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Unsere Erlebnisse auf der Grünen Regenbogeninsel São Miguel

Von Piet und Antje Griem *

São Miguel ist mit 65 Kilometern Länge und 16 Kilometern Breite die größte, bevölkerungsreichste und touristisch am besten erschlossene Insel der Azoren. Es gibt herrliche Badestrände, historische Stadtviertel und die Möglichkeiten zum ausgiebigen Wandern, worüber wir Ihnen nun berichten wollen:

Im Frühjahr 2003 fuhr ich bereits zum zweiten Mal mit der deutschen Dreimastbark "Alexander v. Humboldt" zu den Azoren. Als erstes passierten wir die Insel Flores. Sie tauchte aus dem Meer wie eine Fata Morgana auf. Unsere Mannschaft war begeistert von dem, was sie aus der Ferne erkennen konnte. Alles war wunderbar grün, romantisch und ruhig. Inseln zum Wandern, Träumen und Genießen. Am frühen Nachmittag sahen wir dann die nächste Azoreninsel Faial, der Hauptort Horta war sehr gut zu erkennen. Horta und "Peter´s Café Sport" sind allen Atlantikseglern bekannt, denn fast alle machen dort Station auf dem Weg nach Europa oder in die Karibik. Die Insel Pico kam in Sicht mit dem höchsten Berg Portugals, dem gleichnamigen Vulkan Pico Alto. Er ist 2351 Meter hoch und lädt zu interessanten Wanderungen ein. Am nächsten Morgen erreichten wir dann in Sturm und Regen die Hafeneinfahrt von Ponta Delgada auf der Hauptinsel der Azoren, São Miguel.

Endlich wieder Land - aber was für ein Wetter! Mir fiel das Azorenhoch ein, von dem man oft in den Wetternachrichten hört. Der Nordatlantik und die Azoren, eine Wetterküche, die wir bestätigen können nach unseren Ausflügen über die Insel. Beispielsweise hat man am Hafen Sonne und 22 Grad, am Flughafen, der ca. 10 Kilometer entfernt liegt, Regen wie aus Eimern und an der Lagoa das Sete Cidades (liegt etwas höher, ca. 30 Kilometer vom Flughafen entfernt) dicken Nebel. In der Stadt Ribeira Grande, die auf der anderen Seite der Insel liegt, herrschen zur gleichen Zeit wiederum starker Sturm und strahlender Sonnenschein. Und so viele und wirklich leuchtende Regenbögen wie hier hatten wir bisher noch nie gesehen.

Antje kam von Lissabon aus nach São Miguel geflogen und traf mich dann auf der Alex, die im Hafen von Ponta Delgada lag. In Ponta Delgada wohnten wir in einer alten Villa (Residencial Casa do Jardim), die von einem fantastischen, alten und gut gepflegten botanischen Garten mit verschiedenen Baumarten aus der ganzen Welt umgeben war. Um die Insel besser erkunden zu können, mieteten wir uns ein kleines Auto und starteten in Richtung Lagoa das Sete Cidades. Von dem Aussichtspunkt Vista do Rei aus lagen uns die beiden Seen am Grunde des Kraters in Blau und Türkisgrün zu Füßen, um die sich zahlreiche Legenden ranken. Dicke Hortensien umgaben die Tafel des Aussichtspunktes, der die Gegend genau beschrieb. Von dort aus führte ein Serpentinenweg hinunter in den Krater bis hin zu einer alten Brücke, die die beiden Seen trennte. So fuhren wir zwischen den beiden Seen entlang in den Ort hinein. Dort fanden wir nur ein geöffnetes Café, vor dem sämtliche Touristenbusse hielten. Der Ort an sich war um diese Jahreszeit (April) wirklich wie ausgestorben. Auf der Weiterfahrt passierten wir den kleinen Ort Mosteiros, ein Geheimtipp, denn die zerklüftete Uferlandschaft ist wirklich einmalig. Einige Kilometer weiter kehrten wir zum Mittagessen in ein typisches Restaurant ein und genossen eines der bekanntesten Fischgerichte der Insel, die caldeirada de peixe. Weiter ging es nach Ribeira Grande. Der breite Sandstrand, an dem die Atlantikwellen brandeten, bot einen atemberaubenden Blick bis hin zum Krater der Sete Cidades. An den alten Herrenhäusern in Ribeira Grande kann man noch heute den vergangenen Reichtum der Orangenbarone erkennen. Es gibt dort ein Völkerkundemuseum und einen wunderschön angelegten Park mit einem Wasserfall. Der Ort ist relativ klein, hat viele nette kleine Cafés und interessante alte Läden, in denen man herumstöbern kann. Von dort aus fuhren wir zu einem wirklich einzigartigen, paradiesischen Ort (Caldeira Velha). Dieses natürliche Schwimmbecken war umgeben von wilder Vegetation und wurde von einem warmen, eisenhaltigen Wasserfall gespeist. Man konnte dort im Freien baden und die heiße Quelle wärmte das Wasser angenehm. Die Erde war warm, es quoll Dampf aus verschiedenen kleinen Löchern im Boden nach außen und ein brodelndes Geräusch lag in der Luft. Herrlich, um ein Picknick zu machen oder sich dort ein Bad zu gönnen.

Unseren nächsten Tag verbrachten wir dann in der Hauptstadt Ponta Delgada. Wir machten einen Stadtbummel auf den schwarz-weiß verzierten Gehwegen und schlenderten an den vielen Cafés der Uferpromenade vorbei, hin zum morgendlichen Markt, auf dem man von den vielen beliebten Käsesorten der Ilha de São Jorge probieren kann. Außerdem sahen wir interessante Fische und Meerestiere, die wir vom Festland nicht kannten. Kleiner Tipp: Am 5. Sonntag nach Ostern wird das São Cristo Fest gefeiert, an dem Blumenteppiche die Innenstadt schmücken. Wirklich sehenswert! Nachmittags fuhren wir zu einer großen Ananas-Plantage mit enorm vielen Gewächshäusern. In jedem Gewächshaus konnte man jeweils ein Wachstumsstadium der Ananas beobachten. Es wurden Führungen angeboten, die über die Ananaszucht informierten, wie auch über die vielen verschiedenen Produkte, die aus der Ananas hergestellt werden und die man überall auf den Azoren kaufen konnte. Besonders lecker war der Ananaslikör, der sich als ideales Mitbringsel anbot. Von Ponta Delgada aus in Richtung Osten kamen wir in das bezaubernde Städtchen Furnas mit seinen 22 heißen Schwefelquellen und vulkanisch aufgeheizten Bächen. Jesuitenpater entdeckten die heilende Wirkung des romantischen Tals und so wurde der Ort zum Kurort. Dort wachsen Riesenfarne, Lorbeer und Eukalyptusbäume wie auch wilder Ingwer. Quellen und Erdschlamm nutzt man im Thermalbad zu Heilzwecken. Paläste und Parkanlagen zeugen von altem Reichtum, darunter das Hotel und der Park Terra Nostra mit seinem Warmbadesee im Freien. Wie auch in der Caldeira Velha stieg uns in Fumarolen Schwefelgeruch in die Nase. In der Felsspalte Pero Botelho konnte man die unterirdischen Kräfte spüren und die Erde arbeiten hören. Die Erdwärme genügte zum Kochen und Garen des cozido, der lokalen Spezialität. Auch empfehlenswert! (Aber Vorbestellung nötig).

Weiter nordöstlich kamen wir dann in die abgelegenste Gegend von São Miguel. Die Wege waren lang und kurvenreich und man sollte sich überlegen, wo man zuletzt getankt hat und wo es wieder die nächste Möglichkeit dazu gibt. Hier findet man aber die schönsten Aussichtspunkte der Insel. Wir dachten manchmal, dass wir uns in der Schweiz befanden, da auf hügeligen, grünen, blumigen Wiesen Kühe mit groß en Glocken grasten. Wirklich eigenartig! Im Fischerort Povoação steht die älteste Kirche der Insel. Dort hatten sich die ersten Siedler niedergelassen. Auch hier gab es kleine nette Restaurants und Cafés. Oft aber ist man hier der einzige Gast.

Unseren letzten Tag vor der Abreise verbrachten wir in Vila Franca do Campo, der einstigen Hauptstadt São Miguels. Sie wurde 1522 durch ein Erdbeben zerstört. Von hier aus konnte man mit einem Boot in einen erloschenen Vulkankrater des vorgelegenen Ilhéu de Vila Franca schippern und im Atlantik baden. Wir spazierten durch das Zentrum von Vila Franca und hörten aus einer Kneipe, wie Einheimische lautstark über Fußball diskutierten. Als wir eintraten, wurde es still, aber als wir den Wirt auf Portugiesisch begrüßten, fragte man uns, was uns hierher verschlagen hätte und ob wir einmal von den eingelegten Wachteleiern probieren würden. Ein etwas merkwürdiges Gesicht müssen wir wohl gemacht haben, jedenfalls fing so manch einer an zu lachen. Die Eier schmeckten wirklich lecker. Wir unterhielten uns noch ein wenig und fuhren dann wieder zurück nach Ponta Delgada. Am nächsten Tag flog unser Flugzeug verspätet ab, da es eine Sturmwarnung gab, die auf den Azoren häufig vorkommt.

Nach diesen Tagen nahmen wir uns vor, auch noch mal die anderen Inseln zu besuchen, da die Azoren eine Welt für sich sind und eines der schönsten Naturschauspiele liefern.

Hinreise per Schiff oder Flugzeug: Die Azorenfluglinie SATA fliegt einmal pro Woche von Frankfurt/Main nach Ponta Delgada.

Unterkunft in Ponta Delgada: Residencial Casa do Jardim: Rua José do Canto, 9, 9500-076 Ponta Delgada. Der Eingang führt durch den Botanischen Garten. Preiswerte Zimmer mit einfachem Frühstück. Nettes Personal, spricht Englisch. Mietwagen kann man direkt an der Rezeption bestellen.

Gutes Restaurant in Ponta Delgada: Açores Marisqueira, Rua Eng. José Cordeiro, 20, Vorbestellung notwendig. Häufig bis zum letzten Platz besetzt, zählt aber zu den besten Fischrestaurants der Insel. Jedes Mal waren wir und auch die Crew der "Alexander von Humboldt" mit dem Essen sehr zufrieden. Großes Aquarium mit Meeresspinnen und Langusten.

Gern können Sie uns unter eMail erreichen.


* Antje Griem ist unseren Lesern durch verschiedene Beiträge bereits bekannt und hat sich in letzter Zeit verdient gemacht um die "Aktion Junge PHG". Ihr Vater Peter Griem, auch "Käptn Piet" genannt, hat viel Erfahrung mit Groß- und Kleinseglern. Er hat uns zugesagt, demnächst einmal zu berichten über die schönste Art, sich Lissabon zu nähern, nämlich von See.






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Portugal-Post Nr. 38 / 2007


Ponta Delgada

Ponta Delgada




Sete Cidades



Ilhéu vor Vila Franca do Campo