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Editorial

Liebe Portugalfreunde,

zum Jahresende präsentieren wir Ihnen eine Ausgabe der Portugal-Post, die ganz im Zeichen des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers José Saramago steht. Nun hat es endlich geklappt! Seit Jahren schon wurden verschiedene portugiesische Autoren als Kandidaten hoch gehandelt, so der inzwischen verstorbene Miguel Torga und vor allem António Lobo Antunes. Letzterer wird von vielen als der bedeutendere Schriftsteller angesehen, und zwar nicht nur in Frankreich (siehe den Visão-Artikel auf S. 23).

Die deutsche Übersetzerin von Lobo Antunes, unser Mitglied Maralde Meyer-Minnemann - übrigens kurz nach der Auszeichnung Saramagos selbst hoch dekoriert, nämlich mit dem renommierten Helmut M Braem Übersetzerpreis - war gerade in Frankfurt, als Saramago von seiner Auszeichnung erfuhr. Freundlicherweise hat Maralde Meyer-Minnemann dieser Portugal-Post einen Augenzeugenbericht zu den dramatischen Frankfurter Ereignissen beigesteuert.

Im Presseteil haben wir das große Ereignis ebenfalls gebührend berücksichtigt. Und schließlich haben wir uns entschlossen, das Thema des nächsten Leseabends aus selbigem Anlass zu ändern. Statt eines Lyrik-Leseabends soll jetzt die Diskussion über Saramagos letztes in Deutschland erschienenes (sieht man mal ab von der nach der Preisverkündung als "Schnellschuss" von Rowohlt geschäftstüchtig herausgegebenen Novelle Die Geschichte von der unbekannten Insel), stark provozierendes Buch "Die Stadt der Blinden" im Mittelpunkt stehen.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Nach der Euphorie des Nobelpreises für José Saramago kam gut zwei Wochen später die Nachricht vom Tod von José Cardoso Pires. Sein aufrechter politischer Charakter und seine meisterliche Prosa machen ihn zu einer zentralen Figur der modernen portugiesischen Literatur. Selbst ein so kritischer und distanzierter Geist wie Lobo Antunes hat ihm seine Reverenz als sein großes Vorbild erwiesen.

Auf der politischen Ebene erlebten wir im gleichen Zeitraum das Scheitern einer weiteren Volksabstimmung. Nach der Ablehnung des Abtreibungsgesetzes der Regierung Guterres wurde nun auch der Plan eines in acht Regionen gegliederten Portugals abgewiesen. Was jedoch bei allen Beteiligten bleibt, ist die Einsicht in die Notwendigkeit einer stärkeren Dezentralisierung Portugals. Damit der alte Spruch seine Gültigkeit verliert: "Portugal é Lisboa; o resto é paisagem".

Hamburgs portugiesische Szene ist augenblicklich besonders durch den Italiener und Wahlportugiesen Antonio Tabucchi geprägt. Sein im faschistischen Portugal spielender Roman "Erklärt Pereira" ist sowohl verfilmt worden als auch für die Bühne bearbeitet worden. Beide Versionen können Sie in Hamburg augenblicklich sehen. Und um einen Blick in das nächste Jahr zu tun: im Januar kommt Mísia in die große Musikhalle. Im Februar wird uns der kapverdische Botschafter in Bonn seine schöne Heimat vorstellen, und die Portuenser Musikgruppe Toque de Caixa, die das Hamburger Publikum beim vorletzten Arraial so entzückt hat, wird in der kleinen Musikhalle auftreten.

Neben Maralde Meyer-Minnemanns Artikel sind noch eine Reihe weiterer Eigenbeiträge eingegangen, welche diese 4. Ausgabe der Portugal-Post zu einer anregenden Lektüre machen. Wir wünschen uns, dass diese rege Beteiligung an der Gestaltung unseres Nachrichtenblattes auch im Neuen Jahr anhält, sehen wir darin doch ein gutes Zeichen für die Lebendigkeit unserer Gesellschaft. Aber vor allem wünschen wir Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein Glückliches Neues Jahr - Feliz Natal e um Próspero Ano Novo.

Ihr Redaktionsteam





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Portugal-Post Nr. 4 / 1998