört hatte.

Nach und nach wurde das historische Stadtzentrum von Angra do Heroísmo in Gänze wieder aufgebaut gemäß dem Gesamtbild der vorher bestehenden Stadt. Dies ist dem Einsatz der Bürger zu verdanken, die durch die Regional- und Zentralregierungen unterstützt wurden. Während der Arbeiten haben Teams aus Architekten, Ingenieuren, Archäologen und Restauratoren eng Hand in Hand zusammen gearbeitet: Trotz vieler Beispiele von Nachahmerei und auch plumpen Wiederaufbaus wird das Ergebnis allgemein als positiv bewertet. 1983 wurde Angra von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Kontinuität, Kohärenz und Zusammengehörigkeitsgefühl der Architektur Angras werden gemeinhin anerkannt, aber manche stellen einen "Superpatrimonialismus" und eine "hypertraditionalistische Einstellung" fest. Erforderlich ist ein praktisches Bewusstsein dafür, dass Städte keine Museen sind und dass sie eine beständige urbane Neubelebung brauchen. Da schließlich die international hochwertige Architektur inzwischen gelernt hat, sensibler und mit mehr Gefühl für Integration mit den antiken Komplexen in Dialog zu treten, sollte es möglich sein, den Wunsch nach Identifikation und den nach Moderne in Einklang zu bringen.

Maduro Dias schrieb 1988: "Der Schutz eines Kulturerbes angesichts einer Katastrophe ist ein Prozess, der sich sehr davon unterscheidet, eine Stadt und ihr historisches Zentrum zu schützen, indem man ihr eine angemessene Zukunft bereitet." Er nannte Angra "als kulturelle und menschliche Gemeinschaft krank", beispielsweise wegen der Probleme wie der Verödung des Zentrums, die mit weit stärkerer Geschwindigkeit vor sich ging als in anderen städtischen Zentren. Außerdem begünstigten die Viertel, die aus dem Wohnraummangel nach dem Erdbeben hervorgingen, die soziale Schichtung, die zuvor, wenngleich vorhanden, weniger offenkundig gewesen war. Maduro Dias betont daher die Bedeutung erzieherischer Tätigkeit zur ständigen Weiterbildung.







Impressum         Disclaimer
.
Portugal-Post Nr. 38 / 2007


Angra do Heroísmo

Blick auf die Stadt Angra do Heroísmo, Insel Terceira, Azoren